seNFLs Top 50: Jameis Winstons Offensive

Gähnende Leere in der Offseason der NFL. Nach dem Draft gilt es noch lange auf den offiziellen Start der neuen Spielzeit zu warten. Für Offseason-Reports reichen die Informationen noch nicht, deshalb blicken wir noch einmal auf die vergangene Saison zurück. 50 ausgewählte Momente, Spieler, Geschehnisse warten auf euch – die Reihenfolge ist dabei nicht zwingend entscheidend – viel mehr sind es persönliche Highlights, als eine strenge Bestenliste. Den Anfang macht Jameis Winston und seine (künftige) Tampa Bay Offensive.

Die Vorgeschichte

Als Jameis Winston 2015 an erster Stelle des NFL Drafts ausgewählt wurde, gingen die Meinungen in Fachkreisen auseinander: zwar war man sich des Talents des jungen Quarterbacks bewusst, dennoch hatten viele General Manager und Head Coaches ihre Zweifel, vor allem hinsichtlich seines Charakters. Winston hatte sich in seiner Zeit bei Florida State nicht nur am Platz für viel Wirbel gesorgt, wurde wegen Besitz einer Luftpistole verhaftet, wegen Diebstahls verurteilt (in einem Fast-Food-Restaurant soll er Mineralwasser gestohlen haben) und wegen vulgärer Aussagen für ein Spiel gesperrt. Last but not least wurde Winston auch noch der Vergewaltigung beschuldigt, wenn auch nicht angeklagt (ein wichtiger Faktor, sonst hätte er bis das Verfahren aufgelöst ist nicht spielen dürfen). Die Vorwürfe konnten nicht bestätigt werden, bis zum heutigen Tag verklagen sich Winston und die Gegenpartei.

Auf der anderen Seite stand sein enormer sportlicher Erfolg: nachdem er seine erste Saison bei den Seminoles noch nicht spielte, konnte er seine Mannschaft 2013 zum Gewinn der College-Meisterschaft führen, verlor kein einziges Spiel in der Meisterschaft und wurde am Ende mit nicht einmal zwanzig Jahren zum jüngsten Heisman-Trophy Winner aller Zeiten gewählt (dieser Rekord wurde in der abgelaufenen Saison von Lamar Jackson gebrochen). Auch in seiner zweiten Spielzeit konnte Winston ähnlich erfolgreich agieren, brachte seine Mannschaft bis ins Halbfinale der College-Meisterschaft, in dem er sich aber Marcus Mariota und den Oregon Ducks geschlagen geben musste. Es sollte die einzige Niederlage von Winston im College-Football darstellen. Er beließ es dabei und stellte sich für den NFL Draft auf. Sein Arm, seine Spielintelligenz, seine Fähigkeit sich zu bewegen, sein Leadership ließen einige zur Aussage hinreißen, er sei der beste Prospect seit Andrew Luck und über Spieler wie Cam Newton, Matthew Stafford oder Sam Bradford zu stellen. Die Buccaneers schlugen zu und wählten Winston als Overall #1-Pick aus.

Die Erwartungen waren hoch, Winston sollte den lange gesuchten Franchise-Quarterback geben. Kritiker sahen sich nach seinem ersten NFL-Pass bestätigt, mit ihm als neuen Spielführer könne das nichts werden, er wird eher eine Manziel- denn eine Luck-Karriere einschlagen. Winstons erster Pass endete nämlich just mit einem Pick-six (womit er es Brett Favre gleichtat).

Dennoch ließ er sich nicht davon beirren, konnte in der Folgezeit einige NFL-Rookie-Rekorde aufstellen (fünf Touchdowns in einem Spiel) bzw. Franchise-Rekorde verbuchen (meiste Passing-Yards – 4.022). Am Ende wurde er gar in den Pro Bowl gewählt.

Die Saison 2016

In seiner zweiten Saison sollte sich für Winston einiges ändern: neue Trainer, die Erwartungshaltung ihm gegenüber natürlich noch einmal größer. Die Buccaneers gingen als Underdog aber auch geheimer Contender auf einen Playoff-Platz in die Saison und sollten gleich im ersten Spiel mit einem 31-24 Sieg bei den Atlanta Falcons überraschen. Winston warf dabei vier Touchdowns und brachte 70% seiner Passversuche beim eigenen Mann an. Dennoch konnte er diese Performance nicht unbedingt bestätigen, Verletzungen, schlechte Entscheidungen seinerseits warfen das Team auf einen Record von drei Siegen bei fünf Niederlagen zurück. Es gab nahezu kein Spiel, indem Winston das Spiel nicht mit einer Interception begann (zumindest hatte es den Anschein). Doch – plötzlich machte es Klick, Winston brachte seine Offensive wieder auf Fahrt, führte sein Team zu fünf Siegen in Folge und schlussendlich zur ersten positiv-abgeschlossenen Spielzeit (neun Siege, sieben Niederlagen) seit 2010 (man verpasste die Playoffs dennoch). Winston warf wieder über 4.000 Yards (4.090 – neuer Franchise-Rekord) und wurde damit der erste Spieler dem es gelang, seine Karriere mit back2back 4.000 Passing-Yard-Seasons zu beginnen.

Dabei ist vor allem die Art und Weise von Winstons Spiel herausragend: der tiefe Arm funktioniert ebenso, wie seine Vision – seine Beweglichkeit. Zwar läuft Winston deutlich weniger als etwa Marcus Mariota, dennoch wird es bandgefährlich wenn er loslegt. Besondere Highlights stellen die Spielzüge gegen Chicago oder etwa gegen Dallas dar.

Die Unterstützer:

Dass Mike Evans ein besonderer Receiver ist, war schon ab dem Beginn seiner NFL-Karriere klar: der 1.96 Meter große Hühne startete 2014 noch ohne Winston im Profi-Football durch, kam auf über 1.000 Receiving-Yards und zwölf Touchdowns. Im zweiten Jahr sollte er zwar mehr Yards verzeichnen (1.206), dennoch ließ er viele Bälle fallen – vor allem in der Endzone, weshalb er nur auf magere drei TDs kam. 2016 dann wieder alles anders, Evans blieb die Haupt- und Lieblingsanspielstation von Jameis Winston, fing nahezu jeden Ball, sorgte wohl für den Catch des Jahres und schloss sein drittes NFL-Jahr mit Karrierebestwerten ab (1.321 Yards, zwölf Touchdowns). Evans gehört zweifelsohne zu den besten Passfängern der Liga.

Jacquizz Rodgers musste die Lücke füllen, die Doug Martin aufriss. Martin, 2015 noch der beste Runningback der Liga (zumindest in Anbetracht der Yards), konnte 2016 nicht an seine Leistungen anknüpfen, kam nur in acht Spielen zum Einsatz, wurde am Ende gar für vier Spiele gesperrt (diese Partien wird er auch noch in der kommenden Saison verpassen). Rodgers kam auf 560 Rushing-Yards und zwei Touchdowns.

Cameron Brate wiederum konnte sich als Tight End bei den Buccaneers in die Auslage spielen: 15 Spiele, 660 Receiving-Yards, acht Touchdowns und die Gewissheit, dass er von Winston den Ball bekommt, wenn man kurz vor der Endzone steht.

Der Ausblick:

Ab Juli werden wir euch auf senfl.at wieder mit Offseason-Reports füttern, vorab gibt es trotzdem noch einen kleinen Vorgeschmack von Tampas zukünftiger Offensive.

Mit DeSean Jackson konnte ein enorm schneller und erfahrener Passfänger dem Team hinzugefügt werden. Er sollte zusammen mit Evans für unglaublich viel Unruhe bei gegnerischen Teams sorgen.

Einen Steal konnte man in Runde eins des NFL Drafts verbuchen: O.J. Howard gilt als bester Tight-End Prospect seit Rob Gronkowski, konnte aber leider an seiner Universität nicht viel zeigen (die Offensive die Alabama spielte, berücksichtigte Howard nur sekundär). Bei den Buccs wird er eine gewichtige Rolle einnehmen, das Feld teilen und für Missmatches sorgen.

Dem noch nicht genug konnte man mit Chris Godwin den vermutlich heißesten Receiver abseits der drei üblichen Verdächtigen Rookies (Corey Davis, Mike Williams, John Ross) verpflichten. Es würde mich nicht wundern, wenn Godwin von allen NFL-Neulingen der beste Passfänger werden würde.

Und zum Schluss kommt auch noch Doug Martin zurück. Man holte in Runde eins des Drafts extra keinen Runningback, Martin sei derzeit der außergewöhnlichste Spieler im Training gewesen. Mit Jeremy McNichols (Rookie von Boise State) steht aber schon der nächste starke Runningback in den Startlöchern.

Es dürfte also nicht verwundern wenn wir kommendes Jahr um dieselbe Zeit ebenfalls einen Text über Jameis Winston und seine Offensive verfassen würden.

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