NFL Woche 12: Das Bild schärft sich

Drei Viertel der Regular Season in der NFL sind schon wieder um. Die Partien am Sonntag zeigten Favoritensiege, aber auch einige Überraschungen. Zwar hat noch kein Team ein Ticket in den Playoffs gelöst, dafür gibt es schon Mannschaften die definitiv keine Chance mehr auf die Postseason haben. Übrigens werden weiterhin gerne vierte Versuche ausgespielt (so gesehen in bspw. in New Orleans und New York). Das können wir mitnehmen:

Falcons gewinnen Duell der Vögel

Die Atlanta Falcons gewinnen gegen die Arizona Cardinals mit 38:19. Ein deutlicher Sieg für Matt Ryan (269 Yards, 26/34, zwei TDs, eine INT) und Co, wieder einmal sah man, wie viel Potential in dieser Mannschaft steckt – vor allem auf offensiver Seite. Nachdem man mit Julio Jones einen der besten Receiver der Liga in den eigenen Reihen hat, etablierte man in den vergangenen Saisonen ein starkes Backfield um Devonta Freeman und Tevin Coleman. Endgültig den Vogel abgeschossen hat man aber mit der Verpflichtung von Taylor Gabriel, den man erst im September als Free Agent holte. Der Receiver war zuvor bei den Cleveland Browns unter Vertrag wurde dort aber entlassen – nur um bei den Falcons absolut zu explodieren. Gegen die Cardinals kam der 25-Jährige auf zwei (idente) Touchdowns und begeisterte mit seiner Schnelligkeit und seinen Cuts. Definitiv ein Steal! Die Falcons bedankten sich noch während des Spiels bei den Browns. Troll-Level 1.000!

Die Cardinals auf der Gegenseite leben von Runningback David Johnson (161 Total Yards, ein TD). Der Runningback führt die Liga in Yards from Scrimmage an (1.534) und ist ganz klar das Herz von dieser Offensive. Nicht dass das überraschend käme, allerdings fragt man sich schon, warum QB Carson Palmer seine Receiver nicht in Szene setzen kann. Einzig Veteran Larry Fitzgerald bildet die Ausnahme, ohne ihn wäre das Pass-Spiel quasi gar nicht existent. Michael Floyd, John Brown und J.J. Nelson sind derzeit sicherlich mit die größten Enttäuschungen der Liga. John Brown muss man davon etwas ausnehmen, bei ihm kommen immer wieder Verletzungen hinzu (Gehirnerschütterung und Oberschenkelprobleme).

Aber warum läuft es bei den Cardinals nicht? Dumme Strafen wäre eine Erklärung. Auch gegen Atlanta schenkte man dem Gegner in entscheidenden Phasen neue Versuche oder hielt Drives am leben. Wenn sogar die Star-Spieler wie Patrick Peterson sich nicht zusammenreißen können, wird es ganz schwer. Peterson verursachte gleich zwei Pass Interference Flags gegen Julio Jones, die später zum Touchdown durch Freeman führten. Offside Penalties gaben den Falcons immer wieder neue erste Versuche, die eiskalt ausgenützt wurden. Selbst ein zurückgekehrter Tyrann Mathieu (zwei Tackles, ein Sack) half dann auch nicht mehr viel.

Die Offensive-Line der Cardinals wurde stark umgestellt, sehr zu Leiden von David Johnsons Laufspiel (53 Rushing-Yards, hauptsächlich Garbagetime), Carson Palmer hatte sehr wenig Zeit (289 Passing-Yards, 25/45, zwei Touchdowns, eine INT) und wurde zwei mal gesacked. Die Playoffs werden für die Cardinals knapp.

Baltimore voll auf Linie

Die Baltimore Ravens feiern gegen die Cincinnati Bengals einen wichtigen Sieg im Playoff-Rennen. Wieder einmal holte vor allem die Defensive die Kohlen aus dem Feuer, ein 19:14 Sieg am Ende. Bengals Quarterback Andy Dalton hatte es gegen die zweitbeste Defensivabteilung der Liga sehr schwer, kam auf 283 Yards (26/48), einen Touchdown und insgesamt vier Fumbles von denen er zwei verlor. Hauptgrund dafür war Terrell Suggs, der auf drei Tackles, zwei Sacks und zwei Forced Fumbles kam.

Generell hatten die Bengals große Probleme, die Ausfälle von A.J. Green und Gio Bernard konnte man nicht kompensieren. Runningback Jeremy Hill ging nach einem Tackle auch zu Boden und abgemeldet (21 Rushing-Yards), die meisten Yards (29) im Backfield lieferte Rex Burkehead. Über den Pass ging auch wenig, vor allem weil die Line an der rechten Seite über Cedric Ogbuehi nicht hielt. Tylor Boyd (62 Yards) und Brandon LaFell (38 Yards) gaben zusammen keinen A.J. Green. Sie hatten es aber nicht leicht, vor allem die Defensive-Backs der Ravens, Lardarius Webb und Rookie Tavon Young, dürften für Albträume bei Dalton sorgen. Von 18 Pässen kamen zehn für magere 97 Yards an, drei Deflections inklusive. Zusammen kam man auf 13 Tackles.

Ein weiterer MVP derzeit ist Justin Tucker: in einer Liga in der alle Kicker Probleme haben ist Tucker der einzige der bei einer 100%-Quote steht. Gegen die Bengals erzielte er drei Field Goals über 50 Yards. In der Offseason wurde viel über den 16.8 Millionen Dollar Vertrag Tuckers gescherzt, jetzt beweist er spätestens, dass er jeden einzelnen Cent wert is. Baltimore ist mit diesem Sieg auf Linie, die Bengals können sich schon auf den kommenden Draft fokussieren, wenn auch theoretisch das Playoff noch möglich ist.

Shady Cool

Einen wahren Arbeitssieg feierten die Buffalo Bills mit einem 28:21 über die Jacksonville Jaguars. Es war wieder einmal die große Show des LeSean McCoy, der einmal mehr zeigte, dass er einer der besten Runningbacks der Liga ist. Die Bills gingen als Leader in Rushing-Yards pro Spiel, Rushing Yards pro Versuch, sowie Rushing-Scores in das Spiel und sollten dieser Linie treu bleiben. McCoy erzielte 103 Rushing Yards und zwei Touchdowns inklusive einem 75-Yard-TD-Run, dem längsten in Shadys Karriere. Das verrät aber auch einiges über die D-Line der Jaguars: bis auf einen 10-Yard-Lauf hielt man McCoy bei vielen kurzen Läufen.

Das sagt auch einiges über die Line der Bills, die bis auf Richie Incognito (der ja unter der Woche ein paar Kilo zugenommen hat) keine Räume öffnen konnte. Dass QB Tyrod Taylor insgesamt fünf mal gesacked wurde, geht nur zum Teil auf die Kappe der Line, drei mal blieb Taylor schlichtweg zu lange in der Pocket.

Endlich wieder da – und eigentlich unerwartet früh – ist Bills Receiver Sammy Watkins. Der hochtalentierte aber leider sehr verletzungsanfällige Passfänger fing alle seine drei Pässe für 80 Yards. Vor allem als er einen perfekt geworfenen Ball von Taylor über Rookie Corner Jalen Ramsey fing, sah man wieder sein enormes Potential (62 Yard-Reception). Watkins gibt den Bills die notwendige Variabilität im Offensivspiel.

Jacksonville auf der Gegenseite zeigte Kämpferherz. Gleich zu Beginn setzte man ein Zeichen, als man zum ersten mal seit 25 Spielen (September 2015) den Opening-Drive mit einem Touchdown abschloss. Blake Bortles (126 Yards, 13/26, zwei Touchdowns) Offensiv-Gameplan wird konservativer, Jacksonville lässt mehr laufen als Bortles tiefe Bälle (und Interceptions) zu werfen. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, man muss Bortles wieder das nötige Selbstvertrauen einimpfen. Außerdem war der Quarterback mit 81 Yards der beste Läufer seines Teams.

Bears kommen knapp zu kurz

Die Chicago Bears müssen sich den Tennessee Titans mit 21:27 geschlagen geben. Und das war am Ende eine mehr als unnötige Niederlage. Denn Backup-Quarterback Matt Barkley (Jay Cutler fiel mit Schulterverletzung aus) wurde von seinen Receivern schlichtweg im Stich gelassen. Ganze elf Pässe ließen die verschiedenen Passfänger der Bears fallen, zwei davon im letzten Drive in der gegnerischen Endzone. Barkley (316 Yards, 28/54, drei Touchdowns, zwei Interceptions) hatte ein solides Starting-Debut, wenn auch die beiden Turnover vermeidbar gewesen wären. Dass man einen unerfahrenen QB dennoch über 50 mal werfen lässt, verwundert am Ende doch mehr als gedacht.

Barkley konnte aber auch so oft werfen, weil die Line der Bears einen ausgesprochen starken Job machte. Barkley wurde nicht einmal gesacked, hatte genug Zeit. Bis auf Rookie Cody Whitehair, der vermutlich sein schlechtestes Profi-Spiel seiner noch sehr jungen Karriere spielte, war das eine Klasse-Performance. Die Bears lagen mit 14 Punkten zur Pause zurück, kamen mit einem Knall aus der Kabine (recovered Onside-Kick!) und kamen den Titans bedenklich nahe. Könnte Josh Bellamy einen Ball fangen, man wäre als Sieger vom Platz gegangen.

Auf der Gegenseite legte Marcus Mariota abermals eine Talentprobe ab. Der Quarterback kam auf 226 Yards (15/32) und zwei Touchdowns. Im Luxus einer starken Line, überzeugte der QB mit einem starken Arm und noch stärkeren Entscheidungen. In den letzten acht Spieler erzielte Mariota 21 Touchdowns bei drei Interceptions. In der Redzone ist Mariota immer noch fehlerfrei. Außerdem überholte er mit acht Spielen in Folge mit mindestens zwei Touchdowns Warren Moon als Franchise-Leader. Auch wenn es am Ende knapp war, Mariota kann ein Team (zum Sieg) führen.

Im Backfield tat sich Rookie und Heisman-Gewinner Derrick Henry deutlich leichter als DeMarco Murray. Henry kam auf 60 Rushing Yards und einen Tochdown, während Murray bei 17 Versuchen auf magere 43 Yards und einen Fumble kam. Eddie Goldman und Danny Trevathan hatten etwas gegen seine Läufe. Einziges Problem aus Sicht der Bears: Trevathan reiht sich ein, ins schier endlose Lazarett Chicagos.

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