Offseason Report 2017: Cincinnati Bengals

Allgemeines

Die Cincinnati Bengals mussten wieder ein Jahr verstreichen lassen: wieder ein weiteres Jahr ohne Playoff-Sieg. Mit dem Unterschied, dass man im Gegensatz zu den vergangenen Jahren (2011-2015) gar nicht in die Postseason einziehen konnte. Nach den vielen empfindlichen Abgängen in der Offseason liegt es nun in den Händen der jungen Spieler die Bengals wieder auf Vordermann zu bringen. Das hat sich in der Offseason getan:

Coaching-Änderungen

Keine Änderungen gegenüber der vergangenen Saison

Free Agency

Spieler verloren/entlassen

SpielerPositionNeues Team
Andrew WhitworthTLos Angeles Rams
Kevin ZeitlerGCleveland Browns
Karlos DansbyLBArizona Cardinals
Tyler OttLSSeattle Seahawks
James WrightWRCleveland Browns
Domata PekoDTDenver Broncos
Rex BurkheadRBNew England Patriots
Margus HuntDEIndianapolis Colts
Rey MaualugaDE?
Chris Lewis-HarrisCBDenver Broncos
Matt LengelTENew England Patriots
  • Andrew Withworth

Sicherlich der schmerzhafteste Abgang in dieser Saison. Withworth gehört zu den besten Tackles der Liga, sein Abgang hinterlässt definitiv eine große Lücke und einige Fragezeichen. Künftig für den Schutz von Jared Goff zuständig.

  • Kevin Zeitler

Ebenfalls schmerzen wird der Verlust von Kevin Zeitler. Auch er gehört zu den besten Guards der Liga und wird in Zukunft die Line der Cleveland Browns um ein ordentliches Hauseck stärker machen.

  • Karlos Dansby

Der Veteran verlässt die Bengals nach nur einem Jahr in Richtung Arizona (wieder einmal). Man tauschte quasi Linebacker aus – Cincinnati bekommt mit Kevin Minter den deutlich jüngeren.

  • Rex Burkhead

Bei den Bengals nicht wirklich oft zum Einsatz gekommen, dürfte Burkhead bei den Patriots eine Verstärkung darstellen. Wegen Bill Belichick. Für Cincinnati hält sich der Verlust in Grenzen.

Spieler verpflichtet/verlängert

SpielerPositionAltes TeamLänge des VertragsGehalt in Dollar
Dre KirkpatrickCBCincinnati BengalsFünf Jahre52,5 Millionen
Brandon LaFellWRCincinnati BengalsZwei Jahre9 Millionen
Darqueze DennardCBCincinnati BengalsEin Jahr8,526 Millionen
Kevin MinterLBArizona CardinalsEin Jahr4,25 Millionen
T.J. JohnsonGCincinnati BengalsZwei Jahre3,475 Millionen
Andre SmithOLMinnesota VikingsEin Jahr3,25 Millionen
Chris BrownWRDallas CowboysDrei Jahre1,62 Millionen
Randy BullockKCincinnati BengalsZwei Jahre1,565 Millionen
Wallace GilberryDeCincinnati BengalsEin Jahr1,4 Millionen
Cedric PeermanRBCincinnati BengalsEin Jahr1,15 Millionen
Eric WinstonGCincinnati BengalsEin Jahr1,08 Millionen
Bene BenwikereCBCarolina PanthersEin Jahr690 Tausend
Chris SmithDEJacksonville JaguarsEin Jahr690 Tausend
Cameron LeeGNew Orleans SaintsEin Jahr465 Tausend
  • Dre Kirkpatrick

Wow. 52,5 Millionen Dollar für den Cornerback – unglaublich viel Geld. Vor allem weil man noch nicht wirklich abschätzen kann, ob er das auch wert ist. Kirkpatrick hat sich in den vergangenen Jahren verbessert und ist definitiv #1-Corner der Bengals. Aber ob man es hier nicht etwas übertrieben hat? Er kann es uns bald beweisen.

  • Brandon LaFell

Nach den Abgängen von Mohamed Sanu und Marvin Jones im vergangenen Jahr, konnte sich LaFell als gute Option für Andy Dalton positionieren. Vor allem ab dem verletzungsbedingten Ausfall von Superstar A.J. Green ging sehr vieles über LaFell (862 Yards, sechs Touchdowns). Eine logische Entscheidung mit ihm zu diesen Konditionen zu verlängern.

  • Darqueze Dennard

Mit Dennards Entwicklung dürfte man zufrieden sein, man zog die Option auf ein weiteres Jahr im Rookie-Vertrag. Auch wenn er noch nicht zu Hundertprozent überzeugen konnte – als Slot-Corner darf er sich echte Hoffnungen machen.

  • Kevin Minter

Die jüngere Version von Dansby. Minter dürfte sich den Middle-Linebacker-Posten schnappen, stehen den Bengals dort doch noch eine große Auswahl von jungen und unerfahrenen Spielern zur Verfügung. Im Prinzip kann es für ihn aber jede Linebacker-Stelle werden – eben wegen der angesprochenen Kaderaufstellung.

  • Andre Smith

Smith kehrt zu den Bengals nach einem Jahr bei den Minnesota Vikings zurück. Wirklich viel bewegt hat er bisher in seiner NFL-Karriere noch nicht. Vermutlich reicht es für den Starting-Posten als Guard, vielleicht holte man ihn aber auch nur als Backup-Tackle. Der Vertrag und das Risiko hält sich in Grenzen. Er ist aber definitiv kein Ersatz für den abgewanderten Zeitler (geschweige denn für Withworth).

Draft

RundePickNamePositionCollege
19John RossWRWashington
248Joe MixonRBOklahoma
373Jordan WillisDEKansas State
4116Carl LawsonDEAuburn
4128Josh MaloneWRTennessee
4138Ryan GlasgowDTMichigan
5153Jake Elliott KMemphis
5176J. J. Dielman CUtah
6193Jordan Evans ILBOaklahoma
6207Brandon Wilson CBHouston
7251Mason Schreck TEBuffalo
  • John Ross

Erste Runde für den schnellsten Mann des NFL-Combines (4.22 Sekunden für 40 Yards). Ross ist enorm schnell und eine Waffe für tiefe Spielzüge. Er nimmt sofort nach dem Snap Fahrt auf und kann sich so von Gegenspielern absetzen. Das ist sein größtes Plus im Offensivspiel. Er kann sowohl außen als auch in der Slot aufgestellt werden und kann als Returner agieren.

Mit Geschwindigkeit kommt in der Regel auch Athletik, Ross bildet hier keine Ausnahme. Er ist sehr versiert in Körpertäuschungen und linkt seine Gegner damit. Deshalb ist er nicht nur stark bei rein-vertikalen Spielzügen sondern auch bei kurzen Spielzügen und fast allen Routen. Obwohl er nicht über die ideale Größe verfügt ist er auch ein Ziel in der Endzone, da er sich eben schnell Raum verschaffen kann.

Ross verfügt über gute Hände, er ist sehr ballsicher. Er fängt den Ball auch in Zonen in denen er das eigentlich nicht tun muss (vom Körper weg) und verbreitert so seine Fangspanne.

Ähnlich wie Corey Davis kann Ross nachdem er den Ball unter Kontrolle gebracht hat für enorm viel Raumgewinn sorgen. Seine Vision ist sehr gut ausgeprägt, er weiß wohin er sich bewegen muss um das Maximum herauszuholen.

Als Receiver, vor allem als outside-Passfänger ist er eigentlich zu klein. Er könnte vielleicht mit Stärke diese Causa lösen, eher dürfte er aber in der Slot eingesetzt werden. Blocken ist nicht wirklich seine Stärke, ist aber auch wenig verwunderlich wegen seinen physischen Voraussetzungen. Am College spielt er mitunter gegen sehr angenehme Verteidigungen, die es ihm nicht schwer machten Profit daraus zu schlagen. Wie auch Corey Davis muss er sich erst noch mit Press-Coverages anfreunden und man wird sehen, wie er gegen Cornerbacks abschneidet wenn sie mit ihm mitlaufen und um den Ball kämpfen. Das heißt auch: eins-gegen-eins Duelle werden so oder so schwerer in der NFL da die Gegenspieler größer sind und er seine Stärke (Speed) noch besser ausspielen muss.Wieder eine Parallele zu Davis, auch Ross lässt den ein oder anderen Ball zu viel fallen. Nur um ein Beispiel zu geben, Ross läuft die Route perfekt, verlädt seinen Gegenspieler, kann den Ball aber nicht unter Kontrolle bringen; das muss er natürlich verbessern. Ross hat zwei schwere Knie-Verletzungen hinter sich, man sollte das im Hinterkopf behalten.

  • Joe Mixon

Noch bevor seine Karriere richtig Fahrt aufgenommen hatte, wurde Mixon schon für das erste Jahr bei den Oaklahoma Sooners gesperrt. Der Grund: Mixon schlug eine junge Frau, öffentlich, brach ihr dabei vier Knochen im Gesicht. Der Vorfall wurde von Videokameras aufgenommen, nur knapp entging Mixon einer Gefängnisstrafe. Der physischen Auseinandersetzung war eine Streiterei über die sexuelle Orientierung des Freundes von Mixons Bekannter vorhergegangen. Diese begann schließlich auf Mixon einzuschlagen – er machte den größtmöglichen Fehler und schlug zurück.

Joe Mixon ist ein außergewöhnliches Talent: Er ist unglaublich explosiv, hat eine enorme Beschleunigung und verfügt über genügend Geduld und Balance um zu tödlichen Läufen anzusetzen. Gegner können ihn in der Regel nicht stoppen, schon gar nicht wenn er im offenen Feld ist: Mixon ist nicht greifbar, er vernarrt seine Gegenspieler mit Cuts und anderen Moves. Bekommt man ihn doch einmal in die Hände, ist das noch lange nicht das Ende der Geschichte. Mixon macht noch ordentlich Yards nach dem Kontakt, seine Stärke macht es möglich. So viel zum rein läuferischen.

Darüber hinaus ist Mixon ein starker Passfänger. Er kann Routen rennen – man ist fast geneigt zu sagen: besser als jeder andere RB dieser Klasse – und hat sehr gute Hände. Nicht nur auf kurzen Routen kann man ihn einsetzen, auch bei tiefen, vertikalen Routen ist Mixon eine absolute Waffe und eine Gefahr für den Gegner. Das macht ihn auch zu einer Option für bestimmte Situationen als Slot Receiver: mit seinen Körpermaßen kann er für jeden Nickel-Corner zum Albtraum werden.

Rein sportlich muss sich Mixon höchstens beim Blocking verbessern. Das gilt aber, wie wir mittlerweile wissen, für nahezu jeden Runningback der in die NFL kommt. Er ist schnell aber nicht herausragend schnell (lief 4.50 beim 40-Yard Dash – mit 103 Kilogramm!).

Bleibt – nett ausgedrückt – noch die Disziplin: Mixon wurde gesperrt, verhaftet, fiel grauenhaft häufig außerhalb des Platzes auf. Für einige Teams ist er trotz all seiner athletischen Vorzüge ein No-Go – aber natürlich nicht für die Bengals.

  • Carl Lawson

Lawson könnte sich noch als echter Glücksgriff für die Bengals herausstellen. Einst der beste High-School-Prospects des gesamten Landes fiel er in die dritte Runde. Dennoch – wie oben schon beschrieben – auf Grund der schwachen Tiefe der Linebacker eine echte Option für den Starting-Posten.

Positions-Überblick

Quarterbacks

Andy Dalton spielte rein statistisch eine sehr gute Saison, verpasste seinen persönlichen Passing-Yard-Rekord nur um 87 Yards (4.206 Yards, 64,7% seiner Pässe kamen beim Mitspieler an). Von ihm hängt natürlich viel ab, er muss die starke Verbindung mit Green aufrecht erhalten und beweisen, dass er in den entscheidenden Momenten Spiele gewinnen kann. Ganz wichtiger Faktor des Franchise-QBs: in sechs Jahren verpasste er nur drei Spiele auf Grund von Verletzungen.

Runningbacks

Rex Burkhead weg, Joe Mixon neu dabei. Besser kann es eigentlich nicht gehen. Mixon kann dem Team sofort weiterhelfen, dürfte sich aber mit Gio Bernard die Carries teilen. Jeremy Hill dürfte weiterhin die Nummer eins bleiben. Bleibt nur die Frage: wie lange.

Wide Receiver/Tight Ends

A.J. Green steht natürlich über allem. Der Receiver verpasste wohl nur auf Grund seiner Verletzung seine sechste 1.000 Yard-Saison in Folge (in zehn Spielen kam er auf unglaubliche 964 Yards). Er ist definitiv Daltons erste Anspielstation. Rookie John Ross bringt ordentlich Speed mit, auch er dürfte für Unterschiede sorgen können – sofern er fit bleibt. Slot Receiver Tyler Boyd kam gegen Ende der Saison immer besser in Schwung, er dürfte dort gesetzt sein. Und Brandon LaFell stellte vergangenes Jahr unter Beweis, dass man sich auch auf ihn verlassen kann. Tyler Eifert muss fit bleiben – dann haben die Bengals einen Top-5 Tight End.

O-Line

Wie schon öfter erwähnt ist die Line der Bengals durch die Abgänge von Andrew Withworth und Kevin Zeitler ordentlich durcheinander gewirbelt worden. Die beiden Tackles Cedric Ogbuehi und Jake Fisher können allein schon auf Grund ihrer Erfahrung (beide haben nicht mehr als ein Starting-Jahr in den Beinen) nicht mit Withworth mithalten. Hier ist man definitiv nicht gut aufgestellt. Die beiden Guards Clint Boling und Andre Smith sollen innen blocken, auch hier ist man gegenüber Zeitler schwächer aufgestellt. Center Russell Bodine spielt ganz in Ordnung.

D-Line

Geno Atkins ist natürlich gesetzt, der Defensive-Tackle gehört zu den besten der Liga. An seiner Stelle dürfte entweder Pat Sims oder Andrew Billings stehen. Die beiden Ends bilden Carlos Dunlap und Michael Johnson bzw. Rookie Jordan Willis.

Linebacker

Vontaze Burfict, Vincent Rey und Nick Vigil dürften die Linebacker bilden, wobei auch Kevin Minter bzw. Jordan Evans einen Platz ergattern könnten.

Secondary

Adam Jones, Dre Kirkpatrick, George Iloka und Shawn Williams bilden die Einheit. Die Gruppe dürfte einen Schritt nach vorne machen, Kirkpatrick muss sich wegen des hohen Vertrags natürlich noch beweisen.

Fazit

Gerade in der O-Line musste man sehr viele Abgänge verkraften, hier liegt sicherlich die größte Schwäche der Bengals. Andy Dalton hat in diesem Jahr einige neue vielversprechende Waffen zu Verfügung gestellt bekommen, offensiv wäre also einiges möglich – wenn die neue Line ansatzweise halten kann. Defensiv ist man immer noch gut aufgestellt, die Playoffs sind für Cincinnati wieder möglich.

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