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NFL Woche 2: die Sonntagspartien

Alles angerichtet für die zweite Woche der NFL Regular Season. Die erste Partie liegt hinter den Teams, jetzt weißt sich, wohin die Reise geht. Zumindest für die nächsten Wochen. Auf geht’s zur Vorschau für Woche zwei:

Verkehrte Welt in San Francisco (oder Carolina)?

Der deutlich 28:0 Sieg der San Francisco 49ers gegen die Los Angeles Rams kam doch überraschend. Vor allem die Leistungen der beiden Linien San Franciscos beeindruckten. Chip Kelly könnte schon an den richtigen Zahnrädern gedreht haben. In der Offensive machte die Line einen sehr guten Job, konnte vor allem für Runningback Carlos Hyde Räume aufmachen. Hyde ist sicherlich einer der wichtigsten Spieler der 49ers, gerade wenn man auf der Quarterback-Position immer noch nicht wirklich brauchbares zur Verfügung hat. Das wird sich natürlich nicht so schnell ändern, Gabbert oder Kaepernick sind aber nicht mehr die Franchise-Optionen für eines der erfolgreichsten Teams der Liga.

Hyde bekommt es jetzt aber mit einer ganz anderen Defensive zu tun: die Carolina Panthers sind nicht mit den Rams zu vergleichen. Gerade die Front-Seven der Panthers ist eine der besten der NFL, Luke Kuechly und Thomas Davis sind quasi überall zu finden. Funktioniert das Laufspiel über Hyde nicht, dürften die 49ers ein ernsthaftes Problem haben.

Auf der anderen Seite muss Cam Newton sich mit LB NaVorro Bowman auseinandersetzen, eine ebenso unangenehme Situation. Die Panthers rund um den wiedergenesenen Wide Receiver Kevon Benjamin und David Funchess bieten Newton sehr viele Möglichkeiten. Die junge Defensive San Franciscos könnte unter die Räder kommen.

Vielleicht kommt aber wieder alles anders und Gabbert liefert das Spiel seines Lebens ab. Dann würden die 49ers nach zwei Spielen bei zwei Siegen stehen und die Panthers – der letztjährige Super Bowl Finalist – bei zwei Niederlagen. Verrückte Welt. In der NFL absolut möglich.

Und wieder eine neue Zeitrechnung in Cleveland

Lange hat Browns-QB Robert Griffin III nicht gespielt. Gerade einmal ein Spiel in der Regular Season und schon scheint das Abenteuer Cleveland ordentlich ins wanken zu geraten. RGIII verletzte sich gegen die Philadelphia Eagles und fällt mit einer Schulterverletzung vermutlich bis Woche 10 aus. Damit übernimmt wieder Josh McCown. Wie eigentlich jedes Jahr. Und McCown ist kein schlechter QB, er hat mit Terrelle Pryor und Corey Coleman auch vernünftige Passfänger. Offensiv ist man also nicht wirklich schlechter aufgestellt. Die Browns haben damit übrigens einen neuen Rekord aufgestellt, seit 15 Jahren spielt in Cleveland mehr als ein QB pro Saison. Dennoch wünschen wir RGIII schnelle Genesung!

Defensiv sind die Browns noch nicht wirklich ligatauglich. Einzige Ausnahme: Rookie Carl Nassib. Den müssen die Baltimore Ravens auch unter Kontrolle bringen, vor allem wenn man den Lauf über Justin Forsett bzw. Terrance West etablieren will. Im Spiel gegen die Bills konnte die Ravens einen Sieg feiern, es spricht nur die Regel der Ausnahme gegen einen Ravens-Sieg in Cleveland. Flacco und Co dürften zu stark sein. Auch schön: der langzeitverletze Receiver Breshad Perriman – Erstrundenpick 2015 – ist endlich voll fit und spielte gegen die Bills seine erste Partie. Wir sind gespannt, wie er sich präsentieren kann.

Don’t lose the ball

Und alles wäre gut. Die Tennessee Titans mussten eine bittere Niederlage gegen die Minnesota Vikings einstecken. Turnovers kosteten schlussendlich der jungen Truppe um Marcus Mariota den Sieg. DeMarco Murray fumbelte, Mariota kam auf eine Interception und ebenfalls einen Fumble. Dennoch machte der Auftakt Lust auf mehr. Das Trio Mariota-Murray-Henry ist absolut sehenswert. Wen man definitiv nicht vergessen darf, ist Undrafted-Rookie Tajae Sharpe. Der Receiver wurde elf mal angespielt und ist klare Nummer 1 von Mariota. Was den Titans ebenfalls in die Karten spielen könnte, ist Detroits Unfähigkeit, Tight Ends zu decken: Delanie Walker kann sich also auf einen guten Tag einstellen.

Auf der anderen Seite stehen die Detroit Lions, die in letzter Sekunde die Indianapolis Colts schlagen konnten. Matthew Stafford spielte so unglaublich abgebrüht, es war fast schon unheimlich. Gegen die Colts und deren quasi nicht existenten Defensive ging es sich für die Lions dennoch aus. Gegen die Titans kann es schwerer werden: vor allem Defensive End Jurrell Casey sorgt normalerweise für ordentlich Druck auf den gegnerischen QB. Allerdings muss sich Tennessee auch auf ein anderes Offensiv-Kaliber einstellen: Detroit um Stafford hat mit Riddick, Ameer Abdullah, Marvin Jones und dem langsam wieder fit werdendem Golden Tate eine enorme Breite. Kann eine sehr unterhaltsame Partie werden.

Peters deckt Nuk, Fuller explodiert

Die Kansas City Chiefs holten sich in einem fulminanten Spiel doch noch den Sieg gegen die San Diego Chargers holen. Allerdings brauchte man dabei die Overtime um die Offensive in Schwung zu bringen. Die Rückkehr von RB Jamaal Charles dürfte langsam bevorstehen, sollte er wieder nicht auflaufen können, werden sich wie schon gegen San Diego Charkendrick West und Spencer Ware die Snaps im Backfield aufteilen. Und das wird alles andere als leicht, da sie auf unglaubliche Verteidiger der Houston Texans treffen. J.J. Watt, Jadeveon Clowney und Whitney Mercilus werden nicht nur auf die RBs sondern auch auf Alex Smith gehörigen Druck ausüben.

Das Key-Duell wird sicherlich jenes zwischen Texans Receiver DeAndre Hopkins und Chiefs Cornerback Marcus Peters. Wer dieses Duell gewinnt, kann sein Team in eine günstige Siegesposition bringen. Allerdings hat Texans QB Brock Osweiler im ersten Spiel schon gezeigt, dass er nicht nur auf Hopkins wirft: Rookie Receiver Will Fuller zeigte ein unglaubliches Debüt und zerstörte die Chicago Bears in der zweiten Hälfte im Alleingang. Fuller könnte ein weiteres Big-Game gegen die Chiefs haben. Und Lamar Miller gibts als Runningback auch noch. Wird ein spannendes Spiel!

Miami gegen New England – das ewige Duell

Auch wenn die Dolphins in den vergangenen Jahren meistens mit einem negativen Record ihre Saison beendeten, gewannen sie doch immer wieder gerne gegen die Patriots. Aus den vergangenen fünf Duellen, ging drei mal der Sieg an Miami. Was ist heuer möglich? Die Patriots um ihren Interims-QB Jimmy Garoppolo “überraschten” mit einem Sieg bei den Cardinals. Head Coach Bill Belichick ließ dabei außerordentlich viel laufen. Das dürfte auch gegen die Dolphins der Plan sein, schließlich ließ Miami gegen die Seahawks in Woche 1 einiges an Rushing-Yards zu. Aber nicht nur das Laufspiel kann gegen Miami funktionieren, auch die Receiver dürften dank nicht wirklich starker Dolphins Secondary mehr Land sehen. Es bleibt aber an Garoppolo, die Bälle an den Mann zu bringen. Tight End-Superstar Rob Gronkowski fällt noch eine Woche aus.

Die O-Line der Dolphins muss besser werden. Tannehill wurde im ersten Spiel fünf mal gesacked. Deshalb übergab man den Ball meist schnell an RB Arian Foster bzw. mit einem kurzen Pass an Receiver Jarvis Landry. Foster dürfte ein großer Faktor für einen möglichen Sieg der Fins sein, er zeigt trotz zahlreicher Knieverletzungen und fortgeschrittenem Alter keine Müdigkeit. Und eine Bitte an Kenny Stills: fang die Bälle!

Ein weiteres Feuerwerk

Wer vergangenes Jahr das Spiel zwischen den New Orleans Saints und den New York Giants verfolgte, hat Football-Geschichte gesehen. Sieben Touchdowns warfen Drew Brees und Eli Manning. Jeweils. Das war ein Offensivfeuerwerk erster Klasse. Heuer kann es anderes aussehen. Brees kann einem fast schon Leid tun, er muss immer mindestens 30+ Punkte werfen um sein Team in eine halbwegs aussichtsreiche Position zu bringen. Und das tut er auch.

Mit Brandin Cooks, Willie Snead und Rookie Michael Thomas setzt er seine Receiver so ein, wie man das erwarten durfte. Waffen überall. Brees wird abermals die NFL in Passing-Yards anführen. Mark Ingram im Backfield tut sein übriges dazu. Allerdings haben sich die Giants enorm verstärkt, vor allem in der Defensive. Neuzugang Olivier Vernon zeigte gegen die Cowboys seine Stärke gegen das Laufspiel, die gesamte Front Seven machte einen sehr guten Job gegen die beste O-Line der Liga (Dallas).

Und weil wir gerade bei Waffen sind: Eli hat sie auch wieder. Über Odell Beckham muss man kein Wort mehr verlieren. Aber Rookie Sterling Sheppard und der wiedergenesene Victor Cruz verstärken die Giants Offensive enorm und werden einen richtig starken Tag gegen die Saints haben. Warum? Weil die Saints absolut keine Secondary haben. New Orleans ging mit nur vier (!) Cornerbacks in die Regular Season. Delvin Breaux fällt mit einem gebrochenen Bein aus. P.J. Williams konnte gegen die Raiders nicht überzeugen. DeVante Harris und Rookie Ken Crwaley (übrigens undrafted) tun ihr übriges. Eli hat einen starken Tag.

Zu den weiteren Sonntagspartien:

Heißes Duell in Pittsburgh

Das letzte Spiel zwischen den Cincinnati Bengals und den Pittsburgh Steelers in den Playoffs war kontrovers. Und arschknapp. Und die Steelers gewannen. Und wir haben absolut spannende Duelle auf dem Platz. Wenn sie sich auch nicht gegenüberstehen, das Duell zwischen den Receivern A.J. Green und Antonio Brown wird Klasse.

A.J. Green kann wieder den Unterschied machen. Grenn kam gegen Derelle Revis auf 180 Yards und einen Touchdown. Das dürfte sich gegen eine nicht wirklich starke Steelers Secondary nicht ändern. Auf der anderen Seite ist Brown sowieso Lieblings-Anspielstation von Ben Roethlisberger. Verzauberts einfach den Zuseher mit Big Plays. Dann sind alle zufrieden.

DeAngelo Williams wird wieder einen starken Tag im Backfield der Steelers haben und LeVeon Bell – für den Moment – vergessen lassen.

Bryant vs. Norman – oder doch nicht?

Division-Duell in der NFC East: die Dallas Cowboys treffen auf die Washinton Redskins. In anderen Worten: Wide Receiver Dez Bryant gegen Cornerback Josh Norman. Sofern es dabei bleibt. Vergangene Woche spielte Norman auch nicht gegen Steelers-Star-Receiver Antonio Brown. Er wechselte die Seite, es wurde quasi nie auf ihn geworfen. Ja, so kann man auch als “Shut-Down-Cornerback” bezeichnet werden. Es ist eine spannende Taktik von den Redskins, ihren klaren Nummer 1 Cornerback nicht gegen die besten Receiver aufzustellen. Spannend oder einfach nicht klug. Brown zerstörte daraufhin die Redskins.

Dez Bryant hatte gegen die Giants Probleme, wurde nur fünf mal angeworfen und kam am Ende auf magere acht Yards. Dak Prescott bevorzugt meist den kurzen Pass auf Beasley. Will er Bryant ins Spiel bringen muss er auch auf die langen Dinger gehen. In der ersten Woche kam nur ein Pass über 15 Yards bei einem Receiver an.

Auf Seiten der Redskins ist und bleibt das Laufspiel die größte Baustelle. Matt Jones muss sich gegen eine zugegeben schlechte Cowboys Front-Seven durchsetzen können. Ansonsten werden die zuständigen Herren von Washington sehnsüchtig auf die Bank der Cowboys schauen und sich fragen: “Warum haben wir Alfred Morris ziehen lassen?!”.

Abermals ein Pflichtsieg für die Cardinals?

Schon vergangene Woche standen sie Arizona Cardinals vor dem Problem des Pflichtsiegs gegen eine stark geschwächte Mannschaft der Patriots. Jetzt spielt man wieder zu Hause gegen die selbstbewussten Tampa Bay Buccaneers. Das Team um Jameis Winston bewies seine Stärke in Woche 1 gegen die Atlanta Falcons mit einem deutlichen Sieg. Winston trifft gegen die Cardinals auf eine der besten Secondarys der Liga um Patrick Peterson und Tyran Mathieu. Mike Evans dürfte also einen schweren Tag vor sich haben, für die anderen Targets wie Vincent Jackson oder Tight End Austin Seferyan-Jenkins könnten Räume entstehen.

Ein weiteres sehr spannendes Duell findet zwischen Bucs Linebacker Kwon Alexander und Cardinals Runningback David Johnson statt. Alexander kann sich weiter als bester junger LB der Liga beweisen, wenn er Johnson unter Kontrolle hat. Die Cardinals dürften mit Larry Fitzgerals, Michael Floyd und Jaron Brown aber die Nase vorne haben. Es wäre schon eine kleine Sensation, ständen die Bucs bei 2-0 während die Cardinals nach zwei Spielen bei zwei Niederlagen stehen würden.

Gelingt Jeff Fisher wieder der jährliche Sieg gegen Seattle?

Die Frage warum Jeff Fisher noch einen Job hat, darf ruhig gestellt werden. Nach der katastrophalen Leistung gegen die San Francisco 49ers müssen die Los Angeles Rams gegen die Seattle Seahawks ran. Und dieses Spiel gewinnen die Rams sehr gerne. Hoffnung könnte ihnen die Verletzung von Russell Wilson machen: der QB leidet an einer Knöchelverletzung und droht für das Spiel auszufallen. Dann würde man mit Trevone Boykin einen undrafted Rookie als Starting QB sehen. Auf jeden Fall keine leicht Aufgabe für Wilson und sein Backfield, denn so schlecht die Secondary der Rams ist, so gut ist die D-Line um Aaron Donald. Und die O-Line der Seahawks ist alles andere als gefestigt, Wilson könnte also das ein oder andere mal gesacked werden. Angeschlagen sicherlich nicht das Beste.

Todd Gurley auf der anderen Seite braucht dringend einen vernünftigen QB. Sonst vergeuden die Rams eines der größten Talente unserer Zeit. Gegen eine starke Defensive der Seahawks wird’s auch nicht leichter. Offensiv geht alles über ihn. Case Keenum kann niemand anderen zur Entlastung gut positionieren – obwohl Tavon Austin im Team wäre. Man braucht einen QB um bestehen zu können. Jared Goff ist das weiterhin nicht.

Zum ersten mal seit 1993: Colts gegen Broncos ohne Manning

Nein Peyton Manning spielte nicht schon 1993 in der NFL, aber die Broncos und die Colts trafen erst 2002 wieder in einem Spiel aufeinander. Damit ist dieses Spiel das erste in der Post-Manning Ära. Sein Nachfolger bei den Colts, Andrew Luck, darf sich auf einen unglaublichen Druck der Broncos D einstellen. Ohne vernünftige O-Line könnte es für Luck wirklich sehr übel werden. Gegen die Lions hielt die Linie stand, funktioniert das auch gegen Von Miller und Co?

Auf Seiten der Broncos Offensive wird wieder viel über Runningback C.J. Anderson laufen. QB Trevor Siemian bestand im Spiel gegen die Panthers gegen eine der besten Defensiven der Liga, gegen die Colts dürfte das mit ähnlichem Aufwand auch wieder möglich sein. Dennoch: Hochmut kommt vor dem Fall, Luck kann jede Defensive der NFL im Alleingang zerstören.

Oakland will Serie starten

Der Sieg der Oakland Raiders bei den New Orleans Saints war diese Woche in aller Munde. Gegen die Atlanta Falcons soll der nächste Sieg folgen. Und die Vorzeichen stehen nicht schlecht, denn wie schon die Saints, haben die Falcons nahezu keinen Pass Rush. Derek Carr dürfte auf gegen die Falcons seine Receiver Cooper und Crabtree finden. Weiterhin spannend bleibt, was mit Rookie RB Jalen Richard passiert. Nach seinem fulminantem Debüt gegen die Saints, müsste er eigentlich einige Snaps sehen. Sean Smith in der Raiders Secondary muss sich dringend steigern, im ersten Spiel wurde er von Willie Snead jedes mal geschnupft.

Bei den Falcons ging zunächst viel über WR-Neuzugang Mohamed Sanu und später alles über Julio Jones. Im Laufspiel hatte DeVontae Freeman gegen die Buccaneers einen ganz schlechten Tag, sein Backup Coleman dafür einen umso besseren. Vermutlich werden sie sich auch gegen die Raider die Snaps teilen. Allerdings treffen die beiden auf Khalil Mack und Bruce Irvin. Das könnte schmerzhaft werden.

Jaguars gegen Chargers um ersten Sieg

Die Jacksonville Jaguars mussten sich im ersten Spiel gegen die Green Bay Packers nur knapp geschlagen geben und machten einen soliden Eindruck. Gegen die San Diego Chargers, die einen sicher geglaubten Sieg gegen die Chiefs noch aus der Hand gaben, soll nun der erste Sieg folgen. T.J. Yeldon dürfte weiterhin Nummer eins im Backfield sein, Chris Ivory ist weiterhin angeschlagen. Und das sollte gegen die Chargers auch klappen, denn diese haben gegen Kansas City schon schlecht gegen das Laufspiel ausgesehen. Allerdings wird es für die Receiver der Jaguars schwerer, die Chargers verfügen über völlig unterbewertete Cornerbacks um Jason Verret.

Was geht offensiv bei den Chargers? Keenan Allen fällt mit Kreuzbandriss für die Saison aus. Alle Augen auf die Runningbacks Melvin Gordon und Danny Woodhead. Travis Benjamin wird Allens Rolle übernehmen. Aber: reicht das, gegen ein starkes Jaguars Team?