NFL Draft Scouting Report: Patrick Mahomes, QB

Die Quarterback-Klasse des diesjährigen NFL Drafts ist ausgeglichener denn je. Es kristallisieren sich nach und nach Favoriten heraus, wer jetzt der beste QB der College-Spielmacher ist, wird sich vermutlich erst im Laufe des Jahres zeigen. Schon vor dem NFL Combine (28. Februar bis 6. März) gibt es auf senfl.at die ersten Spieler-Profile. Hier ein genauerer Blick auf Patrick Mahomes, QB, Texas Tech.

Allgemeines:

Geburtsdatum: 17. September 1995

Größe: 1.91 Meter

Gewicht: 104 Kilogramm

Klasse: Junior

Starter seit: 2014

Erfolge: 

  • Sammy Baugh Trophy (2016) – bester College-Passer
  • Academic All-American 2nd Team (2016)
  • Second-team All-Big 12 (2016)
  • NCAA record 819 total yards in a game
  • NCAA record 734 passing yards in a game (tied)

Verletzungen: 

Spiel am College:

Patrick Mahomes schloss sich 2014 der Texas Tech Universität an und er sollte auch gleich im ersten Jahr zu Einsätzen können. Zunächst saß er hinter Davis Webb (Draft-Report folgt) als Backup-QB auf der Bank, als dieser sich allerdings im vierten Saisonspiel verletzte, übernahm Mahomes für ihn. Webb kam noch einmal für drei Spiele zurück, verletzte sich wieder und Mahomes übernahm endgültig die Starting-Position. Sein Freshman-Jahr schloss er mit 1.547 Yards, 16 Touchdowns und vier Interceptions ab, seine Completion-Rate betrug 57%.

In der darauffolgenden Saison entwickelte sich der junge Quarterback enorm gut, das Vertrauen in ihn als Starter wurde mit tollen Leistungen zurückgezahlt: 4.653 Yards, 36 Touchdowns und 15 Interceptions – Completion-Rate von 64%. Über den Lauf kamen noch weitere 456 Yards und zehn TDs dazu. Dennoch konnte man von 13 Spielen nur sieben für sich entscheiden.

2016 folgte dann seine beste Saison. Mahomes machte mit seiner zweiten Leidenschaft – Baseball – Schluss und konzentrierte sich ausschließlich auf Football. Er verbesserte sich quasi in jeglicher Hinsicht, warf für 5.052 Yards bei 41 Touchdowns und zehn Interceptions. 66% seiner Pässe kamen bei seinen Mitspielern an, mit zwölf Rushing-Touchdowns (285 Yards) konnte er auch in dieser Kategorie überzeugen. Herausragend natürlich auch sein Spiel gegen Oklahoma, das er zwar mit 66:59 verlor, er aber einen neuen College-Rekord für die meisten Passing-Yards aufstellte (734 Yards inkl. fünf TDs, zwei Rushing TDs und einer Interception).

Stärken:

Unfassbare Armstärke. Mahomes dürfte den besten Arm der diesjährigen Klasse besitzen. Er kann den Ball überall hin werfen und jeden Wurf machen, den man in der NFL benötigt. Der tiefe Ball ist für ihn kein Problem, vor allem schafft er es dem Ball eine unglaubliche Geschwindigkeit zu geben – eine Fähigkeit, die er sicherlich auch dem jahrelangen Baseballspiel zu verdanken hat. Besonders interessant und bemerkenswert sind seine loft-Pässe – gefühlvolle Bälle über die Köpfe der Gegner hinweg.

Genauigkeit. Mahomes ist vor allem bei kurzen und mittellangen Pässen äußerst genau, er kreiert Chancen für seine Mitspieler und schafft es auch den Ball in sehr enge Fenster zu werfen.

Entscheidungen. Prinzipiell trifft Mahomes die richtigen Entscheidungen, er findet offene Receiver bzw. lässt er das Spiel eine Entwicklung nehmen und kreiert dann eine neue Situation (wie beispielsweise im Video bei 5:03 Minuten zu sehen). Er hat also immer das ganze Spielfeld im Blick und weiß wo sich seine Mitspieler befinden. Zudem kann er gegnerische Defensiven schon sehr gut linken, er verkauft ihnen andere Spielzüge bzw. kann er umgekehrt seine Gegenspieler schon sehr gut lesen.

Athletik. In der Pocket bewegt er sich sehr gut, er weiß mit Druck umzugehen und verlässt im Zweifel schnell die Pocket. Mahomes ist sehr schwer von den Beinen zu bekommen, er nimmt wenn nötig sehr harte Hits in Kauf. Kann er dem Druck entkommen, nützt er seine Füße und läuft davon – sei es in einem designten Play oder wenn er selbst gehen muss, da kein anderer Spieler frei ist. Allerdings besitzt er noch ein weiteres Tool, das ihn besonders gefährlich macht: er kann den Ball während des Laufes auch sehr genau werfen.

Alles in allem besitzt er so viele Werkzeuge, dass er für Gegner sehr schwer auszurechnen ist. Er kann improvisieren!

Schwächen:

Die größte Schwäche ist gleichzeitig einer der größten Faktoren für seine starken Zahlen: die Air Raid Offensive. Dabei stehen vier Wide Receiver und ein Runningback am Feld. Große Stärke dieser Formation: sie schafft dem Quarterback enorm viele Möglichkeiten das Spiel je nach gegnerischer Defensive umzustellen. Der QB muss meistens nur einen Linebacker lesen um sich entweder für einen Lauf- oder einen Passspielzug zu entscheiden, quasi Option-Spielzüge. Das kann man auch gemütlich in einer no-huddle-Offensive spielen, meistens kommt man zum Erfolg. Pässe zwischen 10 und 15 Yards sind meistens gegeben. Mahomes profitiert von diesem System, wie nahezu jeder andere QB der das auf dem College gespielt hat. Allerdings ist der Umstieg auf eine Pro-Offensive dadurch viel schwerer, da QBs aus der Air Raid-Offensive nahezu alles neu lernen müssen – sei es die Schrittfolge, das Ansagen eines Spielzugs im Huddle oder die obligatorische “Under Center”-Formation. Die für Mahomes bisher bekannte Offensive wird er in der NFL sicher nicht spielen können.

Bei aller Armstärke und bei allem unbedingtem Willen einen Drive auch immer mit einem TD abzuschließen, verrennt sich Mahomes oft zu sehr in seinen Vorstellungen. Er hält den Ball oftmals zu lange, wartet zu sehr. Auch ist seine Genauigkeit bei tiefen Bällen noch ausbaufähig.

Ebenfalls nicht unbedingt für ihn spricht seine Bilanz: nur 13 Siege in 29 Spiele als Starter.

Erinnert an:

Derek Carr

Die Parallelen zwischen den beiden Spielern sind nicht zu übersehen: beide haben einen sehr starken Arm, können Hits einstecken und auch mit dem Ball gehen, wenn auch letzter Punkt eher mehr auf Mahomes zutrifft. Die Systeme der beiden Spieler sind sich ähnlich. Carr hat den Übergang von College auf NFL-Level gut geschafft, Mahomes muss diesen entscheidenden Punkt erst vollziehen.

Fazit:

Patrick Mahomes hat alles was man sich von einem vielversprechenden Quarterback wünscht: einen starken Arm, gute Entscheidungen (Vision), Mobilität und Genauigkeit. Die Tools sind alle da. Hätte er in einem anderen System gespielt und auch solche Leistungen abgerufen, er wäre heuer ohne Frage die #1 aller Spielmacher. So bleibt wie immer ein großes Fragezeichen hinter Air Raid QBs: schafft er es im Gegensatz zu seinen prominenten Air Raid Vorgängern (Jared Goff, Brandon Weeden, Nick Foles, Johnny Manziel, Geno Smith…) endlich zu langfristigem Erfolg? Bisher hat sich eigentlich niemand aus einem solchen System langfristig durchsetzen können, wenn man auch noch bei Goff abwarten muss.

Prinzipiell hat er das Talent für die zweite Runde des NFL-Drafts, dort dürfte er auch spätestens gehen. Dank der vielen Teams die einen QB benötigen könnte er auch schon in der ersten Runde vom Board gehen.

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