NFL Woche 12: Shortcuts

Wie schon vergangene Woche gibt es auch diesmal einen kurzen Überblick zu den Sonntagsspielen der NFL. 

Chiefs nicht mehr wiederzuerkennen

Die Kansas City Chiefs mussten sich den Buffalo Bills mit 10:16 geschlagen geben. Die Chiefs setzen ihre Abwährtsfahrt also weiter fort, es setzte die dritte Niederlage in Folge. Auffällig dabei: Die Offensive um Quarterback Alex Smith kommt nicht mehr in die Gänge. Rookie-Sensationsmann Kareem Hunt ist mittlerweile nicht mehr wirklich ein Faktor im Spiel der Chiefs, er bekommt selten den Ball und kann seine große Gefährlichkeit nicht mehr oft zeigen. Das ist absolut unverständlich, ist Hunt doch der X-Faktor im Spiel der Chiefs.

Was man aber auch sagen muss: Die Line Kansas Citys’ ist schlichtweg durchschnittlich, hat aber gerade zu Beginn der Saison – auch weil ausgeruht – deutlich über ihren Möglichkeiten gespielt. Wenn man gegen die derzeitige Defensive der Bills nicht gewinnen kann bzw. den Ball laufen lassen kann, dann wird man sich gegen jeden anderen Gegner auch sehr schwer tun. Die Chiefs führen noch in ihrer Division, ein Wechsel an der Spitze ist aber nur noch eine Frage der Zeit. Dass man in den letzten Saisonspielen statt Alex Smith (der ja im übrigen vor einigen Wochen noch einer der Top-Anwärter auf den MVP-Award am Ende der Saison war) Rookie Pat Mahomes sehen wird, ist zu fast einhundert Prozent ausgeschlossen.

Bei den Bills gebührt Quarterback Tyrod Taylor wieder einmal sämtliche Anerkennung. Der Spielmacher zieht seine Sache stur durch und überspielt seine grauenvolle Degradierung von vergangener Woche mit gewohnt soliden Leistungen. Defensiv macht Rookie Tre’Davious White weiterhin für Furore, seine Interception gegen Ende des Spiels besiegelte schlussendlich den Erfolg Buffalos. Für beide Mannschaften wird es mit den Playoffs nicht einfach, möglich ist aber dennoch alles – die AFC ist im Gegensatz zu NFC dieses Jahr deutlich schwächer.

Browns historisch schlecht

Vier Siege. Vierundvierzig Niederlagen. Vier Jahre. Diesen Record halten die Cleveland Browns seit dieser Woche. Auch gegen die Cincinnati Bengals konnten die Browns nichts holen, mussten sich mit 16:30 geschlagen geben. Am Ende des Tages kann man die immer gleiche Leier herausholen und ein schön eintönig-monotones “Dieses Team ist schlecht gecoacht”-Lied singen. Deshone Kizer zeigte zum wiederholten mal binnen weniger Wochen (Spiel gegen Detroit in Woche zehn) eine sehr ansprechende Leistung, er wurde wieder einmal Opfer seines katastrophalen Receiving-Corps das viele sehr schöne Bälle nicht unter Kontrolle bringen konnte. Der Rookie-Spielmacher musste zwischenzeitlich wegen Verdachts auf eine Gehirnerschütterung vom Feld, kam aber später wieder zurück.

Hue Jackson kann aus dem teilweise wirklich talentiertem Team nichts herausholen. So sehr er in der Vergangenheit als Offensive Coordinator überzeugen konnte, ist er als Head Coach zumindest in Cleveland unbrauchbar. Im Gegensatz zum letzten Jahr hat er nahezu alles verschlimmbessert. Defensiv ist man zwar gegen den Lauf halbwegs in Ordnung (auch wenn das an diesem Abend auch nicht der Fall war), sonst hat man aber noch nicht die nötige Klasse um bestehen zu können. Derzeit sieht nichts nach einem Erfolg aus, die Browns sind auch bestem Weg den Negativ-Rekord der Detroit Lions (kein Sieg in einer Saison) einzustellen.

Bei den Bengals sticht Rookie Joe Mixon mit 165 Total-Yards und einem Touchdown hervor. Er scheint endgültig in der NFL angekommen zu sein und sich einen Namen machen zu können. Seine Talente sind ja schon landesweit bekannt, man scheint einen Plan gefunden zu haben, um ihn auch effektiv einsetzen zu können. War kein schönes Spiel ingesamt, aber was soll man sich von diesem Matchup auch erwarten?

Eagles feiern alles

Die Philadelphia Eagles hatten beim 31:3 Erfolg über die Chiacgo Bears keine mühen. Das derzeit beste Team der NFL (zumindest gemessen am Record) spielte sämtliche Stärken aus und zerstörte die Bears von Beginn an. Carson Wentz scheint derzeit auf fast alles eine effiziente Antwort zu finden, warf für drei Touchdowns und 227 Yards. Man sieht sein Selbstvertrauen in jedem Play.

Im August hättet ihr mir ja viel erzählen können, aber das Nelson Agholor noch mal in der NFL durchstartet, hätte ich wirklich niemandem abgekauft. Der Receiver ist wie ausgewechselt und funktioniert auf allen Ebenen. Gegen die Bears war Agholor für zwei Touchdowns zuständig, wenn sein zweiter Score aber doch eher sehr glücklich zu Stande kam: Runningback(-Neuzugang) Jay Ajayi brach einmal durch und lief für 30 Yards, ihm wurde der Ball aber just vor der Endzone aus den Händen geschlagen. Agholor stand goldrichtig und sicherte sich den Ball und damit auch einen Touchdown für die Eagles. Definitiv die Szene des Spiels folgte aber im Schlussviertel, als die Eagles eine später zurückgenommene Interception ausgiebig mit einer einstudierten Choreographie feierten:

Chicago wird derzeit von sehr vielen Verletzungen (vor allem auf defensiver Seite) gebeutelt und hatte gegen diese Eagles-Offensive dementsprechend sehr wenig zu melden. Auch offensiv ging gar nicht, in der gesamten ersten Hälfte kam man zu keinem einzigen First-Down, Quarterback Mitch Trubisky war mit zwölf Rushing Yards am Ende des Spiels bester Läufer seiner Mannschaft (Jordan Howard kam auf satte sechs Yards, Tarik Cohen bei zwei Versuchen auf minus elf Yards Raumgewinn). Nächstes Jahr wird alles besser.

Ohne Lattimore zeigt sich New Orleans von seiner alten Seite

Die New Orleans Saints hatten gegen die Los Angeles Rams mit schmerzhaften Verletzungsausfällen zu kämpfen: Mit Marshon Lattimore fiel einer der besten Cornerbacks der Liga wegen eines Knöchelverletzung aus, sein Gegenüber Ken Crawley musste ebenfalls passen. Dass mit Alex Okafor zusätzlich noch ein wichtiger Mann in Sachen Pass Rush für die restliche Saison ausfällt, machte die Sache nicht unbedingt leichter.

Dennoch, offensiv ist man bekanntlich sehr gut aufgestellt, ein Football-Spektakel wurde erwartet, das aber nur in abgeschwächter Form dann tatsächlich eintrat. Drew Brees tat sich gegen die Rams teilweise schwer, hatte nicht seinen besten Tag und konnte kritische First Downs meist nicht erreichen. Einzig Alvin Kamara blieb fantastisch und sorgte aus jeder Situation für Gefahr: 187 Total Yards, zwei Touchdowns – die Saints stellen dieses Jahr sowohl den Offensiv-, als auch den Defensive-Rookie des Jahres.

Ohne Lattimore, Crawley und Okafor hat die Defensive enorme Probleme. Man sah den Impact von Lattimore in nahezu jedem Play, die Receiver der Rams hatten im Grunde genommen einen sehr lockeren und effektiven Abend vor sich. Jared Goff warf zwar eine Interception, konnte seine Mannschaft aber auch mit Big Plays über das Feld führen und immer wieder für Punkte sorgen. Ohne Receiver Robert Woods (Schulter) konnte sich Sammy Watkins in Szene setzen: Der ehemalige Firstround-Pick der Buffalo Bills kam auf 82 Yards und einen Touchdown, musste sich im internen Ranking der Passfänger nur Rookie Cooper Kupp (116 Yards) geschlagen geben. Todd Gurley lief für 74 Yards (+54 Receiving-Yards) und war wieder einmal der X-Faktor im Spiel der Rams. Mit ihm hatten die Saints die größten Probleme. Defensiv kann man nicht müde werden, die Leistungen von Aaron Donald in den Himmel zu loben. Der Defensiv Tackle spielt in einer eigenen Liga, kam gegen New Orleans abermals auf einen Sack und hatte auch sonst einen hervorragenden Tag. Nach der Niederlage gegen Minnesota, fanden die Rams also wieder auf die Siegerstraße zurück. New Orleans muss hoffen, dass Lattimore und Crawley bald wieder zurückkommen. Die NFC-South ist dank des Abschneidens der Carolina Panthers und der Atlanta Falcons enorm umkämpft.

Schlägerei in Oakland

Oakland gegen Denver – oder auch: kleine Negativserie gegen große Negativserie. Die Raiders konnten vor dem Divisionsaufeinandertreffen nur zwei der letzten fünf Spiele für sich entscheiden, Denver hingegen gewann keine der letzten sechs Partien. Es war ein wahrlich umkämpftes Spiel, gerieten doch schon früh mit Michael Crabtree und Aquib Talib zwei alte Bekannte aneinander: Im Vorjahr schon wegen eines Zwischenfalls um Crabtrees Goldkette aufgefallen, dauerte es nicht lange bis man sich eine zweite Runde gönnte.

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Ohne Crabtree bzw. Guard Jackson sowie Talib ging die Partie also weiter. Die Raiders konnten sich eine 21:0 Führung aufbauen – Amari Cooper scheint wieder in Form zu sein, ehe man just jenen Cooper wegen einer Gehirnerschütterung nach einem brutalen Helmet-to-Helmet-Hits verlor.

Aber auch Denver musste einen Verlust verkraften: Ausgerechnet Paxton Lynch, der in dieser Saison erstmals startete, verletzte sich am Knöchel und musste im vierten Viertel von der Bank aus zusehen, wie sein Kollege Trevor Siemian die Broncos das Spiel mit zwei Touchdowns noch einmal heranführte. Es sollte am Ende nicht mehr reichen. Denver befindet sich in der größten Krise in der Geschichte der Franchise, sieben Niederlagen in Folge musste man seit dem Merger noch nie hinnehmen.

Und sonst so?

Julio Jones ist eine Maschine. So weit, so bekannt. Gegen die Tampa Bay Buccaneers erlebte der Ausnahme-Receiver einmal mehr einen absoluten Traumtag, fing sagenhafte zwölf Bälle für atemberaubende 253 Yards und zwei Touchdowns. Allerdings bekam er seinen ersten und sehr tiefen Touchdown nicht von Matt Ryan, sondern von Receiver-Kollegen Mohamed Sanu serviert: 51 Yard-Pass direkt auf Sanu, der sich gegen Gegenspieler spielend leicht durchsetzen kann. Funfact am Rande: Sanu hat ein perfektes QB-Rating von 158.3 in seiner Karriere: sechs Pässe für sechs Completions, 228 Yards und drei Touchdowns. Sagt’s das nicht weiter, zumindest nicht in Cleveland, sonst sind die Draftpicks schon wieder weg (sofern man die rechtzeitig per Fax zuschickt).

Die New York Jets waren drauf und dran die Carolina Panthers zu schlagen, am Ende eines Spiels kommt aber das Schlussviertel und damit auch der Einbruch von Quarterback Josh McCown. Mann des Spiels, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn, war Tight Austin Seferian-Jenkins, der zu Beginn des Spiels einen wirklich zu hundert Prozent fangbaren Ball in der Endzone fallen ließ und später spektakulär seinen Fehler wieder ausmerzte. Allerdings wurde sein Catch nicht gegeben – was ein erfolgreicher Fang in der NFL ist, wird mir auch nach zehn Jahren American Football nicht wirklich klar.

Die Jacksonville Jaguars sind offensiv mit Blake Bortles weiterhin eine einzige Farce. Sollte man dank defensiv hervorragender Leistungen am Ende doch in die Playoffs einziehen, wird Bortles das Spiel sofort aus der Hand geben. Keine gute Situation in der sich das Team aus Florida befindet. Im sogenannten Gabbert-Revenge-Game zog man auch dank desaströsen Zeitmanagement gegen die Arizona Cardinals mit 24:27 den Kürzeren. Es braucht eben mindestens drei Turnover und dementsprechend Return-Touchdowns, damit die Jaguars am Ende als Sieger vom Platz gehen können. Gabbert hingegen soll der Sieg vergönnt sein, er setzte mit einem starken letzten Drive die Weichen für das siegbringende Field-Goal von Phil Dawson.

Jimmy Garoppolo warf bei der 13:24 Niederlage seiner San Francisco 49ers gegen die Seattle Seahawks seinen ersten Touchdown für sein neues Team. Ist auch schon eine Steigerung, vielleicht startet der vermutlich zukünftige Spielmacher ja schon nächste Woche. Seattle konnte den Favoritensieg einfahren und so zumindest den Rückstand auf die Los Angeles Rams nicht größer werden lassen. Russell Wilson spielt eine wirklich bärenstarke Saison – hat aber am Ende im MVP-Race gegen Tom Brady keine Chance, wie auch sonst kein anderer.

Brett Hundley hat zahlentechnisch ein starkes Spiel abgeliefert: 245 Yards, drei Touchdowns, keine Interception. Der Schein trügt aber, der Gameplan auf dem man ihn beschränkt sieht vor, dass er den Ball schnell an seine Mitspieler los wird und die dann die Arbeit übernehmen. Nur 62 der 245 Yards kamen vor dem ersten Kontakt eines Gegenspielers mit einem Passfänger der Green Bay Packers zu Stande. Man hatte gegen Ben Roethlisberger und einem abermals groß aufspielenden Antonio Brown (169 Yards, zwei Touchdowns) am Ende keine Chance und musste sich mit 28:31 den Pittsburgh Steelers geschlagen geben. War aber doch eine spannende Partie.

Die New England Patriots gewannen logischerweise gegen die Miami Dolphins. Nicht wirklich erwähnenswerter Erfolg der Mannen um Tom Brady. Eine Sache sei aber gesagt: Wenn Dion Lewis im Backfield ist, sind die Patriots sicherlich am besten aufgestellt. Er gibt der Mannschaft noch einmal eine zusätzliche Dynamik, die Rex Burkhead am Ende dann in Touchdowns umwandeln darf.

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