SENFL

Turbulenter Cut-Day

Die Kader der Teams für die kommende NFL-Saison stehen: am gestrigen Samstag mussten die Mannschaften ihren Kader auf 53 Mann zuschneiden. Neben überraschenden Cuts, gab es auch einen spektakulären Trade. Hier gibts’ die Übersicht:

Sam Bradford verstärkt die Minnesota Vikings

Zweifellos eine der spannendsten Geschichten der diesjährigen Season: nachdem sich Vikings Quarterback Teddy Bridgewater im Training ohne Fremdeinwirkung das Knie ausrenkte und sich einen Kreuzbandriss zuzog, wurde man doch noch einmal aktiv und sah sich nach einem neuen Quarterback um. Die Wahl fiel auf Sam Bradford, erst seit vergangener Saison QB bei den Philadelphia Eagels. Bradford ist den Vikings einen Firstround-Pick 2017 und einen Viertrunden-Pick 2018 wert. Die Eagles haben somit wieder einen Pick in der ersten Draftrunde, zuvor verloren sie ihren an die Cleveland Browns um heuer an zweiter Stelle wählen zu dürfen.

Der Trade wirft einige Fragen auf: bleibt Bradford verletzungsfrei? Was passiert mit Bridgewater? Wer startet bei den Eagles? Ist Bradford wirklich zwei solche Picks wert? Bradford war Nummer eins Pick des NFL Drafts 2010, damals noch von den St. Louis Rams gewählt. Seine Rookie-Saison war gut, als er in 16 Spielen auf 3.512 Yards, 18 Touchdowns aber auch 15 Interceptions kam. Er stellte Rekorde für die meisten Pässe ohne Interception auf (169) und die meisten angekommenen Pässe (354). Die Auszeichnung zum “Offensive Rookie Of The Year” war die logische Folge. Die Rams waren sich sicher, in ihm ihren Franchise Quarterback gefunden zu haben. Allerdings bremsten Bradford immer wieder Verletzungen. In seiner zweiten Saison konnte er nur an zehn Spielen teilnehmen. 2012 kam er wieder zurück und zeigte erneut sein Talent, als er für über 3.700 Yards und 21 Touchdowns bei 13 Interceptions warf. Dies sollte seine letzte echte Saison bei den Rams darstellen, 2013 war nach sieben Spielen und einem Kreuzbandriss Schluss (in den sieben Spielen kam er aber auf über 1.600 Yards, 14 TDs und 4 INTs), 2014 beim Comeback in der Preseason riss das Kreuzband erneut. Im Zuge des Quarterback-Tauschs zwischen den Philadelphia Eagles und den St. Louis Rams, wechselte Bradford im Tausch gegen Nick Foles zu den Eagles. Dort spielte er vergangene Saison mit 3.725 Yards seine beste Passing-Karrieresaison (19 TDs, 14 INTs). Nun soll er in Minnesota aushelfen.

Bradford bringt alles mit, was man sich von einem Franchise-Quarterback wünscht: Armstärke, Fähigkeit die Defensive zu lesen, Genauigkeit. Und eine Sache, die er zu viel mitbringt: Sorgen über das Knie und die Schulter. Wird Bradford gesacked, zucken Zuschauer gerne zusammen. Die vielen Verletzungen in seiner Karriere, lassen den 28-Jährigen für viele als Flop erscheinen. Bei seiner dritten Station kann Bradford beweisen, dass er es draufhat. Allerdings wird das jetzt alles andere als leicht, er muss innerhalb von einer Woche so viel wie möglich aus dem Playbook lernen, sich an seine neuen Receiver gewöhnen und die Mannschaft kennenlernen. Adrian Peterson kennt er schon, die beiden spielten am College in Oklahoma zusammen. Es kann funktionieren, Bradfords Gesundheit steht allerdings im Vordergrund.

Wie es nach der Saison weitergeht, steht noch in den Sternen. Teddy Bridgewater wäre eigentlich der logische Franchise Quarterback, allerdings weiß man noch nicht, wie schnell und wie gut er sich von seiner grauenhaften Verletzung erholt. Bridgewater hat noch zwei Jahre Vertrag, spielt Bradford anständig, wird es sehr spannend.

Auf Seiten der Eagles übernimmt nun Chase Daniel, bis Wentz ganz fit ist. Die Egales sparen sich mit den Bradford-Trade einiges an Gehalt, bauen jetzt langsam ihren Firstround-Pick Carson Wentz auf und haben zusätzlich wieder einen Firstround-Pick im Draft 2017. Aus deren Sicht ein guter Deal. Die Vikings haben Adrian Peterson, der Bradford genügend Zeit geben kann um die Spielzüge zu lernen.

Weiter zu den Cuts und Böhringer:

Moritz Böhringer in Practice Squad, Kuhn entlassen

Das Abenteuer NFL ist für Moritz Böhringer vorerst vorbei. Oder auch nicht. Der Wide Receiver wurde zwar von den Minnesota Vikings gecutted, dürfte aber ab Sonntag in der sogenannten Practice Squad spielen. Das heißt, dass er mit dem Team mittrainieren darf, jedoch nicht zum Einsatz kommt (außer er wird aktiviert). Zudem ist Böhringer für jedes andere NFL Team frei, man kann ihn einfach aus der Vikings Practice Squad verpflichten. Für Böhringer laut eigener Aussage kein Problem, genau so war die Situation ausgemacht.

Markus Kuhn wurde ebenfalls entlassen. Die New England Patriots haben den Defensive-Liner gecutted. Damit ist sind nur noch Kasim Edebali bei den New Orleans Saints und Mark Nzeocha bei den Dallas Cowboys als einzige deutsche Spieler in der NFL aktiv. Sebastian Vollmer fällt mit einer Verletzung die gesamte Saison aus.

Green Bay Packers entlassen Josh Sitton

Zweifellos der Schockmoment des Cut-Days: die Green Bay Packers entlassen ihren dreimaligen Pro-Bowl-Guard Josh Sitton. Warum dieser move kam ist bis jetzt noch nicht bekannt. Sinn macht er allerdings absolut nicht: Sitton verdient “magere” 6.5 Millionen Dollar, war immer gesetzt und den Packers fehlt es auch an einem adäquaten Ersatzmann. Auf Aufklärung darf gespannt gewartet werden. Sitton trifft sich jetzt mit den Bears und vermutlich noch mit den New Orleans Saints.

Justin Forsett kein Rabe mehr

Letztes Jahr noch mit einem neuen Vertrag ausgestattet, wurde Runningback Justin Forsett von den Baltimore Ravens gecutted. Der 30-Jährige RB scheint den Ravens nicht mehr das letztjährig-ausverhandelte Gehalt wert zu sein, mit Terrance West und Rookie Kenneth Dixon (der sich aber verletzt hat), stehen die Nachfolger schon fest. Dennoch könnte Forsett schnell wieder Teil der Ravens werden, allerdings zu einem neuen, deutlich schlechteren Vertrag.

Justin Gilbert zu den Pittsburgh Steelers

Der Ausverkauf bei den Cleveland Browns geht weiter: nachdem man schon von den New England Patriots einen Viertrunden-Pick für Barkevious Mingo und ebenfalls einen Viertrunden-Pick von den Carolina Panthers für Punter Andy Lee bekommen hat, wurde Juston Gilbert für einen Sechstrunden-Pick zu den Pittsburgh Steelers transferiert. Gilbert wurde 2014 an achter Stelle gedrafted, konnte bisher aber noch nicht wirklich überzeugen.

Wer wil mich? Dallas Cowboys holen sich Mark Sanchez

Mark Sanchez hat turbulente Wochen hinter sich. Nachdem man sich bei den Denver Broncos für ihn als Übergangslösung auf der Quarterback-Position entschied, wäre eigentlich alles angerichtet gewesen. Nur konnte Sanchez alles andere als überzeugen. Yolo-Pässe und schlechte Leistungen katapultierten den ehemaligen Nummer fünf (!) Pick hinter Trevor Siemian an die zweite Stelle der Broncos QBs. Die Broncos versuchten noch verzweifelt Sanchez an den Mann zu bringen, scheiterten aber mit ihrem Vorhaben und entließen den QB schließlich. Keine zwei Minuten später unterschrieb Sanchez bei den Dallas Cowboys. Er soll den Backup für Rookie Dak Prescott geben.

Jets entlassen frühe Draftpicks

Cornerback Dee Milliner und Tight End Jace Amaro wurden von den New York Jets entlassen. Milliner wurde 2013 an neunter Stelle gepickt, Amaro 2014 an 49. Vor allem Milliner fiel in der Vergangenheit durch häufige Verletzungen auf.

Ronnie Hillman entlassen

Wie schon vermutet, haben sich die Denver Broncos von ihrem Runningback Ronnie Hillman getrennt. C.J. Anderson und Rookie Davontae Booker haben Hillman klar den Rang abgelaufen. Dennoch könnte Hillman bald bei einem anderen Verein unterkommen, gerade Teams wie die Washington Redskind suchen noch dringend nach einem Runningback.

Blaine Gabbert offiziell Starter in San Francisco

Wie erwartet wurde Blaine Gabbert von Head Coach Chip Kelly zum Starting-Quarterback der San Francisco 49ers erklärt. Gabbert hielt somit Colin Kaepernick auf Distanz, der derzeit auf anderer Front ebenfalls kämpft. Footballtechnisch siehts besser aus, Kaep schaffte es in den Kader und ist hinter Gabbert Backup. Früher oder später dürfte Kelly Kaepernick einsetzen.

Neuer Vertrag für Long, McPhee fällt aus

Gute und gleichzeitig schlechte Nachrichten für die Chicago Bears. Offensive-Liner Kyle Long verlängerte seinen Vertrag bei den Bears für weitere vier Jahre und ein Gehalt von bis zu 40 Millionen Dollar (30 davon garantiert). Auf defensiver Seite fällt der vermutlich beste Spieler für sechs Wochen aus:  Pernell McPhee wurde auf die PUP-Liste (physically unable to perform) gesetzt, was eine Pause von mindestens sechs Wochen suggeriert. Wirklich übel für die ohnehin schon so gebeutelten Bears.