NFL Woche 4: alles steht Kopf

Die vierte Woche der neuen NFL Saison bestätigt den Trend: in dieser Saison scheint alles möglich zu sein. Favoriten haben bei Underdogs Probleme, Mannschaften mit denen man so wohl nicht gerechnet hat stehen teilweise an der Spitze ihrer Divisionen. Das können wir von diesem Spieltag mitnehmen:

Saints gewinnen gegen abermals schwache Dolphins

Die New Orleans Saints konnten in London einen 20:0 Erfolg über die Miami Dolphins feiern. Und es war offensiv auch lange Zeit kein Footballleckerbissen, mit dem Pausenpfiff sorgte Saints-Kicker Will Lutz per Field Goal für die ersten drei Punkte der Parte. Drew Brees warf für 286 Yards (29/41) und zwei Touchdowns. Es war eine solide Leistung des künftigen Hall of Famers, der mit vier von sechs Pässen über einen Raumgewinn von mindestens zehn Yards aufzeigen konnte. Sicherlich die wichtigste Waffe für den Passgeber ist Michael Thomas. Der Receiver steuerte 89 Yards und einen Touchdown bei, konnte acht der elf auf ihn geworfenen Bälle fangen.

Das Laufspiel ging dieses mal hauptsächlich über Rookie Alvin Kamara, der aus fünf Carries 25 Yards herausholen konnte, aber auch sieben Bälle für 71 Yards fangen und einen Touchdown erzielen konnte. Er wird ein immer größerer Faktor in der Saints-Offensive und es wird auch immer klarer, warum Sean Payton für den jungen Dual-Runningback im Draft extra noch einmal nach oben tradete – er passt perfekt in die Vorstellungen seines Head Coaches. Die meisten Carries bekam Mark Ingram (14 für 45 Yards), Kamara kann sich aber besser in Szene setzen. Adrian Peterson bekam vier mal den Ball, konnte ebensoviele Yards erzielen. Viel mehr dürfte es auch in den kommenden Wochen für den Veteran nicht mehr geben.

Die Defensive der Saints konnte keinen Punkt der Dolphins zulassen. Wieder einmal konnte sich Rookie Marshon Lattimore auszeichnen. Der Cornerback war wieder einmal sehr stark in der Passverteidigung (auch wenn er vier Pässe für 41 Yards zuließ), war direkt bzw. indirekt für zwei erzwungene Fumbles verantwortlich. Er ist bisher die erhoffte Verstärkung in der Secondary. Sein gegenüber Ken Crawley verzeichnete gegen Miami seine erste NFL-Interception und konnte auch einen Pass ablenken. Auch seine Performance wird von Woche zu Woche immer besser. Ansonsten kam man noch auf vier Sacks, Cam Jordan (ein Sack, ein erzwungener Fumble) hatte wieder einmal einen sehr guten Tag.

Die Dolphins sind mehr oder weniger stehend KO. Wie schon im vergangenen Jahr scheint man nur schleppend in die Saison zu finden, dieses mal dürfte es aber auch mit Jay Cutler zusammenhängen. Der eigentliche Football-Pensionist funktioniert noch nicht, kam auf 164 Yards (20/28) und eine Interception. Cutler hält den Ball zulange fest und scheint derzeit nichts zu machen, dass ihm einen Starting-Posten in der NFL verdienen hätte lassen. Runningback Jay Ajayi kam in seinem Heimspiel auf 46 Rushing-Yards (zwölf Carries). Die Offensive kam einfach überhaupt nicht in Schwung.

Defensiv fielen Rookie Charles Harris und Linebacker Lawrence Timmons positiv auf: Harris konnte seinen Jahrgangskollegen Ryan Ramczyk vernaschen und für starken Druck auf Drew Brees sorgen. Timmons war sowohl gegen den Lauf als auch gegen den Pass sehr stark. Aber nützt nichts, die Offensive Miamis wollte nicht mitspielen. Zwei Wochen in Folge eine katastrophale Leistung der Delfine.

Panthers gewinnen in Foxborough

Die Carolina Panthers konnten sich mit einem 33:30-Sieg bei den New England Patriots für die Niederlage gegen die New Orleans Saints aus der vergangenen Woche revanchieren. Cam Newton hatte wieder einmal einen äußerst erfolgreichen Tag, konnte sich nach einer frühen Interception aus dem Schlamassel ziehen und später für drei Touchdowns per Wurf und einen zusätzlichen per Lauf sorgen. Am Ende kam er auf 316 Yards (22/29) und 44 Rushing-Yards (inklusive fünfzigstem Rushing TD). Eine sehr solide Vorstellung des ehemaligen MVPs.

Christian McCaffrey (16 Yards) hatte zwar als Läufer nur bedingt Erfolg, dennoch ist er einer der wichtigsten Faktoren im Offensivspiel der Panthers: er bindet Gegenspieler, wodurch die Räume für seine Mitspieler offen werden. Kelvin Benjamin (104 Yards) und Devin Funchess (70 Yards, zwei Touchdowns) waren die Nutznießer. Die Offensive spielte sich mit der Defensive der Patriots.

Aber auch auf defensiver Seite hatte man einen guten Plan. Luke Kuechly war wieder einmal überall zu finden, kam auf 14 Tackles, ließ zwar sechs von neun Pässen in seine Richtung zu, allerdings kam kein Pass zu einem Raumgewinn von mehr als zehn Yards. Er ist und bleibt der beste Middle-Linebacker der Liga. Julius Peppers wird zwar älter, aber nicht müder gegnerische Quarterbacks zu Boden zu reißen. Der Veteran sackte Tom Brady gleich zwei mal.

New England war wieder knapp dran, einen Rückstand in den Schlussminuten Aufzuholen. Wie schon in der vergangenen Woche konnte Brady seine Mannschaft im Schlussdrive zu Punkten führen, diesmal blieb Carolina aber noch einmal genug Zeit, um selbst noch einmal anschreiben zu können (Kicker Graham Gano sorgte für die entscheidenden Punkte). Brady (307 Yards, 32/45) kam mit dem Druck der Panthers nicht gut zu Recht, kam auf zwei Touchdowns, konnte aber viele seiner tiefen Bälle nicht an den Mann bringen (auch weil seine Mitspieler einige Bälle nicht unter Kontrolle bringen konnten). Das große Problem für den Titelverteidiger liegt aber auf der anderen Seite.

Die Defensive der Pats ist derzeit eine einzige Katastrophe. Neuzugang Stephon Gilmore steht derzeit komplett neben sich (und damit auch meistens sehr weit weg von seinem Gegenspieler), zeigt mit furchtbaren Fehlern auf: er ließ zwei Pässe für 71 Yards und einen Touchdown zu und verhaute den Patriots mit einer dummen Strafe das Spiel im Schlussdrive der Panthers. Das wird noch ein langer Weg für New England, viel Hoffnung gibt es derzeit nicht. Kein Pass Rusher, schlecht in der Deckung oder gar nicht existent. Erinnert irgendwie an New Orleans und Drew Brees’-Problem, nur diesmal mit Tom Brady als Hauptleidtragenden.

Watson unwiderstehlich

Die Houston Texans um Rookie Quarterback Deshaun Watson feierten einen fulminanten 57:14 Sieg über die Tennessee Titans. Watson zeigte eine spektakuläre Leistung, kam auf 283 Yards (25/34) und vier Passing-Touchdowns. Er konnte seine Mannschaft fast schon wie ein Veteran über das Feld führen, zerpflückte die Defensive Tennessees im Alleingang und sah bei weitem nicht wie ein Quarterback mit nur drei NFL-Starts aus. Zwar warf er eine Interception, das war an diesem Abend aber auch der einzige Ausreißer nach unten. Über den Lauf steuerte er weitere 24 Yards und einen Touchdown bei: fünf Scores bedeuten auch NFL-Rekord. DeAndre Hopkins hat das Lächeln wieder gelernt, nach der Sauchensaison mit Brock Osweiler kann sich der Star-Receiver unter Watson wieder voll entfalten (107 Yards, zehn Catches, ein Touchdown). Will Fuller gab sein Comeback und fing gleich zwei Bälle in der Endzone. Das kann was werden bei den Texans.

Auch weil das Laufspiel um Lamar Miller (75 Yards, ein TD, zusätzliche 56 Yards per Passfang plus Touchdown) und D’Onta Foreman (45 Yards) funktioniert. Defensiv stach Andre Hall hervor. Der Safety ließ nur einen von vier Pässen in seine Richtung zu, konnte Marcus Mariota aber auch zwei mal picken. Jadeveon Clowney konnte die starke Line der Titans einmal durchbrechen und für einen Sack sorgen. Die Front-Seven bleibt eine sehr starke Einheit.

Tennessee konnte nicht an die Leistung von vergangener Woche anknüpfen, Marcus Mariota warf früh eine Interception und zeigte allgemein im Passspiel deutliche Schwächen (96 Yards, 6/10, zwei INTs). Über den Lauf kam er zu zwei TDs (39 Rushing-Yards), das einzig positive für den begnadeten Spielmacher. In der Pause musste Mariota mit einer Oberschenkelverletzung aus dem Spiel, für ihn kam Matt Cassel ins Spiel (21 Yards, 4/10) der in Sachen Interceptions gleich erfolgreich war.

Einziger Lichtblick an diesem Tag war die Leistung von Defensive End Jurrell Casey, der sieben Tackles und einen Sack verzeichnen konnte. Sonst war da nicht viel zu holen.

Bengals zum ersten Saisonsieg

Die Cincinnati Bengals feierten mit einem 31:7 Erfolg über die Cleveland Browns den ersten Saisonsieg. Andy Dalton zeigte dabei erstmals eine mehr als ansprechende Leistung, kam auf 286 Yards (25/30) und vier Touchdowns. Auch wenn er die Partie mit einem Fumble begann, führte er seine Mannschaft souverän zum Erfolg. Tight End Tyler Kroft (68 Yards) kam auf zwei Touchdowns, Gio Bernard (67 Yards) und A.J. Green (63 Yards) auf jeweils einen. Die neue Offensive von Bill Lazor scheint zu funktionieren – auch wenn der Gegner Cleveland hieß.

Defensiv war Nick Vigil überall anzufinden, er kam auf elf Tackles sowie einen Sack. Cornerback Darqueze Dennard zeigte abermals auf, ließ nur zwei von fünf Pässen für neun Yards zu. William Jackson hingegen hatte Probleme, fiel mit zwei Pass Interference-Strafen auf und ließ einen kritischen Pass über 26 Yards zu einem Firstdown zu.

Die Browns kommen irgendwie nicht vom Fleck. DeShone Kizer (118 Yards, 16/34) kam auf eine Interception und hat immer noch Probleme mit dem Tempo der NFL. Er hält den Ball zu lange fest, ist aber immerhin bemüht. Dass seine Receiver wichtige und leicht fangbare Bälle nicht unter Kontrolle bringen können, macht die Sache aber auch nicht sehr viel einfacher. Rookie-Kicker Zane Gonzalez verschoss ein 48-Yard-Field Goal. Es war einfach zu wenig.

Auch weil defensiv Jamie Collins und Danny Shelton schmerzlich vermisst wurden. Beide Spieler konnten nicht an der Partie teilnehmen. Emmanuel Ogbah zeigte dafür aber auf, kam auf sechs Tackles, einen Sack und er erzwang zwei Fumbles. Er ist einer der spannendsten Pass Rusher der Liga, man darf gespannt sein wie er sich in ein paar Wochen neben Myles Garrett macht.

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