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Divisionalround Review – Falcons und Patriots weiter

Die ersten beiden Spiele der Divisional-Runde sind vorbei. Die Atlanta Falcons und die New England Patriots konnten Heimsiege feiern und ziehen damit als erste Mannschaften in die Conference-Finals ein. Das können wir von den Spielen mitnehmen:

Falcons dominieren

Die Atlanta Falcons gewinnen gegen die Seattle Seahawks mit 36:20 und bestätigten einmal mehr ihre unglaubliche Stärke im Offensivspiel. Matt Ryan wieder makellos, warf 338 Yards (26/37) und drei Touchdowns bei keiner Interception. Er führte das Team zum Sieg. Der Schlüssel zum Erfolg waren weniger die weiten Bälle (nur ein Pass für einen Raumgewinn von über 20 Yards kam an – drei Versuche), viel mehr fand er seine Mitspieler bei kurzen und sicheren Routen.

Beide Mannschaften kamen perfekt aus der Kabine und konnten gleich in den ersten Drives zu Touchdowns kommen: Wilson eröffnete das Punktespektakel mit einem Touchdownpass auf Tight End Jimmy Graham, sein Gegenüber Ryan antwortete mit einem Touchdown auf Wide-Receiver Superstar Julio Jones. Im anschließenden Drive konnten die Seahawks ein Field Goal erzielen und Atlanta daraufhin zum punten zwingen. Dann eine erste Schlüsselszene des Spiels: Devin Hester, der beste Returner aller Zeiten, returnte den Punt für 80 Yards bis tief in die gegnerische Hälfte, wurde aber wegen einer Holding-Strafe zurückgepfiffen. Seattle musste an der eigenen sieben Yard Linie beginnen. Nachdem Thomas Rawls schnell gestoppt und zu einem Raumverlust von drei Yards gezwungen wurde, stach die agile Abwehr der Falcons zu und sackte Wilson in der eigenen Endzone zum Safety. Wilson stolperte da ihm sein Guard Ben Garland auf den Fuß stieg. In weiterer Folge konnte sich Atlanta von den Seahawks absetzen.

Jeder überzeugt

Man sah eine unglaublich homogene Offensiveinheit der Falcons, nahezu jeder Spieler überzeugte zur Gänze. Natürlich verlässt man sich zu Recht in kritischen Situationen auf Julio Jones – 67 Yards, sechs Fänge, ein TD – er war aber nicht unbedingt der ausschlaggebende Faktor. Viel mehr der Mix um die Runnigbacks Devonta Freeman (45 Yards, ein TD, 80 Receiving Yards) und Tevin Coleman (57 Yards, 22 Receiving Yards, ein TD) bzw. Taylor Gabriel (71 Receiving Yards) und Mohamed Sanu (44 Yards, ein TD). Ryan nutzte seine Waffen und konnte sich wieder einmal auf eine solide Line verlassen. Dass Jones nahezu die gesamte zweite Hälfte des Spiels nur von der Bank aus verfolgte, könnte dem ein oder anderes Sorgen bereiten: die Zehverletzung meldete sich wieder. Nach dem Spiel gab es aber Entwarnung, man habe Jones geschont, wenn es hart auf hart gekommen wäre, wäre er bereit gestanden. Man war sich dem Erfolg also sehr sicher.

Eine wahrhafte Verstärkung ist und bleibt Alex Mack. Der Center ist der Leader der Offensive Line, hält jedem Druck stand und ist auch dafür verantwortlich, dass sich Ryan vermehrt aufs Passen konzentrieren kann. Das ist ein großer Unterschied zu den vergangenen Jahren und zahlt sich schon heuer aus. Ehre wem Ehre gebührt.

Ein Schritt nach vorne

Die Defensive der Falcons machte genau das, was man machen musste: Big Plays forcieren und selbst weniger zulassen. Man konnte den Pass Rush um Brooks Reed, Dwight Freeney und Vic Beasley etablieren, die Defensiv-Spieler der Falcons zeigten den Linemen der Seahawks deutlich ihre Grenzen auf. Russell Wilson wurde bei knapp der Hälfte aller Bälle unter Druck gesetzt, er musste immer wieder aus der Pocket fliehen.

In der Redzone-Verteidigung kann Atlanta immer noch nicht überzeugen, man stellt die schlechteste Einheit der Liga dar. Vor allem auf den Cornerback-Positionen ist man anfällig, man kann dieses Situationen vor der eigenen Endzone sehr schlecht verteidigen. Dennoch war das auch gegen Seattle besser, als man Wilson zwei mal intercepten konnte (Deion Jones und Ricardo Allen). Das Spiel der Falcons lebt von Ryan und seiner Offensive.

Wilson zu wenig

Man kann sagen was man will, aber die Niederlage geht sicherlich nicht auf die Kappe von Quarterback Russell Wilson. Der Spielmacher kam auf 225 Yards (17/30) und zwei Touchdowns bei zwei Interceptions. Dass überhaupt 17 Bälle ankamen gleicht einem Wunder, Wilson hatte absolut keine Zeit sich in der Pocket zurechtzufinden, sonder musste sich meist schnell nach Ballannahme auf den Weg machen. Er selbst gab zudem noch den besten Läufer (49 Yards). Nur im Eröffnung-Drive funktionierte alles, später brach man ein.

Das lag natürlich auch an der O-Line, wieder einmal. Wie angesprochen hielt die Mauer nicht, weder Wilson noch die Runningbacks um Thomas Rawls und Alex Collins konnten sich etablieren. Dass sich dann auch noch Rookie Guard Germain Ifedi im ersten Viertel verletzte, tat der Einheit alles andere als gut, sein Ersatzmann Rees Odhiambo war für einige kritische Plays verantwortlich (der Rookie stieg Wilson auf den Fuß, ließ den Safety und einen weiteren Sack zu). Seitdem man Max Unger im Tausch für Jimmy Graham nach New Orleans tauschte, funktioniert die Line nicht mehr, man spart an der falschen Stelle. Das dürfte mittlerweile jedem klar sein, eine aufregende Offseason steht bevor.

Die Receiver hatten auch zu kämpfen: Paul Richardson gab wieder den Tyler Lockett, fing die schwersten Bälle für 83 Yards und hatte einmal Pech, als eine 58 Yard-Bombe zu ihm nicht als Fang gegeben wurde. Pech deshalb, weil das eine klare Pass Interference der Falcons Gegenspieler war. Ansonsten: Doug Baldwin 80 Yards und ein TD, Jimmy Graham 22 Yards, ein TD – mehr war nicht drin, Wilson hatte keine Zeit.

Hester ein Lichtblick

Wenn es offensiv schon gar nicht läuft, versucht man natürlich durch gute Special-Team Arbeit an eine aussichtsreiche Ausgangslage zu kommen. Der Schachzug Devin Hester für die Playoffs als Returner zu verpflichten hat sich definitiv ausgezahlt. Wenn man sich nicht selber schaden würde. Hester returnte Bälle für 200 Yards Raumgewinn, allerdings wurde sein 80-Yards-Raumgewinn zurückgepfiffen. Dennoch zeigt sich – der 34-Jährige kann auch 2017 immer noch für Entscheidungen sorgen.

Defensive nicht voll da

Die Legion of Boom präsentierte sich gegen die Falcons ungewohnt durchschnittlich. Natürlich – einmal geht’s noch – fehlt Earl Thomas als alles-abdeckender Safety, dass sich dann auch noch Cornerback DeShawn Shead schwer am Knie verletzte, machte die Sache nicht einfacher. Sein Backup – Rookie DeAndre Elliott – wurde gleich ins kalte Wasser geworfen, Ryan wirf Bälle in seine Richtung die zu neuen Angriffsserien führten. Richard Sherman ließ fünf von acht Pässen in seine Richtung zu, vier davon gegen Julio Jones, womit die Frage geklärt wäre, wer denn das Duell der beiden Stars für sich entscheiden konnte (47 Yards). Die Cornerbacks der Seahawks hatten vor allem bei Comeback-Routen der Falcons Probleme und zogen den Kürzeren.

Ebenso durchschnittlich präsentierte sich der Pass Rush. Bis auf Michael Bennett kam wenig Druck auf Ryan, was sich auch in dessen Zahlen widerspiegelt. Natürlich war die Aufgabe gegen diese Offensiveinheit alles andere als einfach, dennoch ist es ungewohnt, die Defensive Seattles mit derartig großen Problemen zu sehen.

Schiedsrichter mit Fehlern

Schiedsrichter Fehlentscheidungen schmerzen, vor allem in dieser Saison-Phase. Die Referees hätten den ersten TD von Julio Jones zurückpfeifen müssen, eine Offensive Pass Interference durch Sanu fand klar statt. Auch in weiterer Folge rühmte man sich nicht, es hätte durchaus den ein oder anderen PI-Call geben müssen. Auch bei dem 35-Yard-Field Goal der Falcons durch Bryant beim Stand von 10:9 aus Sicht der Seahawks hatte man Pech, da Devonta Freeman nach einem Lauf sich eine kleine Auseinandersetzung mit seinem Gegenspieler nach Abpfiff des Plays lieferte. Man hätte auch hier auf eine Strafe entscheiden können und hätte weiter hinten kicken müssen. Bitter für die Seahawks, die, und so fair muss man auch sein, heuer aber schon mit sehr vielen Entscheidungen zu ihren Gunsten davonkamen.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Falcons treffen im NFC Conference Finale entweder auf die Dallas Cowboys oder die Green Bay Packers. Entscheiden die Texaner ihr Duell heute Abend, müssen die Falcons vom Georgia Dome Abschied nehmen, da man dann nach Dallas reisen muss. Im kommenden Jahr spielt man dann im neuen Mercedes Benz Stadium.

Die Offensive Atlantas ist für mehr gemacht, man stellt die beste Mischung der verbliebenen Mannschaften. Dennoch muss man sich im klaren sein, dass jeder Erfolg auf diese Einheit baut. Ryan muss nahezu immer punkten um der Defensive genug Spielraum zu geben. Da wir wissen: noch ist die junge Defensiveinheit noch nicht so weit und abhängig von anderen Mannschaftsteilen.

Die Seattle Seahawks verabschieden sich in den Urlaub. Man muss zur neuen Saison die Baustelle O-Line grundlegend bereinigen. Ansonsten ist genügend Talent und Erfahrung da. Die Offensive, wenn verletzungsfrei, kann ähnlich wie jene in Atlanta spektakulär werden. Wilson, Rawls und die Receiver Doug Baldwin, Jimmy Graham, Tyler Lockett und seit neuestem auch Paul Richardson bieten genügend Möglichkeiten.

Zu New England – Houston:

Photo by Joe Faraoni / ESPN Images

Patriots im Conference Finale

Die New England Patriots feierten einen 34:16 Sieg über die Houston Texans. Lange Zeit erwies sich das Spiel als unerwartet ausgeglichen, hart umkämpft. Vor allem in der ersten Halbzeit hatte Tom Brady Probleme, konnte aber dank einer Pass Interference Strafe gegen Houston in gute Feldposition gelangen und zum ersten TD kommen. Dion Lewis setzte mit einem Kick-return-Touchdown dann noch weitere sieben Punkte drauf. Allerdings konnte man in den ersten beiden Vierteln nur 19 Yards über den Lauf herausholen, Brady warf zudem noch eine Interception, für die er allerdings nicht verantwortlich ist (Floyd tippte den Ball). Nach der Pause kamen sowohl Offensive als auch Defensive der Patriots in Schwung und sorgten für den Erwartungssieg.

Brady selbst (287 Yards, 18/38, zwei TDs, zwei INTs) erlebte einen für seine Verhältnisse ungewöhnlichen Abend. Er kam in einem Spiel auf gleich viele Interceptions wie in seinen restlichen 12 Saisonspielen zusammen – das unterstreicht seine außergewöhnliche Spielzeit heuer. Für seine Pässe ließ sich Brady viel Zeit, er konnte seine Receiver in Szene setzen, wenn auch deutlich später als gewohnt.

Lewis Rekord

Runningback Deion Lewis musste seit Oktober 2015 auf einen Touchdown warten, ehe er gegen die Texans auf gleich drei Touchdowns kam. Und er stellte dabei einen Rekord auf, denn es gelang noch keinem anderen Spieler auf einen Receiving-, sowie einen Rushing- und einen Return-Touchdown in einem Postseason-Spiel zu kommen. Ingsegsamt kam er auf 41 Rushing-, 21 Receiving-Yards inklusive einem 98 Yards-Return TD.

Die Receiver um Julian Edelman und Chris Hogan erlebten einen sehr starken Abend. Edelman kam auf 137 Yards bei acht Fängen, Hogan auf 95 Yards und vier Pässe. Man konnte sich von den Gegenspielern lösen und für großen Raumgewinn sorgen. Wer allerdings alles andere als gut spielte war Michael Floyd. Der Passfänger den man erst vor wenigen Wochen von den Arizona Cardinals unter Vertrag nahm, war für eine Interception verantwortlich, hatte Glück dass es bei nur einer blieb. Eine Offensive Pass Interference schleuderte seine Mannschaft aus aussichtsreicher Position wieder weit zurück. Man darf gespannt sein, ob Floyd längere Zeit im Team bleibt, Malcolm Mitchell sollte nach seiner Verletzung langsam wieder fit werden.

Einer macht genügend Geld

Logan Ryan, Cornerback der New England Patriots, ist bald Free Agent und dürfte – egal wo – ziemlich viel Geld machen. Denn der 25-Jährige spielte eine sehr starke Saison. So auch gegen Houston, er ließ von sieben Pässen in seine Richtung drei zu – für die magere Ausbeute von neun Yards. Ryan konnte zwei Pässe abfälschen und sorgte für eine Interception. Dem noch nicht genug, sackte er einmal Brock Osweiler. Ein Wahnsinnsabend für den jungen Defensive-Back. Zusammen mit Safety Devin McCourty (ebenfalls eine INT) machte er hinten dicht.

Vorne sorgten Alan Branch und Trey Flowers für den nötigen Druck um Osweiler in Bedrängnis zu bekommen. Auch gegen den Lauf konnten beide Spieler überzeugen. Man darf aber nicht vergessen – es ging gegen eine sehr schwache Offensive.

Wird das noch was mit Osweiler?

Brock Osweiler überzeugte nicht. Wieder einmal. Der Quarterback warf für 198 Yards (23/40) und einen Touchdown bei drei Interceptions, er konnte vor allem mit dem Druck auf ihn nicht umgehen (vier von elf Pässe kamen an, für magere 28 Yards inkl. Interception). Osweiler konnte seine Mitspieler wieder einmal nicht in Szene setzen, er überwarf oder traf schlichtweg seine Passfänger nicht. Seine drei Picks in Hälfte zwei zerstörte sämtliche Final-Träume der Texaner, seine Performance bei Third-Downs war unfassbar schlecht. Wird spannend, ob man ihm noch eine Chance gibt oder ob das Projekt Osweiler schon gescheitert ist.

Allerdings half ihm auch niemand, zumindest nicht die Jungs aus dem Backfield. Lamar Miller kam auf 73 Yards bei 19 Versuchen, man konnte kein Laufspiel etablieren. Das war alles in allem einfach viel zu wenig. Sehr schade, denn defensiv kämpfte man wie ein Löwe.

Alles versucht, nichts bekommen

Die Texans spielten ihre Stärke in der Defensive aus. Die beiden Defensive Ends Jadeveon Clowney und Whitney Mercilus zerstörten ihre gegnerischen Linemen wo es nur ging. Mercilus kam auf einen Sack an Brady, man konnte die beiden aufstellen wo man wollte, sie fanden immer einen Weg um Brady unter Druck zu setzen. Ein weiterer Star dieser Saison ist A.J. Bouye, der sich aber gegen die Patriots in nicht Playoff-würdiger Form präsentierte: er ließ sechs von neun Pässe in seine Richtung für 81 Yards zu. Es hätte aber sein Abend werden können, hätte er gleich zu Beginn der zweiten Hälfte den Ball von Brady unter seine Kontrolle bringen können. Seine Interception in Hälfte eins geht auf Floyd, hätte dieser den Ball fangen können, Bouye hätte nur das Nachsehen gehabt.

Wie geht es jetzt weiter?

Die New England Patriots bekommen es entweder mit den Pittsburgh Steelers oder den Kansas City Chiefs zu tun, in jedem Fall spielt man noch einmal daheim.

Die Houston Texans haben ab jetzt genügend Zeit, sich nach einem neuen Spielmacher umzusehen. Oder den jetzigen in Form zu bekommen, zu schleifen. Das ist die größte Baustelle einer sonst talentierten Mannschaft.