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Cleveland Browns – für immer erfolglos?

Die Cleveland Browns haben auch nach vier Spieltagen immer noch nicht gewonnen. Wieder einmal. Viele Football-Anhänger witzeln über das Team aus Ohio, ob der Erfolglosigkeit. Andere Fragen nach den Gründen: wie kann es sein, dass eine Franchise so dermaßen nicht in die Gänge kommen will. Eine Spurensuche und Chronik des Leidens:

Zu Beginn des Textes muss dem Leser klar sein: die Cleveland Browns sind ein wilder Haufen. Jegliche Kontinuität wurde auf Grund von Erfolglosigkeit abgewürgt. Das Team ist ein einziger Umbruch. Seit 1999 haben die Browns neun verschiedene Head Coaches, 26 verschiedene Quarterbacks, drei verschiedene Owner, sieben unterschiedliche General Manager und 21 First-Round-Picks (bei 17 Spielzeiten) verbraten. Nur einmal konnte man in die Playoffs einziehen. Man verzeihe eventuelle Wiederholungen oder jegliche Unordnung.

Am Anfang war ein Umzug

Dezember 1995. Die Cleveland Browns spielen ihr letztes Heimspiel der Saison. Zu Gast ist der Divisionsrivale aus Cincinnati. Die Play-Off Träume sind schon lange gestorben. An diesem Tag wären sie ohnehin nur nebensächlich gewesen. Das Spiel der Browns gegen die Bengals sollte das letzte NFL-Spiel für vier Jahre sein. Browns Owner Art Modell hatte schlichtweg die Lust an Cleveland verloren und sehnte nach noch mehr Geld. Vor allem ging es um ein neues Stadion – wie immer, wenn Owner das Wort “Relocation” in den Mund nehmen. Dieses wollte er in Baltimore finden. Er transferierte also einfach seine Browns nach Maryland und gründete zur Saison 1996 die Baltimore Ravens. Das kam überraschend. Und beeinflusst die Browns bis heute.

Denn Jahre zuvor (1991) verpflichtete man einen gewissen Bill Belichick als Head Coach. Belichick kam als Defensive Coordinator von den New York Giants, dem frisch gekürten Super Bowl Sieger, und sollte endlich für Erfolg in Cleveland sorgen. Schon damals wurde Belichick seinem Ruf als Trainer-Guru gerecht, er entwickelte ein damals neuartiges Trainergebilde inkl. vieler Scouts. Das sollte sich auf dem Platz langsam bemerkbar machen: zwar schafften es die Browns unter Belichick erst im vierten Jahr zu einem positiven Record, dennoch galt man vor allem in der Saison 1995 als einer der großen Mitfavoriten für den Superbowl. Die Saison startete mit einer Niederlage gegen die New England Patriots ehe man die nächsten drei Spiele allesamt gewann. Es folgte ein Einbruch, zur Saisonhälfte stand das Team bei einem Sieg-Niederlagenverhältnis von 4-4. Am Tag nach der vierten Niederlage, verkündete Browns Owner Modell, dass die Franchise kommende Saison in Baltimore spielen würde. Von dieser Nachricht getroffen, verlor die Mannschaft bis auf jenes gegen die Bengals – dem letzten Heimspiel – alle restlichen Partien. Die Fans tobten wegen des nahenden Umzugs und randalierten beim letzten Heimspiel so sehr, dass die Browns ihre gesamten Offensiv-Spielzüge auf die Seite des Gegners spielen mussten. Stühle flogen, Stahlbalken wurden entwendet, sogar Feuer wurde gezündet. Auch wenn die Browns das Spiel gewannen, der Hass der Fans auf Owner Modell war endlos. Belichick durfte nicht mit nach Baltimore sondern wurde von Modell via Telefonat entlassen.

Der turbulente Neuaufbau

Cleveland konnte sich aber mit der NFL einigen, dass zumindest die Namensrechte in der Stadt blieben. Es ging sogar noch weiter und man arrangierte ein Abkommen, dass die Browns drei Jahre lang als “inaktiv” führte, ehe man zur Saison 1999 wieder in den aktiven Ligabetrieb einstieg. Dies war möglich da Cleveland ein neues Stadion baute, allerdings spielte erstmals seit 1966 eine ungerade Zahl von Mannschaften in der NFL – 31 (das sollte bis 2002 und dem Einstieg der Houston Texans so bleiben).

Übernommen wurde das Team von Al Lerner, einem Banker aus Cleveland. Lerner war nicht unumstritten, schließlich half er seinem Freund Art Modell mit dem Umzug der alten Browns nach Baltimore. 1998 kaufte Lerner die Browns für die damalige Rekordsumme von 530 Millionen Dollar. Lerner holte mit Carmen Policy (CEO) und Dwight Clark (General Manager) vermeintlich Erfolg ins Team – beide waren an den erfolgreichen Zeiten der San Francisco 49ers maßgeblich beteiligt.

Sportlich bestand das Team aus vielen jungen und sehr vielen unerfahrenen Spielern. Man holte meist Ergänzungsspieler aus allen möglichen Franchises, als Head Coach sollte Chris Palmer fungieren. Palmer war zuvor Offensive Coordinator bei den Jacksonville Jaguars unter Tom Coughlin und sollte der footballverrückten Stadt neues Leben einhauchen. Als Gesicht der neuen Franchise sollte Quarterback Tim Couch dienen, er wurde von den Browns im Draft an erster Stelle gewählt. In Couch wurden hohe Erwartungen gesteckt, die er aber nicht erfüllen konnte.

Das erste Spiel der “neuen” Browns ging vor eigenem Publikum deutlich mit 43:0 gegen den großen Rivalen aus Pittsburgh verloren. Couch übernahm in Spiel zwei, konnte aber weitere sechs Niederlagen nicht verhindern. Erst gegen die New Orleans Saints in Spieltag acht feierte man den ersten Erfolg. Natürlich ein spezieller Sieg, er beinhaltet aber noch einen weiteren legendären Moment. Couch warf buchstäblich in letzter Sekunde einen Hail-Mary-Pass für den Sieg. Nach einem Sieg gegen die Steelers wars das aber auch schon wieder und die Browns beendeten die Spielzeit mit einem Record von 2-14. Aber immerhin hatte man wieder den ersten Pick im kommenden Draft. Unter Palmer konnten die Browns keinen Erfolg erzielen, nach zwei katastrophalen Saisonen war für ihn dann Schluss. Butch Davis übernahm als Head Coach.

Davis sollte bis dato der erfolgreichste Browns Coach der neuen Franchise werden (siehe Tabelle unten). Er schaffte es auch als erster und einziger der insgesamt neun Head Coaches der neuen Browns das Team in die Playoffs zu führen: 2002 mit einem Record von 9-7. Allerdings war in der ersten Runde der Post-Season schon wieder Schluß. In einem denkwürdigen Spiel verloren die Browns wieder einmal auf sehr eigenwilligen Weg mit 36:33 gegen die Pittsburgh Steelers – man führte die Partie zwischenzeitlich mit einem Vorsprung von 17 Punkten an. Während dieser Saison starb auch Owner Al Lerner weshalb sein Sohn Randy für ihn übernahm. Coach Davis konnte nicht mehr an diesen Erfolg anknüpfen und trat während der Saison 2004 zurück. Offensive Coordinator Terry Robiskie sprang interimistisch ein.

Browns Saison-Records seit 1999
Jahr Record
1999 2-14
2000 3-13
2001 7-9
2002 9-7
2003 5-11
2004 4-12
2005 6-10
2006 4-12
2007 10-6
2008 4-12
2009 5-11
2010 5-11
2011 4-12
2012 5-11
2013 4-12
2014 7-9
2015 3-13
2016 0-4

Mit dem Abgang von Davis war neben dem Head Coach Posten auch jener des General Managers frei geworden. Romeo Crennel – zuvor Defensive Coordinator der New England Patriots – wurde als Head Coach bestellt, Phil Savage wurde just von den Baltimore Ravens als GM abgeworben. Das Duo konnte zunächst ebenfalls keinen Erfolg einfahren, ehe man in die Saison 2007 überraschend mit einem positiven Record von zehn Siegen und sechs Niederlagen beendete. Dennoch ging es sich nicht für die Playoffs aus, man war sich aber sicher endlich auf dem richtigen Dampfer zu sein. Mit satten sechs Pro-Bowlern wollte man Spitzenteams angreifen und sich als Geheimfavorit positionieren. Das gelang zum Teil auch, 2008 gewann man beispielsweise gegen den Super Bowl Sieger aus New York. Verletzungen verhinderten aber mehr, die Browns schlossen die Saison mit 4-12 ab, wurden zwei mal zu null besiegt, verbrauchten insgesamt vier Quarterbacks und das Duo Savage/Crennel musste seinen Platz räumen.

Browns Head Coaches seit 1999
Jahr Head Coaches Spiele Siege Niederlagen Sieg-Quote
1999 – 2000 Chris Palmer 32 5 27 .156
2001 – 2004 Butch Davis 58 24 34 .414
2004 Terry Robiskie 6 1 5 .167
2005–2008 Romeo Crennel 64 24 40 .375
2009-2010 Eric Mangini 32 10 22 .313
2011–2012 Pat Shurmur 32 9 23 .281
2013 Rob Chudzinski 16 4 12 .250
2014-2015 Mike Pettine 32 10 22 .313
2016 Hue Jackson 4 0 4 .000

Eric Mangini kam als neuer Head Coach, General Manager wurde George Kokinis. Letzterer wurde auf Grund des katastrophalen Starts (1-7) entlassen, Magnini übernahm beide Posten. Nach einem “Lauf ” von 1-11 konnte man später aber wenigstens noch vier Spiele hintereinander gewinnen und die Saison mit 5-11 beenden. Magnini musste dennoch zum Ende der Saison 2010 seinen Platz räumen. Zu dieser Zeit wechselten im Front Office auch jährlich die Sitze: neue Präsidenten setzten neue General Manager ein, diese wiederum neue Trainer usw. Pat Shumur kam von den St. Louis Rams und beendete seine erste Saison 2011 mit 4-12.

Randy Lerner verkaufte das Team 2012 an Jimmy Haslam womit der jährliche Wahnsinn wieder aufs neue begann: seit 2012 hat Haslam quasi jährlich einen neuen General Manager eingesetzt, 2016 ist mit Paul DePodesta bereits der vierte GM in der Haslam-Ära im Einsatz. Shumur wurde zum Ende der Spielzeit 2012 entlassen, seine Nachfolger Chuduinski und Mike Pettine konnten ebenfalls nicht lange bestehen. Die Hoffnungen liegen ganz in Hue Jackson, dem aktuellen Coach der Browns. Jackson kam als Offensive Coordinator von den Cincinnati Bengals, mit ihm soll es endlich klappen. Zudem versuchen die Browns mit einem eigenen Draftsystem ähnlich jenem von “Money Ball“, den ein oder anderen Coup zu landen (DePodesta kam als langjähriger Baseball-Funktionär).

 

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Die Suche nach dem Messias

Die Cleveland Browns sind bekannt für Rekorde – wenn auch nicht unbedingt im positiven Sinne. Einer davon ist jener der Starting-Quarterbacks. Die Browns haben seit 1999 sage und schreibe 26 verschiedene Spielmacher aufs Spielfeld geschickt, mehr wie jedes andere Team im gleichen Zeitraum. Es gab nur eine Saison (siehe Tabelle) in der die Browns mit nur einem QB spielten – 2001 mit Tim Couch. Woran liegt das?

Zum einen schlichtweg an Pech

Tim Couch wäre ein guter QB gewesen, er hatte aber in seiner Karriere häufig mit Verletzungen zu kämpfen, die nicht mehr als eine Durchschnittskarriere zuließen. War es ein gebrochener Daumen oder ein gebrochener Fuß, es wollte bei ihm einfach nicht sein. Jeff Garcia – QB der Saison 2004 hatte ebenfalls immer wieder Verletzungsrückschläge und wurde nach nur einer Saison entlassen.

Zum anderen natürlich am Unvermögen

Entweder war das Team um den QB richtig bescheiden oder der QB war ein richtig bescheidener Typ. Tim Couch hätte wirklich ein guter Quarterback sein können, sein Pech war einfach, dass er in ein Team voller unerfahrener Spieler geworfen wurde. Seine O-Line ist sicherlich für die vielen Verletzungen verantwortlich.

Die ständige Suche nach dem Messias hat das Browns-Office das ein oder andere mal einfach in den Wahnsinn getrieben. Spieler wurden verpflichtet und sofort als neue Heilsbringer vermarktet, obwohl sie diesen Ansprüchen niemals gerecht wurden. Man nehme Kelly Holcomb: er kam 2001 zum Team, nachdem er bei den Indianapolis Colts hinter Peyton Manning spielte und sollte auch bei den Browns hinter Couch auf Einsätze warten. Nachdem sich Couch verletzte und Holcomb gut spielte, wurden die Stimmen lauter ihn zum Starting QB zu ernennen. Das tat man dann irgendwann, nur um ihn dann durch Jeff Garcia zu ersetzen. Dieser verletzte sich nach einer Saison und es kam zum abermaligen Austausch auf der QB Position.

Charlie Frye als nächstes Beispiel: 2005 in der dritten Runde gedraftet, sah man in ihm viel Potential und einen möglichen Franchise-QB. Er sollte langsam hinter Trent Dilfer aufgebaut werden, musste dann aber doch früher übernehmen. Warum? Dilfer kam erst in der Saison 2005 zu den Browns, um die beiden jungen QBs Frye und Luke McCoy an die NFL heranzuführen. Nach einer Auseinandersetzung mit dem damaligen Offensive Coordinator Maurice Carthon, musste und wollte Dilfer Cleveland schnellstmöglich verlassen. Frye musste einspringen, spielte teilweise sehr gute Partien (einige Rookie-Rekorde bestehen bis heute) und übernahm den Posten des Starting QBs zur Saison 2006. Natürlich kam wieder eine Verletzung ins Spiel und Derek Anderson übernahm Frys Posten.

Immer noch nicht zufrieden mit ihrem derzeitigen QB-Stand, drafteten die Browns Brady Quinn 2007 in der ersten Runde. Quinn spielte an der Notre Dame Universität und war für viele Draft-Experten einer der besten, wenn nicht der beste QB der Draftklasse. Man verglich ihn mit Carson Palmer und war sich sicher: das ist er, das ist der langersehnte, sofort fertige Franchise-QB. 20 Millionen und einen Vierjahresvertrag später fand sich Quinn zunächst nur als dritter QB hinter Frye und Anderson wieder. Frye versagte im ersten Spiel 2007 gegen die Pittsburgh Steelers und wurde schnell nach Seattle verfrachtet. Anderson übernahm bis er sich im letzten Spiel der Saison am Handgelenk verletzte – Quinns Zeit war also noch in seiner Rookie-Saison gekommen. 2008 übernahm zunächst Anderson, ehe er wegen schlechten Leistungen auf die Bank gesetzt wurde. Quinn spielte daraufhin ziemlich solide, verletzte sich aber unter musste sich am Finger operieren lassen.

Browns QBs seit 1999 (Anzahl der Spiele)
Jahr QB (Anzahl Spiele)
1999 Tim Couch (14) / Ty Detmer (2)
2000 Doug Pederson (8) / Tim Couch (7) / Spergon Wynn (1)
2001 Tim Couch (16)
2002 Tim Couch (14) / Kelly Holcomb (2)
2003 Kelly Holcomb (8) / Tim Couch (8)
2004 Jeff Garcia (10) / Kelly Holcomb (2) / Luke McCown (4)
2005 Trent Dilfer (11) / Charlie Frye (5)
2006 Charlie Frye (13) / Derek Anderson (3)/td>
2007 Derek Anderson (15) / Charlie Frye (1)
2008 Derek Anderson (9) / Brady Quinn (3) / Ken Dorsey (3) / Bruce Gradkowski (1)
2009 Brady Quinn (9) / Derek Anderson (7)
2010 Colt McCoy (8) / Jake Delhomme (4) / Seneca Wallace (4)
2011 Colt McCoy (13) / Seneca Wallace (3)
2012 Brandon Weeden (15) / Thad Lewis (1)
2013 Jason Campbell (8) / Brandon Weeden (5) / Brian Hoyer (3)
2014 Brian Hoyer (13) / Johnny Manziel (2) / Connor Shaw (1)
2015 Josh McCown (8) / Johnny Manziel (6) / Austin Davis (2)
2016 Robert Griffin III (1) / Josh McCown (1) / Cody Kessler (2)

2009 kam mit Eric Magnini ein neuer Head Coach nach Cleveland und damit auch die Frage nach dem Starting-QB. Anderson und Quinn wechselten sich ob schlechter bzw. guter und dann wieder schlechter werdenden Leistung ab. Quinn verletzte sich schließlich am Fuß und wurde in der Offseason zu den Denver Broncos getradet. Er war also auch nicht der gewünschte Franchise QB. Anderson wechselte zu den Arizona Cardinals.

Den einen Heilsbringer zu Tim Tebow nach Denver geschickt, kam in Colt McCoy schon der nächste. McCoy galt ebenfalls als großes Quarterback-Talent zumindest was College-Football anbelangt und wurde 2006 “fast” mit der Heisman-Trophy ausgezeichnet. McCoy wartete lange auf die NFL, er spielte alle vier Jahre am College, dürfte diese Entscheidung aber heute eventuell bereuen. Nach seiner Junior-Season hatten sahen ihn NFL-Experten als Erst- oder Zweitrundenpick, McCoy wollte aber noch sein letztes Jahr spielen und verletzte sich im letzten Collegespiel an seinem Wurfarm inklusive Nervenverletzung und konnte nicht am NFL Combine teilnehmen. Obwohl er neben Sam Bradford und Jimmy Clausen(!) als drittbester College-QB eingeschätzt wurde, fiel er in die dritte Runde zu den Browns. Wie schon Brady Quinn sollte McCoy in seiner ersten Saison nur lernen und zuschauen. Aber wie es das Schicksal so will, verletzten sich die beiden restlichen QBs Jake Delhomme und Seneca Wallace ebenfalls und McCoy kam in Woche 6 zu seinem ersten Einsatz. Dort verlor er zwar gegen die Steelers, doch konnte er sein Team in der darauffolgenden Woche überraschend zum Sieg gegen den damaligen Super Bowl Champion aus New Orleans führen. McCoy sollte bis Ende 2011 Starter der Browns bleiben, ehe ihn eine Gehirnerschütterung und durchwachsene Leistungen aus dem Spiel nahmen und er schon für den nächsten Platz machen musste.

Brandon Weeden kam, wieder ein Quarterback, wieder ein Firstroundpick. Weeden war speziell, er legte einen kurzen Umweg ein ehe es ihn aufs College verschlag. Schon 2002 wurde er in der zweiten Runde des MLB Drafts von den New York Yankees gewählt und er sollte bis Ende 2006 Baseball spielen. Erst dann kam er seiner zweiten Leidenschaft – dem Footballspiel – nach, als er auf die Universität von Oklahoa State ging. Weeden spielte bis 2011 am College und zwar so dermaßen gut, dass er von den Browns als bisher ältester Spieler (28 Jahre) in der ersten Runde gedrafted wurde. Die Erwartungen waren natürlich auch bei ihm hoch, er wurde sofort als Starting-QB bestimmt und startete sensationell miserabel in sein erstes NFL-Spiel: mit einem Passer-Rating von 5.1 und vier Interceptions bei keinem Touchdown legte Weeden ein wahrlich beachtenswertes Debüt hin. Danach ging es aber wirklich los, Weeden spielte eine sehr gute Saison und stellte mit 3.385 Yards einen Browns-Rookie Franchise Rekord auf. Dennoch konnte Weeden in der darauffolgenden Saison nicht an seine Leistungen anknüpfen, verletzte sich am Finger und verlor den Job an Brian Hoyer, der wiederum sehr solide spielte und Siege feierte, ehe er sich nach wenigen Spielen das Kreuzband riss. Weeden übernahm wieder, spielte aber sehr schwach und wurde für Jason Campbell gebenched. Campbell konnte ein Spiel gewinnen, verlor aber die restlichen sieben und wurde so wie Weeden Ende 2013 entlassen.

Jetzt endlich großer Auftritt von Clevelands letztem und vielleicht größtem Fail: Johnny Manziel. Der Draft 2014 war enorm mühsam. Johnny “Football” Manziel wurde zu jedem Team hingeschrieben, das auch nur ansatzweise einen QB benötigte. Holt ihn Jerry Jones zu den Cowboys? Geht er gar nach Jacksonville? Wie wärs mit Tampa Bay? Oakland? Oder doch die Vikings? Die Browns könnten ja auch, die brauchen sowieso immer einen Quarterback. Dass er nicht als erster Spieler gepickt werden würde war klar. Dass er aber nicht einmal als erster QB gewählt wurde überraschte schon (Blake Bortles ging an #3 zu den Jaguars). Quasi vor jedem Draftpick wurde Manziel eingeblendet, im Hemd ohne Sakko sitzend, in der einen Hand in sein Smartphone starrend in der anderen am Wasserglas nippend. Und nichts geschah. Bis die Browns für ihn extra hinauftradeten und ihn schlussendlich doch an 22. Stelle pickten. Ein Heisman-Trophy-Winner bei den Browns, ein ganz großer des College-Footballs. Wenn das nicht geht, geht nichts mehr.

Hoyer blieb vorerst Starting-Quarterback, wurde aber Ende November 2014 gebencht. Manziel übernahm und blieb deutlich unter seinen Erwartungen. Er konnte kein Spiel gewinnen, hatte schlechte Statistiken und verärgerte seine Teamkollegen und seine Coaches auf Grund von fehlender Professionalität. In der Offseason zu Spielzeit 2015 verletzte sich Manziel am Ellbogen und fiel für die Preseason aus. Währenddessen übernahm Josh McCown als QB, ehe er sich im ersten Regular-Season-Spiel verletzte und der wiedergenesene Manziel für ihn zum Einsatz kam. Manziel sollte eine Niederlage und einen Sieg feiern. McCown und Manziel wechselten sich daraufhin auf Grund von Verletzungen als QB ab, bis sich schließlich Manziel im November als Starting-QB durchsetzen konnte. Die Freude darüber war nur von kurzer Dauer – die Bye-Week nütze Manziel um ausgiebig zu feiern weshalb er sich später nur mehr als dritter Spielmacher im Team wiederfand. Es sollte der endgültige Anfang vom Ende sein, Manziel kam zwar noch zu Einsätzen, verspielte aber jeglichen Kredit durch weitere Partyeskapaden und wurde schlussendlich im März 2016 entlassen.

Zur Saison 2016 übernahm Hue Jackson das Team als neuer Head Coach und verpflichtete den ehemaligen Offensive Rookie Of The Year Robert Griffin III. Keine unumstrittene Wahl, schließlich konnte RGIII nie mehr an seine überragende Rookie-Saison anschließen – sein Knie machte ihm einen Strich durch die Rechnung. RGII spielte eine solide Preseason, ehe er sich in der ersten Woche der aktuellen Saison an der Schulter verletzte. McCown startete im zweiten Spiel nur um sich ebenfalls an der Schulter zu verletzen. Derzeit steht mit Cody Kessler ein Rookie als Starting-QB hinter der Line. Ob er die ersehnte Lösung ist, wird sich erst herausstellen.
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Die Draftmisere

Die Cleveland Browns drafteten seit 1999 satte 155 Spieler (sechstmeiste im Vergleichszeitraum) – 21 Spieler wurden in der ersten Runde gewählt (drittmeiste in dieser Wertung). Von diesen 155 Picks, wählte man insgesamt neun Quarterbacks und von denen wiederum vier in der ersten Runde.

Browns Firstroundpicks seit 1999
Jahr Draftpick Position Name
1999 1 QB Tim Couch
2000 1 DE Courtney Brown
2001 3 DT Gerard Warren
2002 16 RB William Green
2003 21 C Jeff Faine
2004 6 TE Kellen Winslow
2005 3 WR Braylon Edwards
2006 13 DE Kamerion Wimbley
2007 3 LT Joe Thomas
2007 22 QB Brady Quinn
2009 21 C Alex Mack
2010 7 DB Joe Haden
2011 21 DB Phil Taylor
2012 3 RB Trent Richardson
2012 22 QB Brandon Weeden
2013 6 LB Barkevious Mingo
2014 8 DB Justin Gilbert
2014 22 QB Johnny Manziel
2015 12 NT Danny Shelton
2015 19 C Cameron Erwing
2016 15 WR Corey Coleman

Tim Couch:

Wie in der Quarterback-Rubrik schon erwähnt: Couch wäre kein schlechter gewesen. Couch fehlte es zunächst an professionellem Spielsystem, am College spielte er in keinem NFL-tauglichem System. Obwohl er noch nicht wirklich ein Playbook kannte, lernte er sehr schnell. Sein größtes Problem waren aber sicher seine meist unerfahrenen Mitspieler. Sei es in der Line oder als Passfänger – Couch wurde meist im Stich gelassen. Damit war nichts zu machen, Couch verletzte sich häufig und zog nach vier Jahren 2003 die Reißleine. Für viele gilt Couch als Draft-Bust, andere wie etwas Cardinals HC Bruce Arians verteidigen Couchs Karriere.

Courtney Brown:

Der Defensive End wurde 2000 an erster Stelle ausgewählt und sollte Couchs Gegenpart in der Defensive übernehmen – Franchise-Defensive-Player. Das sah nach seiner Rookie-Saison auch wirklich gut aus, Brown kam in 16 Spielen auf 69 Tackles, 4.5 Sacks. Seine zweite Saison sollte die Werte noch steigern, jedoch konnte Brown an nur fünf Spielen teilnehmen – eine Verletzung beendete seine Spielzeit frühzeitig. Allerdings verzeichnete der Defensive-End in diesen fünf Auftritten satte 21 Tackles, 4.5 Sacks und zwei Forced Fumbles. Browns Karriere war von Verletzungen gezeichnet, er konnte keine volle Saison spielen und trat 2005 vom Footballspiel zurück.

Gerard Warren:

Warren wurde 2001 als erster Lineman an dritter Stelle gepickt. Er sollte auch nur vier Spielzeiten bei den Browns bleiben. In diesen Jahren verzeichnete Warren solide Werte, kam durchschnittlich auf 37 Tackles und vier Sacks. Warren wurde 2005 zu den Denver Broncos getradet. Später folgten Stationen bei den Oakland Raiders und den New England Patriots.

William Green:

Green galt als einer der vielversprechendsten Runningbacks seines Jahrgangs. Allerdings machte er schon am College mit Drogenexzessen Schlagzeilen. Den Browns war’s egal und er wurde an sechzehnter Stelle gedrafted. Er spielte in seiner Rookie Saison in jedem Spiel und kam auf knapp 900 Yards bei sechs Touchdowns. Das sollte es dann auch schon wieder gewesen sein – Green wurde in seinem zweiten Jahr nach gutem Start (knapp 600 Yards) wegen Trunkenheit am Steuer und Drogenbesitzes festgenommen und anschließend für vier Spiele gesperrt. Während dieser Sperre wurde Green zusätzlich noch von seiner Verlobten mit einem Messer attackiert, weshalb er aus Vorsichtsmaßnahmen für die komplette restliche Saison gesperrt wurde. Davon sollte sich Green nie mehr erholen ehe er seine Karriere Ende 2005 beendete.

Jeff Faine:

Mit Faine wollte man die O-Line verstärken, damit man egal wen auf der QB-Position besser beschützen konnte. Faine spielte bei den Browns keine Saison mit den maximalen 16 Spielen und wurde 2006 zu den New Orleans Saints getraded. Weitere Stationen in Tampa Bay und Cincinnati sollten folgen. 2007 war er Ersatzspieler im Pro Bowl.

Kellen Winslow:

Winslow wurde 2004 an sechster Stelle gedrafted, womit er zum vierthöchsten Tight-End-Pick der Draftgeschichte wurde. Winslow unterschrieb einen Sechsjahresvertrag über 40 Millionen Dollar. Er sollte in der Browns-Offensive für ordentlich Wirbel sorgen, verletzte sich aber schon in Woche drei der Regular Season und musste das restliche Jahr pausieren (Wadenbeinbruch). Kaum genesen, erlitt Winslow bei einem Motorradunfall eine Knieverletzung die ihn für die gesamte Saison 2005 ausfallen ließ. 2006 konnte er in jedem Spiel starten, kam auf 89 Receptions (Browns-Rekord) und über 800 Receiving-Yards bei drei Touchdowns. 2007 schließlich seine beste Saison als er auf über 1.100 Yards und fünf TDs kam. Er wurde mit dem Pro Bowl belohnt. 2008 sollte seine letzte Spielzeit in Cleveland sein, ehe es für ihn nach Tampa Bay, Seattle, New England und zu den New York Jets ging.

Braylon Edwards:

An dritter Stelle gedrafted, waren die Erwartungen in Edwards enorm hoch. Seine College-Leistungen bei Michigan ließen die Fans auf einen Star-Receiver hoffen – er hatte alles: sichere Hände, Schnelligkeit und gute Route-Running. Nur 2007 konnte er seine Stärke beweisen: 80 Receptions für 1.279 Yards und 16 Touchdowns, zusätzlich noch All-Pro und Pro Bowl Auszeichnungen. Zudem fiel er in Cleveland dadurch auf, dass er einen Freund von Lebron James in einem Nachtclub schlug. Edwards konnte nie mehr die 1.000 Yard Marke übersteigen und wurde während der Saison 2009 zu den New York Jets transferiert. Später ging es noch nach San Francisco, Seattle und wieder zu den Jets.

Kamerion Wimbley:

Über Wimbley kann man auch sagen: guter Start, danach nicht mehr viel. Nachdem Romeo Crennel als Head Coach übernahm, transferierte er die Defensive der Browns zu einem 3-4 System. Wimbley, eigentlich ein Defensive-End, wurde zum Outside-Linebacker umtransferiert. Das ist selten eine gute Idee, dennoch sollte Wimbley den Positionstausch zunächst gut zu Stande bringen. In seiner Rookie-Saison kam er auf satte elf Sacks. An diese Statistik sollte er nie mehr herankommen, in seiner zweiten Saison kam er noch auf fünf, in seiner dritten und vierten Saison auf drei bzw. 2.5 Sacks. Danach ging es zu den Oakland Raiders. Dort kam er noch einmal auf neun Sacks.

Joe Thomas:

Da gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Nummer drei Pick. Verdient! Die Browns mögen zwar viel falsch gemacht haben, die Auswahl von Joe Thomas gehört aber definitiv zu den Sonnenseiten. Thomas gilt für viele als bester Left Tackle dieser Dekade, wurde acht mal ins All-Pro Team gewählt und ist neunmaliger Pro Bowler. Zudem hat er bis jetzt noch kein einziges Spiel verpasst. Das ist ein Hall Of Famer (der seine gesamte Karriere vermutlich bei den Browns verbrachte).

Brady Quinn:

Wie oben schon beschrieben: Quinn war auch nicht der ersehnte Franchise-QB. Das war ein Bust. Quinn fiel zusätzlich noch mit homophoben Aussagen auf.

Alex Mack :

2009 haben die Browns im Nachhinein ziemlich klug agiert: man tradete nach unten, gleich zwei mal. Zunächst mit den New York Jets (die ihren Pick für den grandiosen Mark Sanchez verschwendeten) und später mit Tampa Bay (die damit Josh Freeman engagierten). Mit Pick 21 wählten die Browns dann Alex Mack, der ihnen bis zur heurigen Saison als starker Center dienen sollte. Drei mal Pro Bowl, einmal Second All-Pro Team. Zur Saison 2016 wechselte Mack nach Atlanta wo er einen Center-Rekordvertrag über 45 Millionen Dollar (28.5 Millionen garantiert) unterschrieb.

Joe Haden:

Joe Haden dürfte der letzte gelungen Draftpick der Browns gewesen sein. Zumindest der letzte offensichtliche, auf dem ersten Blick erkennbare. Zwei mal Pro Bowl, zwei mal ins Second All-Pro Team. Immer noch sehr jung, immer gefährlich und ein Hoffnungsträger für alle Browns. Einfach ein super Cornerback.

Phil Taylor:

Phil Taylor. Nein nicht der Dartweltmeister. Von der Power seines Namenskollegens war anfangs aber auch etwas zu sehen: in seiner Rookie-Saison kam er auf 59 Sacks und vier Sacks. Verletzungen sollten ihn immer wieder bremsen. 2015 wurde er schlussendlich entlassen. Zur Saison 2016 kam er bei den Denver Broncos unter, er wurde mit einer Knieverletzung auf die IR gesetzt.

Trent Richardson:

Der schmerzt. Immer noch. Trent Richardson war einer der begnadetsten und spektakulärsten Runningbacks in seiner College-Zeit. Die Erwartungen waren hoch, man sah in ihm den nächsten Adrian Peterson, einen sofortigen All-Pro. Seine Rookie-Saison war auch sehr gut, er kam auf 950 Yards und elf Touchdowns – allerdings lief er nur für 3.6 Yards pro Versuch. Danach begann der freie Fall und er wurde schon nach zwei Wochen in seiner zweiten Saison zu den Indianapolis Colts transferiert. Richardson konnte nie mehr annähernd an diese Stats anschließen, er wurde sowohl von den Colts als auch von den Baltimore Ravens später entlassen. Sehr schade!

Brandon Weeden:

Ältester Spieler der in Runde eins gedrafted wurde. War ganz ok am Beginn, am Ende eine Katastrophe. Schon wieder weg, nach Dallas jetzt in Houston.

Barkevious Mingo:

Mingo wurde an sechster Stelle gewählt und sollte mehr können als er bis jetzt gezeigt hat. In seiner ersten Saison spielte er nur in drei Spielen, später wurde es besser, allerdings verlief seine Karriere bei den Browns wie ein einziges auf und ab. Wechselte zur Saison 2016 zu den New England Patriots. Es wäre kein Wunder, würde er dort zu einem der besten LBs werden.

Justin Gilbert:

Justin Gilbert überzeugte im Combine vor allem als Athlet. Die Browns sahen in ihm eine passende Ergänzung zu Joe Haden. Er startete allerdings nur in zwei Spielen in seiner Rookie-Saison, kam aber in 14 zum Einsatz. Wirklich brauchbares gab es wenig (eine Interception). 2015 sollte nicht wirklich besser werden, weshalb Gilbert zur Saison 2016 zu den Pittsburgh Steelers getraded wurde.

Johnny Manziel:

Siehe oben. Es fehlt die Kraft um den ganzen Wahnsinn noch einmal durchzumachen. Werd gesund!

Danny Shelton:

Shelton spielte in seiner ersten Saison in allen 16 Spielen, startete 15 mal und kam auf 36 Tackles. Der Nose Tackle dürfte auch heuer eine ordentliche Rolle in der Defensive der Browns spielen, er hat bisher 18 Tackles auf dem Konto. Legendär auch sein Draft. 

Cameron Erwing:

Tackle, Guard, Center – Erwing hat langsam jede Position durch. Nachdem Mack zu den Falcons ging, spielt Erwing als Center. Hat heuer schon einige Patzer (Snaps!) die zu gegnerischen Punkten wurden (Safeties!). Macht aber keinen schlechten Eindruck und hat Pech, dass er sich auf keinen QB langfristig einstellen kann.

Corey Coleman:

Leider auch schon wieder verletzt, in den bisherigen Auftritten aber definitiv eine Verstärkung. Der kann weit kommen.

Von den seit 2007 gedrafteten 13 Spielern, sind aktuell noch sechs Spieler im Kader. Spieler die zwischen 2011 und 2014 verpflichtet wurden, spielen entweder wo anders oder gar nicht mehr. Das sollte einiges sagen.

Wie geht es weiter? Was kann man erwarten?

Die Browns werden es mit Hue Jackson schaffen, sofern Owner Haslam den Ball flach hält und sein Front Office einmal unverändert lässt. Natürlich fehlt immer noch eine Franchise-Lösung auf der Quarterback Position, dennoch hat man prinzipiell ein sehr junges und auch talentiertes Team. Derzeit zeigen sie das auch in mindestens einem Viertel pro Spiel. Das sieht nicht so schlecht aus, man kann es einfach noch nicht fertig spielen. Die in jedem Spiel stattfindenden unnötigen Fehler muss man abschalten (auch wenn sie gute Unterhaltung sind). Jackson wird aber auch hier eine Lösung finden. Natürlich werden nicht alle Spieler einschlagen. Spieler wie Nassib, Ogbah, Crowell, Proyr machen aber Hoffnung. Es braucht aber endlich Kontinuität – und zwar im positiven Sinne. Ja, Cleveland würde man einen Erfolg einmal gönnen. Zumindest haben die Fans der Stadt noch Lebron James. Wenn gar nichts mehr geht.