NFL Woche 11: Shortcuts

Für eine ausführliche Review fehlen derzeit leider die Ressourcen, einige Gedanken zur elften Woche sollen aber doch geteilt werden:

Saints sind real

Der 34-31 Sieg der New Orleans Saints über die Washington Redskins war eines der Spiele des Jahres. Die Saints lagen drei Minuten vor Schluss mit 15 Punkten im Rückstand, ehe Runningback Alvin Kamara und Quarterback Drew Brees das Ding wirklich noch drehen konnten. Nach zwei Niederlagen zu Beginn der Saison (Minnesota, New England) konnte man die nächsten acht Spiele für sich entscheiden – ein unglaublicher Run. Aber: gegen Washington war’s wirklich, wirklich knapp.

Die Defensive der Saints hatte enorme Probleme: Linebacker A.J. Klein und Defensive Back Kenny Vaccaro fehlten verltzungbedingt, Rookie-Sensation Marshon Lattimore verletzte sich schon im ersten Viertel. Defensive End Alex musste ebenfalls im Laufe des Spiels vom Feld. Gerade der Verlust von Lattimore hat für Washington sehr viele Räume geöffnet. Der Cornerback darf nicht länger ausfallen, sonst verliert New Orleans eindeutig das Momentum auf defensiver Seite. Ich muss mich auch bei Kirk Cousins teilweise entschuldigen: nachdem ich ihn unter der Woche doch sehr kritisiert habe (unter anderem für sein Spiel in den vergangenen Jahren) hat er heute bewiesen, dass man ihn zahlen darf. War richtig gut. Vor allem gegen den Blitz konnte der Quarterback sehr starke Akzente setzen. 

Durch die vielen Ausfälle in der Defensive und das gute Calling der Redskins mussten die Saints das aus den letzten Jahren bekannte Mittel “Brees-wirds-schon-richten!”anwenden. Im Gegensatz zur Vergangenheit hat man jetzt aber auch ein Laufspiel. Was Mark Ingram und Alvin Kamara da Woche für Woche abliefern ist unglaublich. Beide sind voll motiviert und voll zufrieden. Beide sind absolute Matchwinner – Kamara im vierten Viertel, Ingram in der Overtime. Das ist eine enorme Bereicherung zu den letzten Jahren.

Man kann Sean Payton wirklich nur jeden Tag danken, dass er im Draft für Kamara nach oben tradete. Alvin hat heute die 1.000-Yard-Marke (all purpose) geknackt. Ingram heute wieder für 155 Yards gelaufen, hält jetzt bei 827 Rushing-Yards. Boy, das kann eine Saison werden. Dazu hat Brees weiterhin Michael Thomas, den wohl besten Receiver in seiner Ära – ja, den kann man noch über Marques Colston setzen. Offensiv ist das ein unglaublicher Mix, den man nur schwer stoppen kann – auch wenn Washington das lange Zeit sehr gut machte.

Die Redskins hatten durch die Verletzung von Chris Thompson enormes Pech, er ist einer der wichtigsten Faktoren in der Offensive von Cousins. Aber wie er heute die Blitze der Saints auseinandergenommen hat…das muss man schon den Hut ziehen. Außerdem cool: beide Coaches ließen viele vierte Versuche ausspielen, teilweise auch mit großem Erfolg (Cousins TD auf Grant). Das war ein klasse Spiel heute. Saints müssen jetzt aber Verletzungen in D unter Kontrolle bekommen. Sonst sieht man wieder Rob Ryan Verhältnisse…

Man spielt seit 2013 die erste Saison mit mindestens acht Siegen, die Playoffs dürften fixiert werden können. Aber: lieber jetzt leicht straucheln als einmal in der Postseason. Bitte kein Risiko bei Lattimore gehen, auch wenn dieser mittlerweile schon Entwarnung gab. Kommende Woche geht es gegen die Los Angeles Rams, was eines der spannendsten Matchups dieser Tage darstellen dürfte.

Die Lions sind viel, aber sicherlich kein Playoff-Team

Detroit hat es schon wieder getan: man ging gegen die Chicago Bears als Sieger vom Platz. Knapp aber doch kam man zu einem 27:24 Sieg. Wieder einmal Matchwinner: Kicker Matt Prater, der bei starken Windböen ein 52-Yard Field-Goal verwandeln konnte. Ganz im Gegensatz zu seinem Gegenüber Connor Barth, der seinerseits das Field Goal zur möglichen Verlängerung weit neben den Torstangen vorbeischoss. Dennoch darf man aus Lions-Sicht den Sieg nicht überbewerten und aus Bears-Sicht die Niederlage nicht zu bitter sehen: Da standen zwei absolut gleich starke Mannschaften auf dem Feld.

Typisch für die Lions verschlief man den Start, war wie schon vergangene Woche früh einem zehn Punkte-Rückstand ausgesetzt. Wie schon gegen die Cleveland Browns konnte man die Partie aber noch drehen, wenn auch deutlich knapper als vergangene Woche. Allerdings sah man auf beiden Seiten des Spielfelds eine Kopie der Leistung aus dem Browns-Spiel: eine maue Offensive, eine katastrophale Laufverteidigung und eine Secondary die das Spiel drehen kann. Und natürlich Prater, der wie so oft der absolut wichtigste Spieler der Löwen war. Aber eines muss man Stafford dennoch zu Gute halten – am Ende des Tages ist er da. Verletzt er sich, kann man den Laden getrost zusperren.

Zwei Spiele in Folge trotz zweimaligem Zulassen von mindestens 200 Rushing-Yards zu gewinnen ist nahezu einmalig – die Lions haben dieses Kunststück tatsächlich vollbracht. Man steht nun bei einem Record von sechs Siegen bei vier Niederlagen und ist in der NFC North tatsächlich noch ungeschlagen. Alle drei Auswärtsspiele (!) wurden gegen die Divisiongegner gewonnen. Am kommenden Donnerstag kommt es zum Duell mit den Minnesota Vikings, indem man eine deutliche Leistungssteigerung benötigt um halbwegs bestehen zu können. Die Leistungen aus den vergangenen zwei Wochen machen trotz ebenso vielen Erfolgen nicht wirklich Mut. Man hat immer das Gefühl, die Siege kämen nur durch Zufallsprodukte oder Big Plays der Defensive (sieben nicht-offensiv Touchdowns in der Saison) zu Stande. Dominiert wird nicht. Auch wenn man irgendwie in die Postseason einziehen sollte – die Lions werden dort wieder sofort ausscheiden, das Team ist schlichtweg zu schwach und darf im Grunde genommen nicht in die K.O.-Runde einziehen.

Die Bears hingegen machen derweil Hoffnung auf mehr. Zwar setzte es wieder eine Niederlage, allerdings konnte man zum wiederholten Male beweisen, dass man mithalten kann. Das Team ist auf einem guten Weg, in der kommenden Saison wird man mit einem neuen Head Coach durchstarten. Die wohl schwere Verletzung von Pass Rusher Leonard Floyd schmerzt dennoch sehr.

McDermott gewinnt

Er wolle das beste für sein Team tun und gewinnen. So erklärte Sean McDermott vergangene Woche die Umstellung auf der Quarterback Position von Tyrod Tayler auf Rookie Nathan Peterman. McDermott hat auch gewonnen – nämlich die  Auszeichnung für den dämlichsten Move der Saison. Peterman warf in einer Halbzeit fünf Interceptions und war damit deutlich mit dem Tempo der NFL überfordert. Taylor übernahm im dritten Viertel und konnte die Offensive der Bills zum Leben erwecken. Wer kommende Woche startet ist noch nicht klar, McDermott will das erst in den kommenden Tagen entscheiden. Vielleicht ist es aber auch alles nicht McDermotts Entscheidung, vielleicht will das Präsidium Taylor nicht mehr sehen – es wäre für Buffalo nicht unüblich, denkt man doch an Wade Phillips Entscheidung Doug Flutie in den entscheidenden Spielen zu benchen (1999, Bills Präsidium forderte Wade auf, eine Veränderung auf der QB-Position durchzuführen). Wie auch immer, McDermotts Reputation ist jetzt deutlich angeschlagen, die Bills haben eine echte Chance auf die Postseason mehr oder weniger selbst verschenkt. Taylor verdient etwas besseres.

Giants – Chiefs: was war das?

Die New York Giants gewannen in der Verlängerung gegen die Kansas City Chiefs mit 12:9! Kansas City zeigte sich sehr, sehr schwach, Alex Smith bot teilweise unterirdischen Football. Schnell wurden in den sozialen Medien die Rufe nach Pat Mahomes laut, eine amüsante Forderung, sah man doch am selben Abend, was passiert, wenn man einen Rokkie-Spielmacher zu früh einsetzt (Peterman). Die Chiefs konnten ihr Momentum aus den ersten fünf Spielen nicht mehr mitnehmen und befinden sich derzeit auf einer Talfahrt die an jene der Minnesota Vikings aus dem vergangenen Jahr erinnert. Dennoch dürfte man dank der unerwartet schwachen Division am Ende in die Playoffs einziehen.

Die Giants hingegen müssen einen bitteren Sieg im Kampf um den ersten Draftpick hinnehmen, mittlerweile liegt man wieder vor den San Francisco 49ers und man ist durch den Erfolg schon zwei Niederlagen von den Cleveland Browns entfernt. Ben McAdoo sollte dem Team einen gefallen tun und wieder die gewohnt schwachen Leistungen aufs Feld bringen, wenn man die Franchise nachhaltig stärken will. Solch unnötige Siege wie gestern schaden am Ende nur…

Regression darf nicht vergessen werden

Die Oakland Raiders 2017 sind nicht mit den Raiders 2016 zu vergleichen. Warum? Weil die Ergebnisse nicht passen, im Grunde genommen steht nämlich dasselbe Team plus Marshawn Lynch auf dem Platz. Allerdings kann man im Gegensatz zur Vorsaison die knappen Spiele nicht mehr für sich entscheiden. Gegen die Patriots war es keine knappe Angelegenheit, mehr eine Abschlachtung von Tom Brady (der im übrigen immer noch MVP-Kandidat Nummer eins ist) und Co. Oakland hat einige Verletzungen zu beklagen, allerdings ist auch überall der Wurm drinnen. Die Offensive klickt nicht mehr, defensiv ist man ohnehin überfordert. Die Idee, Rookie Obi Melifonwu als Cornerback aufzustellen und gegen Brandin Cooks auflaufen zu lassen ist wahrlich verwerflich – man hat ja gesehen warum. Raiders-Fans, die Saison ist zum Abhaken, irgendeine Coaching-Änderung dürfte man in den kommenden Wochen erwarten.

Minnesota kann in den Heim Super Bowl einziehen

Die Minnesota Vikings konnten eines der Teams der Stunde – die Los Angeles Rams – mit 24:7 besiegen. Alle Zweifel sind damit beseitigt, im Gegensatz zum letzten Jahr dürfte der Einbruch in der zweiten Saisonhälfte ausbleiben. Case Keenum spielt derzeit absolut guten Football – ja das ist vollkommen unironisch gemeint, die Receiver Stefon Diggs und Adam Thielen bilden wohl das beste Receiver-Duo der NFL. Trotz des Ausfalls von Rookie Runningback Dalvin Cook sind die Vikings im Laufspiel enorm gut aufgestellt und damit auch offensiv nur sehr schwer auszumachen. Defensiv konnte man einer der derzeit besten Offensiven der Liga bei sieben Punkte halten – auch wegen einer hervorragenden Leistung in der zweiten Hälfte. Am kommenden Donnerstag ist man bei den Detroit Lions zu Gast – mit einem Sieg kann man einen ordentlichen Schritt in Richtung Divisionssieg setzen.

Die Rams müssen den ersten kleinen Dämpfer hinnehmen und wollen nächste Woche gegen die New Orleans Saints wieder auf die Siegerstraße zurückkehren. Cooper Kupp sollte bis dahin seine Fangfähigkeiten wiederfinden, er hatte gegen die Vikings den ein oder anderen üblen Drop. Dennoch, über die Rams sollte man sich keine Sorgen machen müssen: Ein junges Team braucht noch Zeit, derzeit funktioniert dafür schon sehr viel. Es wird ein Fest am kommenden Sonntag gegen die Saints.

Sonst noch

Die Cleveland Browns, Green Bay Packers und  Miami Dolphins könnten sich eigentlich Woche für Woche frei nehmen, der Effekt wäre der gleiche. Über die Browns muss man nicht mehr viele Worte verlieren – 0:16 ist mehr als möglich, wie schon letztes Jahr startete man mit zehn Niederlagen in die neue Spielzeit. Deckel drauf, neuer Head Coach, in der neuen Saison weiter wursteln.

Die Green Bay Packers sind ein schwaches Team – eine Tatsache die Aaron Rodgers Woche für Woche kaschiert. Brett Hundley ist definitiv nicht in der Lage, dieses Team zu Erfolgen zu führen. Das liegt zum Teil natürlich an ihm, zum anderen am mehr als fragwürdigem Playy Call von Mike Mccarthy und zum dritten Teil am Spielermaterial. Packers-Fans müssen auf ein Blitz Comeback von Rodgers hoffen und müssen sich jeden Tag bei John Fox und seiner sensationell dämlichen Challenge vergangene Woche für den Sieg gegen Chicago bedanken. Vielleicht geht sich’s deshalb am Ende mit den Playoffs aus.

Miami ist eine einzige Katastrophe. Jay Cutler darf keinen Ball mehr werfen, das ist wirklich ein Schlag ins Gesicht für jeden anderen fähigen Spielmacher ohne Job. Ein schwaches Team ohne Identität – mehr kann man nicht mehr dazu sagen.

Das war’s mit dem Shortcuts, weitere Gedanken findet ihr auf Twitter.

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