NFL Draft 2018 Scouting Report: Baker Mayfield, Oklahoma

Die Quarterbacks der Klasse 2018 – eine viel gerühmte Auswahl an jungen Spielern. Baker Mayfield gilt als eine der umstrittensten Persönlichkeiten der vergangenen Jahre: Oklahoma Quarterback Baker Mayfield polarisiert auf und abseits des Spielfelds. In seiner letzten College-Saison wurde der Spielmacher mit der Heisman Trophy als bester Spieler der Saison ausgezeichnet. Ein Erfolg, der nicht unbedingt vorhersehbar war.

Allgemeines:

Geburtsdatum: 14. April 1995

Größe: 1.85 Meter

Gewicht: 98 Kilogramm

Teams: 

  • Texas Tech (2013)
  • Oklahoma (2014-2017)

Klasse: Senior

Starter seit: 2013/2015

Erfolge (Auswahl): 

  • Heisman Trophy (2017)
  • Maxwell Award (2017)
  • Walter Camp Award (2017)
  • Davey O’Brien Award (2017)
  • Associated Press Player of the Year (2017)
  • Big 12 Offensive Freshman of the Year (2013)

Verletzungen: Knie (2013)

Background

Mayfields Football-Reise begann in seiner texanischen Heimat Austin: Als Quarterback der ultra-starken Lake Travis High School sollte er seine Mannschaft zu einem Record von 25 Siegen bei zwei Niederlagen inklusive State Championship führen. Seine damalige Ausbeute von 6.255 Passing-Yards bei 67 Touchdowns und acht Interceptions beeindruckte die großen Colleges aber nicht weiter – Mayfield wurde als zu klein und zu langsam für den Sport angesehen. Die Texas Longhorns wollten ihn nicht, stattdessen schloss er sich den Texas Tech Red Raiders an – ohne ein Stipendium erhalten zu haben, er war somit ein sogenannter Walk-On Athlet.

Spiel am College:

Mayfield wollte es immer schon allen beweisen, wollte alle Kritiker und Personen die ihm den nächsten Schritt nicht zutrauten verstummen lassen. Schnell sollte seine erste große Stunde schlagen: als sich der eigentliche Starting-Quarterback der Red Raiders Michael Brewer im Vorfeld der Saison 2013 am Rücken verletzte, wurde Mayfield zum Starting-Quarterback ernannt. Ein Novum, konnte vor ihm doch noch kein Spielmacher, der weder College-Erfahrung noch ein Stipedium hatte, bei Texas Tech den Starting-Quarterback-Posten für sich beanspruchen.

Er spielte eine hervorragende erste Saison, kam in acht Spielen auf 2.315 Yards und zwölf Touchdowns bei neun Interceptions. Zu mehr Einsätzen reichte es nicht, Verletzungen ließen ihn den Starting-Job an Davis Webb verlieren. Gefrustet von der Entscheidung, sehnte sich Mayfield nach Veränderung.

2014 traf Mayfield eine folgenschwere Entscheidung. Schon immer Fan der Oklahoma Sooners entschloss er sich das College zu wechseln, ohne mit irgendjemandem bei den Sooners gesprochen zu haben. Er nahm wie schon bei Texas Tech an einem offenen Training teil und schaffte den Sprung ins Team. Abermals ohne Stipendium und zunächst wegen des Transfers für ein Jahr gesperrt, spielte Mayfield nur im Training, zerlegte laut seinen Coaches die Defensive der Sooners in jedem Training. Zur Saison 2015 sollte er den Starting-Job von Trevor Knight übernehmen. Wieder einmal völlig überraschend, war Knight zuvor doch der große Held beim Sugar Bowl-Sieg der Sooners über die Alabama Crimson Tide. Mayfield sollte in den kommenden drei Spielzeiten starten und sein Spiel stätig steigern. Speziell in der abgelaufenen Saison zeigte Mayfield hervorragenden Football: 4.340 Passing-Yards, 41 Touchdowns bei fünf Interceptions bedeuteten am Ende die Auszeichnung zum besten College-Spieler des Jahres. Insgesamt kam Mayfield auf 14.320 Passing-Yards (129 Touchdowns bei 29 Interceptions) und eine Completion-Rate von 68.6%.

Stärken:

Mayfield ist ein klassischer Gunslinger, also ein Spieler mit sehr entschlossener und aggressiver Spielweise. Was braucht man dazu, um ein Gunslinger zu sein? Die Fähigkeit tiefe Bälle genau anzubringen. Das kann Mayfield. Auch wenn er nicht den stärksten Arm hat, kann er jeden Wurf machen, den man in der NFL braucht um erfolgreich zu sein. Er kann seine Receiver offen werfen, sodass sie meistens leichtes Spiel haben.

Sein Timing sticht dabei heraus, er weiß, wann er den Ball werfen muss um den maximalen Erfolg herauszuholen. Das gilt nicht nur für tiefe Pässe, sondern auch für kurze und mittellange Routen, wo er seine Receiver im Lauf trifft und ihnen damit die Möglichkeit gibt, viele Yards nach dem Catch zu sammeln. Seine Genauigkeit ist beeindruckend: Er versteht es den Ball dorthin zu werfen, wo es dem Gegner extrem weh tut.

Außerdem überblickt er das Spielfeld enorm schnell, liest die Defensive und sieht sich auftuende Fenster. Im Zweifel aber kreiert er ein Big Play, sei es mit dem Arm oder mit den Füßen. Mayfield ist ein hervorragender Läufer, er kann dem Druck der auf ihn kommt widerstehen und Sacks vermeiden. Wenn er selbst mit dem Ei rennt wird es gefährlich: Einerseits weiß er wohin er laufen muss um kritischen Raumgewinn zu erzielen, andererseits kann er auch sehr gut während des Laufens werfen.

Außerdem besteht er auf der großen Bühne und zeigt keinerlei Nerven. Dass er Selbstbewusstsein hat ist auf Grund seines Backgrounds logisch: Zwei mal Walk-On, zwei mal Starting-QB und schlussendlich sogar Heisman Trophy Winner.

Schwächen:

Die Größe: Mayfield ist mit 1.85 Meter eigentlich nicht in der idealen NFL-Quarterback-Größe. Zwar haben andere – verhältnismäßig kleine – Spielmacher schon bewiesen, dass man nicht unbedingt 1.90 Meter groß sein muss…die Russel Wilsons und Drew Brees’ fallen aber nicht sehr häufig vom Himmel.

Sein Footwork ist nicht gut. Er verlässt sich zu sehr auf seinen Arm als auf seine Körper-Mechaniken. Damit kann er zwar den Ball (weit) werfen, allerdings neigt er dann dazu, das Ei ungenau (nicht) anzubringen.

Eine seiner Stärken ist auch gleichzeitig eine seiner Schwächen: Er liest das Feld teilweise zu schnell und übersieht somit manchmal offene Mitspieler. Außerdem hat er mit seiner Conference zu kämpfen: Die Big XII ist nicht für die besten Defensivabteilungen bekannt, viele glauben, dass er gegen starke Einheiten keine Chance hat und die Defense nicht richtig einschätzen kann.

Teilweise hält er den Ball zu lange und nimmt Sacks die er nicht nehmen muss. Das passiert vielen Spielern am College, in der NFL muss man sich das abgewöhnen (und zwar so schnell wie möglich). 13 Fumbles als Sooners-QB kommen noch dazu. Natürlich auch, weil er sehr viel mit dem Ei läuft.

Charakter:

Diese Klasse hat medial zwei Charakter-Verlierer: Baker Mayfield und Josh Rosen. Über Rosen haben wir schon berichtet, Baker dürfte den Sunnyboy aus Kalifornien was die Skandale anbelangt übertreffen:

Es sind Bilder die im vergangenen Sommer viral gingen: Ein schwarzer SUV steht am Straßenrand, mehrere Polizisten stehen um das Auto am Gehweg und befragen einen Mann. Die Szene scheint unaufgeregt, eine scheinbar nicht weiter erwähnenswerte Routine-Kontrolle in Arkansas. Bis plötzlich im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung in die Szenerie kommt und der befragte Mann von den Beamten wegläuft. Sonderlich weit kommt er nicht, ein Polizist tackelt den Fliehenden nach wenigen Metern hart gegen eine Steinmauer. Der, der fliehen wollte ist niemand geringerer als Oklahoma Sonners-Quarterback Baker Mayfield, der, wie sich später herausstellen sollte, betrunken einen Zwischenfall auslöste. Es sollte um gestohlenes Essen eines China-Restaurants gehen, Mayfield wurde von den Vorwürfen freigesprochen.

Während der Saison kamen noch einige andere “Zwischenfälle” dazu: Im Duell mit den Ohio State Buckeyes, die er 31:16 aus dem eigenen Stadion schoss, hisste er nach Spielende eine Sooners-Flagge auf dem Feld des Ohio Stadiums. Seinen größten Aufreger legte Mayfield im November hin, als er im Spiel gegen Kansas mit obszönen Gesten auffiel. Grund dafür war ein verwehrter Handschlag vor dem Spiel von Spielern der Kansas Jayhawks. Das Football-Land war gespalten und wusste nicht, ob man diese Aktionen nun übereifrig nennen sollte oder ob Mayfield einen unreifen Spieler darstellt. Die einen lieben Baker und seine Einstellung zum Spiel, die anderen sehen in ihm einen unreifen Spieler, der schon bald in Vergessenheit geraten wird.

Erinnert an:

Jeden Spieler mit 1.85 Meter Körpergröße

Hört man amerikanischen Draft-Experten zu, fällt immer wieder gerne ein und derselbe Vergleich: Baker Mayfield könnte von seinen Anlagen der nächste Russell Wilson sein. Wie Wilson ist er mit 1.85 Metern eigentlich an der unteren Grenze für einen NFL-Quarterback, weshalb einige Teams Bedenken ihm gegenüber haben. Sein Arm – der vermutlich beste Draftklasse – und seine Fähigkeit auch selbst zu gehen, lassen deutliche Parallelen erkennen. Fest steht: Mayfield ist von allen zur Auswahl stehenden College-Quarterbacks im Draft, sicherlich derjenige, der am weitesten ist und am schnellsten Fuß in der NFL fassen kann. Das sah man auch im College-Halbfinale, das er zwar knapp verlor, dort aber dennoch eine äußerst starke Leistung zeigte.

Andere sehen auf Grund seiner Persönlichkeit einen nächsten Johnny Manziel in ihm. Auf dem Feld mit großartigem Talent gesegnet, aber außerhalb zu unreif. Fakt ist: Es blieb beim einmaligen Alkoholgelage, Mayfield hat sich in seiner College-Zeit nie mehr etwas zu Schulden kommen lassen. Zusätzlich hinkt der Vergleich mit Manziel ohnehin, hat er doch den deutlich bessern Arm und vor allem eine deutlich bessere Genauigkeit.

Am Ende fällt auch oft der Name Jeff Garcia, der mit 1.88 Meter auch in diese Körpergrößen-Region fällt und insgesamt 17 Jahre Profi-Football spielte und vier mal in den Pro Bowl gewählt wurde.

Fazit:

Lieb ihn oder hass ihn – bei Mayfield scheint es keine Grauzone zu geben. Trotz seiner Körpergröße hat er viele Anlagen um in der NFL erfolgreich sein zu können. Sein Footwork muss noch besser werden, dann kann er die Sache mit der Größe noch besser kompensieren. Ein Spieler mit enorm viel Selbstbewusstsein aber auch genauen Vorstellungen und Zielen. Der Johnny Manziel-Vergleich hinkt durch und durch. Mayfield hat nicht erst einmal überrascht. Er wird es auch in der NFL tun. Im QB-Rennen des Drafts wird auch er am ersten Tag ausgewählt werden.

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