Der Fall Aldon Smith: Talent auf Abwegen

Ich mach keinen Hehl daraus: Aldon Smith ist am Platz einer meiner Lieblingsspieler. So professionell er am Feld auftritt, so sehr glänzt der 26-Jährige außerhalb mit Fehlverhalten. 2011 an siebter Stelle von den San Francisco 49ers gedraftet, spielte der Outside Linebacker eine herausragende Rookie-Saison, erzielte 37 Tackles und brachte gegnerische Quarterbacks ganze 14 mal (!) zu Boden. Der Defensive Rookie Of The Year Award war die logische Konsequenz. In der darauf folgenden Saison konnte Smith noch einmal eine Schippe drauf legen: satte 66 Tackles und 19.5 Sacks standen am Ende der Saison zu Buche, eine Pro Bowl Nominierung und eine First-Team Auszeichnung folgten. Zudem hat noch nie ein Spieler so viele Sacks in so kurzer Spielzeit verbuchen können.

Danach begann der freie Fall. Smith machte Schlagzeilen abseits der Spieltage, war in Messerstechereien und Verkehrsunfälle involviert. 2013 ließ er sich nach dem dritten Spieltag in eine Entzugsklinik einliefern, da er alkoholisiert Auto fuhr und zudem noch im Besitz von Marihuana war. Smith kam nur auf elf Spiele. 2014 dann der Höhepunkt: Smith wurde für neun Spiele von der NFL gesperrt, ein Zwischenfall am Los Angeles Airport war vorausgegangen. Smith wurde verdächtigt, eine Bombe bei sich zu haben, kooperierte nicht mit den zuständigen Beamten sondern zeigte sich eher noch angriffslustig. Im August vergangenen Jahres dann der endgültige Karriere-Tiefpunkt: nach einem Unfall betrieb Smith Fahrerflucht, ein späterer Bluttest sollte diverse Substanzen nachweisen. Die 49ers entließen ihren Hoffnungsträger daraufhin. Die Karriere schien am seidenen Faden zu hängen. Nicht falsch verstehen: in den von Skandalen geprägten Saisonen kam Smith auch weiterhin auf sehr gute Stats, sein Benehmen außerhalb ließ aber nichts anderes als eine Entlassung zu.

Wie Ice Cube immer zu sagen pflegt: die Bad Boys spielen bei den Oakland Raiders. Jack del Rio nahm sich Smith an, gab ihm noch eine Chance. Der Linebacker kam in den sieben Spielen bei den Raiders auf 28 Tackles und 3.5 Sacks, ehe er von der NFL wegen seines Fahrerflucht-Verbrechens für die restliche Spielzeit gesperrt wurde. Dennoch, die Raiders glauben an den Spieler und verlängerten im April den Vertrag um ein weiteres Jahr.

Nun die nächste Hiobsbotschaft bzw. ein Verhalten, dass stark an der Intelligenz Smiths zweifeln lässt: auf Periscope veröffentlichte Smith Videos seines Alltags, allerdings unter anderem Namen (“ravenga” und “ricky”). Insgesamt zählt der Account von Smith satte 29 Follower (das sind immerhin 23 mehr als senfl auf Twitter folgen!), ein Video, veröffentlicht vor 16 Tagen, sticht dabei aber heraus: “Fired Up Session” nennt sich der Kurzfilm, indem man nur Smiths Stimme und die einer Bekannten hört. Smith scheint Gefallen an seiner vermeintlichen Anonymität zu haben und zeigt eine “handgerollte Zigarette”. Seine Freundin ist über das Gezeigte alles andere als begeistert und versucht Smith vom streamen abzuhalten. Smith entgegnet ihr daraufhin, “dass sein Gesicht nicht zu sehen wäre und ihm niemand folgen würde.” Das Video endet damit, dass er seine Freundin beschimpft und zum Schluss doch noch seinen Namen nennt.

Der Fall erinnert stark an jenen von Josh Gordon. Auf Grund seiner Sperre kann Smith frühestens im November wieder spielen, 60 Tage zuvor könnte er aber um Wiedereinstellung bitten. Er muss die Auflagen der NFL erfüllen um wieder spielen zu können. Es bleibt abzuwarten, ob er durch alle Tests durchkommt.

Als Raiders-Fan und Football-Liebhaber will ich Smith unbedingt wieder am Feld sehen. Seine Athletik und Härte machen ihn zu einem der besten Defensivspieler der Liga.

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