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Der Weg zurück nach Los Angeles

Seit 1994 gab es in Los Angeles kein NFL-Team mehr. Nach jahrelangen Verhandlungen hat es heuer endlich geklappt: die Los Angeles Rams sind wieder zurück, in der Stadt der Engel.

Nach 21 Jahren kehren die Rams St. Louis den Rücken und in ihre zweite Heimat Los Angeles zurück. Ursprünglich sind die Rams ein Team aus Cleveland, die ersten neun Saisonen verbrachte man in dort, ehe man das Wetter und den Markt in Kalifornien Ohio vorzog. Und der Umzug gestaltete sich alles andere als leicht.

Bruce Warwick, Director Of Operations bei den Rams, hatte alle Hände voll zu tun, nachdem im Jänner feststand, dass die Rams wieder in Southern California spielen würden. Man musste die nötige Infrastruktur schaffen. Im Gegensatz zu St. Louis, wo die Rams vom Trainingsplatz bis zum Office alles unter einem Dach bzw. Komplex hatten, teilen sich die wesentlichen Faktoren in Kalifornien auf mehrere Standorte auf:

Als NFL Commisioner Roger Goodell die Rückkehr der Rams nach Los Angeles verkündete, war vor allem Dallas Cowboys-Owner Jerry Jones happy. Jones hatte sich seit langem für eine Rückkehr einer Franchise nach L.A. stark gemacht. Warum? Es geht wie immer ums Geld. Die Region in Süd-Kalifornien ist riesengroß und der ideale Markt um viel Geld zu verdienen. Die Nachfrage nach einem Team ist da, für die Liga bedeutet das auch mehr Geld.

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Viele Versuche, keine Entscheidung

Seitdem die Rams und die Raiders nach der Saison 1994 Los Angeles verließen, versuchten einige Owner ihr Team nach Kalifornien zu bringen. Den Anfang machte 1996 Ken Behring. Behring war damals Besitzer der Seattle Seahawks und war alles andere als angetan von der Stadt im Nordwesten. Vor allem mit der Situation der alten Heimstätte – dem Kingdome – war er nicht einverstanden. Das Stadion war schon in die Jahre gekommen, ein Standortwechsel kam da gerade recht. Behring sorgte für Aufsehen, als er einen Teil des Teambetriebs nach Anaheim transferieren ließ – dort wo die Rams vor ihrem Umzug nach St. Louis spielten. Schlussendlich kam es aber nicht zum Umzug, das Geld ging aus und er verkaufte die Seahawks an Microsoft Co-Gründer Paul Allen.

Anfang des neuen Jahrtausends standen die Chancen wieder gut, ein Team in L.A. zu sehen, als die NFL die Liga auf 32 Mannschaften aufstockte. Die 32ste Franchise suchte noch nach einem Standort, logischerweise dachte man an Los Angeles. Und eigentlich war die Bedingung der NFL dieselbe, die sie heuer auch stellten: wenn das Team einen Stadiondeal aushandeln kann, gibt es auch ein Team. Damals scheiterte man, die letzte Franchise zog nach Houston und spielt seitdem dort.

Dennoch sollte Football in Los Angeles auch in den nächsten 16 Jahren ein ständiges Thema sein. 2002 versicherte der damalige Bürgermeister der Stadt James Hahn, dass ein NFL-Team in spätestens fünf Jahren wieder zurückkehren würde. Allerdings konnte man sich immer noch nicht über die Finanzierung eines neuen Stadions einigen, die Lösung mit dem L.A. Coliseum hatte nur wenige Befürworter – nicht einmal eine mögliche Renovierung lockte ein Team an.

Bis 2014: Stan Kroenke , Besitzer der Rams, kaufte sich knapp 24 Hektar Feld in Ingelwood, ganz im Westen und direkt neben dem Flughafen von Los Angeles. Damit kam der Stein ins Rollen. Neben dem potentiellen Standort Inglewood, entwickelte man ein Stadion-Konzept in Carson, einer Stadt in der Nähe von Long Beach (südlich von L.A.). Die Chargers, Raiders und Rams galten als mögliche Umzugskandidaten, wohlgemerkt in jeder möglichen Konstellation: zwei Teams könnten sich wie bei den New York Giants und Jets ein Stadion teilen. Im Dezember 2015 trafen sich die Team-Besitzer um unter anderem über die Situation in Los Angeles zu sprechen. Die Besitzer waren sich unentschlossen welche Variante wohl am besten wäre: Inglewood oder Carson. Jetzt kommt wieder Jerry Jones ins Spiel: der Cowboys-Owner machte sich für die Variante von Kroenke und damit für Inglewood stark und schaffte es schlussendlich im Januar, dass die Rams umziehen konnten. Die Chargers haben aber immer noch die Möglichkeit, nach kommender Saison quasi Untermieter der Rams zu werden, wenn man in San Diego keinen neuen Stadion-Deal aushandeln kann. Dass Jerry Jones Kroenke das Trainings Camp der Cowboys für den Beginn zur Verfügung stellt, ist ob des Freundschaftsverhältnisses kein Wunder. Jones und Kroenke bekamen die Lorbeeren, allerdings hatte eine dritte Partei für den nötigen Push gesorgt: die Faithful Central Bible Church.

Inglewood ist kein Paradies und immer noch ein Pflaster für Kriminalität (wenn diese auch mehr und mehr zurück geht). 2000 kaufte die Kirche die ehemalige Heimstätte der L.A. Lakers, das Great Western Forum. Die Mehrzweckhalle wurde nach dem Umzug der Lakers in das Staples Center vor allem als Konzerthalle verwendet. 2012 kaufte die Madison Square Garden Company das Forum für 23.5 Millionen Dollar und renovierte es um weitere 100 Millionen. Damit sah man (und vor allem Kroenke), dass man in Inglewood investieren und etwas aufbauen kann. Durch den Umzug der Rams nach Inglewood entstehen in der sonst stagnierenden Stadt 12.000 neue Arbeitsplätze, das neue Stadion und das ganze Projekt soll zwischen 19 und 42 Millionen Dollar in die Stadtkassen spülen. Allerdings hat man immer eine Sache im Hinterkopf: die Rams müssen erfolgreich sein, um die Massen zu begeistern und Fans ins Stadion zu locken.

Das Stadion hört übrigens auf den Namen “City of Champions-Stadium”. Mindestens 70.000 Zuschauer sollen darin Platz haben, bis zu 80.000 bei College-Basketball Finali bzw. dem Super Bowl. Damit ist das Stadion das größte und gleichzeitig teuerste der Liga. Der Baubeginn fand im August statt, 2019 soll das 2,6 Milliarden Dollar Projekt abgeschlossen sein. Klappt alles, soll 2021 der Super Bowl darin abgehalten werden.Doch damit nicht genug: das 120 Hektar große Gelände dient als Shopping-Komplex, Hoteldestination und Unterhaltungspark.

Durch den Umzug, könnten die Rams also einer Stadt neues Leben einhauchen. Der Erfolg ist aber Pflicht. Jared Goff, Nummer eins Pick des heurigen Drafts, tut sich noch sehr schwer und findet sich derzeit gar nur auf dem dritten QB-Rosterplatz. Dieser hätte eigentlich, wie Nummer zwei Pick Carson Wentz, früher einschlagen sollen und sofort für einen Knalleffekt in Los Angeles sorgen.

Los Angeles hat seine Rams wieder. Es kann los gehen.