NFL Woche 1: Cowboys schlagen Giants

Die Abendspiele der ersten Runde der neuen NFL-Saison hatten es noch einmal in sich: das können wir von den Partien mitnehmen. Die Zusammenfassung der früheren Partien findet ihr hier.

Dallas macht New York das Leben schwer

Die Dallas Cowboys setzten sich mit 19:3 gegen den Divisionsrivalen aus New York durch. Die Giants mussten auf ihren Superstar Odell Beckham Junior verzichten, der Wide Receiver laboriert an einer Knöchelverletzung und konnte am Seasonopener noch nicht teilnehmen. Beckham hätte Giants-Quarterback Eli Manning sicherlich weitergeholfen, die Offensive kam nicht wirklich in Schuss. Das lag vor allem an einer desaströsen Leistung der Offensive-Line: bis auf Center Weston Richburg kann man diesen Abend getrost in die Tonne treten. John Jerry ist eine Vorgabe, der viel gescholtene Ereck Flowers spielte für seine Verhältnisse noch brauchbar – man ließ drei Sacks zu. Aber Eli Manning (220 Yards, 29/38, eine Interception) scheint das Vertrauen schon jetzt in seine Vordermänner verloren zu haben, er spielte von 38 Pässen gerade einmal vier über mehr als zehn Yards und konzentrierte sich ausschließlich auf kurze Pässe. Die Passquote wäre ja gut, die Ausbeute davon dafür umso schwächer. Er setzte auf Yards nach dem Catch und wurde zudem noch von dem weiterhin nicht existenten Laufspiel der Giants (35 Rushing-Yards) im Stich gelassen. Wide Receiver-Neuzugang Brandon Marshall kam gerade einmal auf einen Fang für zehn Yards, ihn ließ die Secondary der Cowboys um Nolan Carroll und Rookie Chidobe Awuzie nicht aus den Augen.

Die Defensive der Giants war solide. Die starke D-Line konnte sich das ein oder andere mal gegen die wiederum starke O-Line der Cowboys durchsetzen und Dak Prescott bzw. Ezekiel Elliott schnell zu Boden reißen. Landon Collins macht einfach nur Spaß, er dürfte seinen Status als einer der besten Safeties in der Liga zementieren können. Jenoris Jenkins konnte Dez Bryant weitestgehens aus dem Spiel nehmen, ließ ihn aber einmal zu einem 35-Yard-Raumgewinn davonkommen, als er einen Tackle nicht richtig setzen konnte.

Bei den Cowboys begrüßte man natürlich die “nicht-Sperre” von Runningback Ezekiel Elliott. Er kam auf einen Raumgewinn von 140 Yards (104 Rushing-, 36 Receiving-Yards) und dank ihm kontrollierte man im Grunde genommen immer die Uhr. Von den 104-Yards erreichte Elliott satte 77 nach dem Kontakt mit einem gegnerischen Spieler, er ist und bleibt der Erfolgsfaktor Nummer eins in dieser Offensive.

https://twitter.com/dallascowboys/status/907098004410257408

Quarterback Dak Prescott (268 Yards, 24/39, ein Touchdown) zeigte eine sehr solide Vorstellung und hielt sich wie sein gegenüber Eli Manning an kurze Pässe (23 mal warf er den Ball über eine Distanz von unter zehn Yards). Wenn Elliott fit ist/nicht gesperrt wird, muss er auch nicht mehr machen. Jason Witten hat Michael Irvins Rekord für die meisten Receiving-Yards in der Geschichte der Dallas Cowboys egalisiert, der Tight End ist spätestens jetzt eine der allergrößten Legenden in Texas. Und noch was positives zum Schluss: Jaylon Smith, der begnadete Linebacker der sich im vergangenen Jahr in seinem letzten College-Footballspiel das komplette Knie zerstörte, anschließend von den Cowboys dennoch in der zweiten Runde des Drafts ausgewählt wurde, kam endlich zu seinem NFL-Debüt. Er war für sieben Tackles verantwortlich.

Für San Francisco nichts zu holen

Die Carolina Panthers besiegten die San Francisco 49ers deutlich mit 23:3 und besorgten 49ers Head Coach Kyle Shanahan keinen Einstand nach Maß. Das Spiel stand natürlich im Zeichen von der Rückkehr Cam Newtons, der sich in der Offseason an der Schulter operieren ließ und dessen genauer Gesundheitszustand bis kurz vor dem Spiel noch ungewiss war. Der MVP der Saison 2015 kam auf 171 Yards (14/25) und zwei Touchdowns bei einer Interception. Als Läufer agierte er nahezu nicht (nur drei Yards). Vor der Pause merkte man ihm die fehlende Spielpraxis deutlich an, 49ers Rookie Reuben Foster interceptete Newton beinahe, ehe es Jaquiski Tartt nach einem weiten Ball von Newton auf Receiver Kelvin Benjamin besser machte und den Ball abfangen konnte. Einige male übersah er zudem seine offenen Mitspieler, die sicherlich zu Touchdowns geführt hätten. Ein durchwachsenes Comeback!

Rookie Christian McCaffrey kam ebenfalls zum Einsatz und teilte sich im Grunde genommen das Backfield mit Jonathan Stewart. ALs Läufer hatte er seine Probleme (47 Yards bei 13 Versuchen), als Passfänger funktionierte er besser (38 Yards aus fünf Fängen). War noch nicht die ganz große McCaffrey-Show.

Die Defensive der Panthers funktionierte dafür umso besser: Luke Kuechly gab sein Comeback und zeigte einmal mehr, dass er der beste Middle-Linebacker der NFL ist: sieben Tackles, eine Interception, nahezu überall am Feld. Kawann Short sorgte für ständigen Druck auf die O-Line der 49ers, dürfte auch in dieser Saison der wichtigste Baustein der Panthers D-Line sein. Und Veteran Thomas Davis kam auf sieben Tackles und einen Sack. Hier scheint wieder alles zu stimmen.

Die 49ers starteten in ihre erste Saison unter dem neuen Trainer Kyle Shanahan: Brian Hoyer (193 Yards, 24/35, eine Interception) gab den Quarterback und hatte mit der Defensive der Panthers zu kämpfen. Die Line hielt nicht, er wurde vier mal zu Boden gerissen und konnte nur schwer ins Spiel finden. Wenn er einmal Zeit und Übersicht für einen (tiefen) Pass hatte, ließen ihn seine Receiver im Stich und fingen die meist fangbaren Bälle einfach nicht. Das wird noch ein langer Weg.

Defensiv gilt es den Verlust von Rookie Reuben Foster zu beklagen. Der Linebacker startete gut ins Spiel, kam fast zu seiner ersten Interception, musste dann aber mit einer Knöchelverletzung vom Spielfeld herunter. Foster sah sehr gut aus, ein längerer Ausfall wäre eine sehr bittere Angelegenheit – vor allem weil mit Navorro Bowman endlich wieder der Leader der Front Seven zurückkehrte.

Rams vernichten Colts

Die Los Angeles Rams feierten einen fulminanten 46:9-Sieg über die Indianapolis Colts. Die Storyline des Spiel war natürlich das Fehlen von Colts-QB Andrew Luck, der nach einer Schulter-OP noch nicht einsatzfähig ist. Für ihn startete zunächst Scott Tolzien, der einen wirklich grauenhaften Auftritt hinlegte: 128 Yards (9/18) und zwei Pick-Six. Logischerweise wurde er auf die Bank verdonnert, Jacoby Brissett, den die Colts erst vor einer Woche ins Team holten, übernahm gegen Ende des Spiels, konnte aber noch nicht viel zeigen. Offensiv versuchten die beiden Runningbacks Frank Gore und Rookie Marlon Mack noch alles, man konnte aber auch nicht mehr beisteuern. Die Line der Colts ist zudem auch noch ein Graus. Und weil dem noch nicht genug ist, dachte sich Kicker-Veteran Adam Vinatieri er könne auch einmal ein Field Goal und einen Extrapunkt versemmeln – ein gebrauchter Tag für ein Team, dass ohne ihren Quarterback wohl absolut chancenlos ist.

Die Rams hingegen legten einen Traumeinstand beim Debüt von Sean McVay als neuen Rams-Head Coach hin: angeführt von einer sehr starken Defensive (zwei Pick-Six, vier Sacks, ein Safety) sorgte man schon früh für die Vorentscheidung – und das ohne Aaron Donald, der erst einen Tag vor dem Spiel seinen Holdout beendete und noch nicht an der Partie teilnahm. Ethan Westbrooks, Tyrunn Walker und Robert Quinn zerstörten die Line der Colts und rissen die Quarterbacks reihenweiße zu Boden. Wade Phillips, der neue Defensive Coordinator, dürfte den Rams enorm gut tun.

Offensiv zeigte Rams-QB Jared Goff eine ansprechende Leistung (306 Yards, 21/29, ein Touchdown) und verteilte die Bälle an fünf Receiver nahezu gleichmäßig. Goff hatte an diesem Tag sichtlich Spaß, er wollte den Sieg – seinen ersten in der NFL – unbedingt und trat mit mittellangen bis tiefen Pässen auch so auf. Sicherlich das beste NFL-Spiel seiner Karriere – wenn man auch die Schwäche des Gegners miteinberechnen muss. Mit Rookie Cooper Kupp dürfte die Verbindung wie schon erwartet am besten Stimmen, er kam auf vier Catches für 76 Yards und einen Touchdown. In diesem Spiel sah man das komplette Arsenal der Rams – man muss sagen: die haben eigentlich eine ziemlich starke Truppe. Wenn Goff funktioniert….

Green Bay siegt im Spitzenspiel

Die Seattle Seahawks hatten sich viel vorgenommen, mussten sich aber am Ende den Green Bay Packers mit 9:17 geschlagen geben. Wie auch schon bei den New York Giants, fiel bei den Seahawks die ultraschwache Line auf – das sieht sogar noch schlechter als im Vorjahr aus. Rees Odhiambo, der für den verletzten George Fant als Left Tackle übernahm, versagte auf ganzer Linie und wurde von seinen Gegenspielern (hauptsächlich Nick Perry) brutal vernascht. Russell Wilson hat im Grunde genommen keine Sekunde Zeit nach dem Snap und findet sich schnell zehn Yards hinter der Line of Scrimmage wieder. Oder er wird zu Boden gerissen. Dadurch fand er erst spät halbwegs einen Rhythmus und erlebte einen schwächeren Tag (158 Yards, 14/27), ihn als Sündenbock für die Niederlage zu sehen wäre aber fatal falsch.

Das Laufspiel funktionierte auch wegen der Line nicht: Eddie Lacy kam auf drei Yards bei fünf Versuchen, C.J. Prosise auf elf Yards bei vier Versuchen während Rookie Chris Carson diese Einheit mit 39 Rushing-Yards bei sechs Versuchen noch anführte. Thomas Rawls fehlte verletzungsbedingt. Wilson bräuchte dringend Unterstützung von seinen Läufern, sie müssen einen Weg finden, sich durch die Katastrophen-Line durchzuboxen.

https://twitter.com/packers/status/907048441863393280

Seattles Defensive machte lange Zeit einen richtig guten Job, konnte Aaron Rodgers sogar intercepten und vermeintlich zu einem Pick-Six kommen – hätte Cliff Avril nicht während des Returns einen Gegenspieler auf illegale Weise geblockt. Jeremy Lane musste wegen eines angeblichen Punches aus dem Spiel, der Touchdown zählte wegen des illegalen Blocks von Avril nicht. An die Stelle Lanes trat Rookie-Corner Shaquill Griffin, der mit dieser Situation noch überfordert war: von Rodgers als gern angespielter Gegner gesehen, ließ Griffin sechs von neun Bällen in seine Richtung für einen Raumgewinn von 52 Yards zu. Er konnte immerhin zwei Pässe ablenken. Insgesamt war das aber eine sehr gute Vorstellung der Seahawks-Defensive: man sackte Rodgers vier mal, setzte den QB ständig unter Druck und hielt das Spiel lange Zeit offen. Der Ausschluss von Lane war sicherlich ein Knackpunkt.

Bei den Packers hatte man ebenfalls Probleme mit der O-Line, wenn auch bei weitem nicht so gravierende wie beim Gegner gegenüber. Mit der Zeit fand Rodgers (311 Yards, 28/42, ein Touchdown, eine Interception) seinen Flow und zerlegte den Gegner schließlich in der zweiten Hälfte. Randall Cobb und Jordy Nelson bzw. Neuzugang Martellus Bennett wurden mit vielen Bällen gefüttert, Ty Montgomery bleibt die Nummer eins im Backfield. Das Spiel war auch wegen der Defensive der Packers lange Zeit offen, die ersten drei Punkte fielen erst unmittelbar vor der Pause. Das war eine seht gute Vorstellung der Cheeseheads.

2 Comments on NFL Woche 1: Cowboys schlagen Giants

  1. Grundsätzlich wie immer super zusammengefasst.
    Ich muss aber eine Berichtigung bei SEA@GB einbringen: Jeremy Lane wurde zwar ejected, aber nicht wg. eines illegal blocks sondern wegen eines angeblichen punches (Personal foul) gegen Davante Adams. Der TD wurde auch nicht wg. Lanes penalty sondern wg. dieses erwähnten illegal blocks von Cliff Avril negiert.

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


*