SENFL

Detroit Lions: und sie warten und warten und warten

Die Detroit Lions sind durstig. Durstig nach Erfolg. Für viele Football-Fans ist das Team aus Michigan eine ewig graue Maus. Wie kann man denn Anhänger von so einer (erfolglosen) Franchise sein? Waren die überhaupt einmal erfolgreich? Gibt’s dort irgendwann einmal einen Durchbruch? Schauen wir uns das doch einfach genauer an.  

Im Super Bowl war ich noch nie

Denkt man an die Detroit Lions, fällt vielen NFL-Fans sofort die Niederlage vergangenes Jahr gegen die Green Bay Packers ein. Das ganze Spiel hatten die Lions geführt, nur um am Ende von Aaron Rodgers doch noch eine auf den Deckel zu bekommen. Absolut unnötig, zum legendären Hail-Mary Pass kam es nur auf Grund eines Face-Mask-Penalties. Mit null Sekunden auf der Uhr. Die Packers durften noch einmal ran, 15 Yards weiter vorne. Der Rest ist Geschichte. Ein klassisches Lions Spiel. Die Lacher hatte man wenigstens sicher.

Die Detroit Lions sind eines der erfolglosesten Teams der NFL-Geschichte. Hier sei explizit “NFL-Geschichte” erwähnt, vor der Zusammenlegung von AFL und NFL konnte man nämlich ganze vier mal die Liga gewinnen. Der letzte Triumph liegt allerdings 59 Jahre zurück: 1957 konnte man das letzte mal an einem Finale teilnehmen und am Ende jubeln. Seitdem müssen sich die Anhänger gedulden. Nur die Arizona Cardinals (1947) warten noch länger auf einen Erfolg. Im Gegensatz zu den Lions, hatten die Cardinals aber zumindest die Chance auf den ganz großen Wurf – 2008 stand man immerhin im Super Bowl.

Das Team ist seit 1963 im Besitz der Familie Ford: William Clay Ford Sr., Enkel von Henry Ford, kaufte das Team für die Summe von 4.5 Millionen Dollar. Bis zu seinem Tod im Jahr 2014 sollte Ford Eigentümer bleiben, derzeit führt seine Witwe Martha Ford die Geschicke des Vereins. Vieles ist passierte unter Fords “Regentschaft”: Sänger Marvin Gaye wollte in den 1970er Jahren für die Lions auflaufen, konnte sich aber nicht durchsetzen. Der Silverdome wurde gebaut, ein für damalige Verhältnisse supermodernes Stadion, das nun langsam vor sich hin zerfällt und 2001 vom Ford Field als Spielstätte abgelöst wurde. Die Stadt selbst wurde immer krimineller, Detroit als Standort unattraktiver.

Aber wie kann es sein, dass die Lions neben den Cleveland Browns, den Jacksonville Jaguars und den Housten Texans die einzige Franchise ist, die niemals im Super Bowl stand (Jacksonville und Houston wurden aber deutlich später gegründet)? Wie kommt das, dass man in Detroit einfach keinen Erfolg hat?

Ein Star reicht nicht aus

8. März 2016, es ist schon wieder passiert. Detroit verliert einen zukünftigen Hall of Famer. Nicht an ein anderes Team, sondern an den Ruhestand. Calvin “Megatron” Johnson, einer der besten Receiver die dieses Spiel jemals gesehen hat, verkündet nach nur neun Saisonen seinen Rücktritt. Die vielen Verletzungen haben ihn zu diesem Schritt bewogen. Dass er mit den Lions jedes Jahr um die goldene Ananas spielte, tut sein übriges dazu.

Lange bevor Megatron in Michigan spielte, hatten die Lions einen anderen Hall of Famer in ihren Reihen: Runningback Barry Sanders. Sanders wurde 1989 an dritter Stelle von den Lions gedrafted und gilt bis heute als einer der besten Läufer der Liga. Sanders gewann die Heisman-Trophy, die Auszeichnung für den besten College-Spieler. Zwischen 1989 und 1998 – also seine gesamte Karriere – wurde Sanders in den Pro Bowl gewählt, sechs mal wurde er als First Team All-Pro ausgezeichnet. 1997 wurde er gar zum League MVP gewählt. Teamerfolge in dieser Zeit? Eine Conference-Final-Teilnahme (1991), vier Niederlagen in Wildcard-Spielen. Man muss über Sanders reden, will man die Misere der Lions halbwegs erklären können: der Runningback kam in seinen zehn Saisonen immer auf mindestens 1.100 Rushing-Yards, 1997 auf deren 2.053. Quasi im Alleingang führte er sein Team zwischen 1993 und 1997 vier mal in die Playoffs.

Was macht man wenn man ein Kaliber wie Sanders in seinen Reihen hat? Man baut ein Team um ihn herum auf. 1990 konnte man im Draft schon an siebter Stelle wählen und man entschied sich für einen anderen Heisman-Trophy-Winner: Quarterback Andre Ware. Ware stellte 1989 26 verschiedene College-Rekorde auf, warf für 4.699 Yards und 44 Touchdowns an der Universität von Houston. Die Erwartungen in den jungen QB waren hoch, er kam in seiner Rookie Saison aber nur auf drei Einsätze bzw. nur einen Start. In diesem Spiel wurde er nach schlechter Leistung (fünf von elf Pässen kamen an – zwei Interceptions) auf die Bank verdonnert. 1991 spielte Ware in gar keinem Spiel, 1992 startete er immerhin in drei Spielen und konnte davon zwei gewinnen. Er konnte sich aber nicht als Starting-QB behaupten und kam 1993 nur noch auf zwei Starts, vor allem in Spielen, in denen der Ausgang der Saison schon besiegelt war (keine Playoff-Teilnahmen). Das sollte es dann auch mit seiner NFL-Karriere gewesen sein. Andre Ware gilt als einer der größten Busts in der NFL-Geschichte. Wie kann das sein?

Zunächst muss man Wares College-Offensive betrachten. Bei Houston spielte er in einer so genannten “Run and Shoot” Offensive, einer Formation, in der vier Receiver und ein Runningback auf dem Spielfeld stehen. Hauptaugenmerk und Erfolgsrezept dieses Konzepts ist, dass die Spieler die Defensive durch eigene Bewegung vor dem Snap so gut wie möglich lesen. Das gilt für die Receiver als auch für den Quarterback. In Detroit wusste man zu dieser Zeit nicht wirklich, mit welcher Offensive man spielen sollte. Man hatte zwar zwei Veteranen der “Run and Shoot”-Offensive als Assistans Coaches (Mouse Davis und June Jones) dennoch konnte man sich nicht auf ein Erfolgsrezept einspielen. Nicht einmal mit Andre Ware. Zudem gab es zwischen 1990 und 1993 vier verschiedene Offensive Coordinators, kein QB auf dieser Welt kann so langfristigen Erfolg haben. Die Person Ware wird hier nur deshalb so ausführlich portraitiert, um zu zeigen, wie chaotisch es mitunter bei den Lions zuging.

Zwischen 1989 und 1993 spielten fünf verschiedene QBs für die Lions. Keiner konnte überzeugen. Erst als 1994 Scott Mitchell von den Miami Dolphins zu den Lions kam, konnte man eine halbwegs produktive Offensive aufbauen. Mitchell diente in Miami der lebenden Legende Dan Marino als Backup. Zusammen mit Dave Krieg – einem Veteran-QB mit Stationen bei den Seattle Seahawks und den Kansas City Chiefs – sollte sich Mitchell um den Starting-Job matchen. Er gewann das Duell, konnte aber nur vier der ersten neun Spiele gewinnen und verletzte sich zusätzlich noch. Krieg sprang ein und führte Detroit noch in die Playoffs. Neben den QBs und Sanders war vor allem Wide Receiver Herman Moore für den Erfolg verantwortlich. Moore, ein schon wieder leicht vergessener Passfänger, wurde zwischen 1994 und 1997 vier mal in den Pro Bowl gewählt und zwischen 1995 und 1997 als First Team All-Pro ausgezeichnet. Wenn man’s so will: Moore war ein erster Megatron in Detroit. Mit Mitchell und Sanders kam man noch zwei mal in die Playoffs (1995 & 1997), man konnte aber kein Playoffspiel gewinnen.

Mitchells Zeit war 1998 vorüber, Rookie Charlie Batch übernahm für ihn. Man erhoffte sich, in Batch einen dynamischen Spielmacher gefunden zu haben, vor allem in Anbetracht, da Barry Sanders nach der Saison 1998 überraschend zurücktrat. Obwohl der Star-Runningback dem Team nicht mehr zur Verfügung stand, schafften es die Lions unter der Regie von Batch überraschend in die Playoffs. Zuvor verletzte er sich aber und konnte im Wildcard-Game (einer 27:13 Niederlage gegen die Washington Redskins) nicht eingreifen. Die Saison 2000 bildet einen deutlichen Schnitt in der jüngeren Geschichte der Lions. Batch blieb Starting-QB und führte die Lions in aussichtsreiche Position auf einen Playoff-Platz. Allerdings verletzte er sich im entscheidenden Spiel in Woche 17 an der Schulter und musste mitansehen, wie die Lions doch noch in letzter Sekunde gegen die Chicago Bears von den Postseason-Plätzen verdrängt wurden (letzte Sekunde ist hier wörtlich zu nehmen – ein last-second Field Goal sorgte für die Entscheidung). Durch dieses Verpassen der Plaoffs sollten die Lions drastische Schritte einleiten: der ehemalige FOX-Sport-Reporter Matt Millen wurde zum neuen CEO und General Manager bestimmt. Millen hatte zu diesem Zeitpunkt weder Erfahrung in Sachen Spielerentwicklung oder Front-Office-Management, war aber als Spieler ein sehr starker Linebacker und gewann mit den Oakland/Los Angeles Raiders zwei, sowie mit den San Francisco 49ers und den Washington Redskins je einen Super Bowl.

Zur nächsten Seite:

Der Wahnsinn hat einen Namen

Millen stellte das Team gleich drastisch um, wollte Batch als QB loswerden. Dieser kam aber 2001 unter dem neuen Head Coach Marty Mornhinweg (das ist jener Kollege, der nun Offensive Coordinator der Baltimore Ravens ist) weiterhin als Starter zum Einsatz. Abermals konnte er wegen einer Verletzung nicht die gesamte Saison durchspielen und er wurde durch Ty Detmer ersetzt. Dieser wiederum wurde von den Cleveland Browns für einen Viertrunden-Pick geholt. Detmer spielte absolut katastrophal und warf sieben (!) Interceptions gegen seine ehemaligen Teamkollegen aus Cleveland (für alle die nicht wissen, wie die Browns damals so drauf waren, gibt es hier noch einmal eine Erinnerung). Millen und Batch wurden sich nicht mehr grün was die Entlassung Batchs zur Folge hatte. Man hatte aber einen Masterplan: im Draft 2002 wollte man sich mit Joey Harrington einen Franchise-QB sichern. Oh Detroit, manchmal bist du so Cleveland.

Harrington galt als großes Talent, entfachte an der Universität von Oregon eine unglaubliche Euphorie und spielte hervorragend. Die Erwartungen waren hoch, seine erste Saison verlief aber unglaublich enttäuschend, denn die Lions beendeten die Saison 2002 mit einem 3-13 Record. Immerhin gab es dafür den zweiten Drafptick zur Saison 2003. Mit diesem Pick holte sich Millen den Wide Receiver Charles Rogers, der mit Randy Moss verglichen wurde und 2002 als bester College-Receiver ausgezeichnet wurde. Nach vielversprechendem Beginn (fünf Spiele, 22 Receptions, 243 Yards und drei TDs) brach er sich das Schlüsselbein und verpasste die restliche Saison.

Zudem stieß Steve Mariucci als neuer Head Coach zu den Lions. Mariucci war zuvor Head Coach der San Francisco 49ers und wurde von General Manager Millen mit einem Fünfjahresvertrag mit garantierten 25 Millionen Dollar eingestellt.  QB Harrington hatte derweil seine Probleme mit der von Mariucci eingesetzten West Coast Offensive. Man kam am Ende auf einen 5-11 Record. General Manager Millen sorgte während der Saison für einen Skandal, als er nach einer Niederlage bei den Kansas City Chiefs deren Receiver Johnnie Morton als “Schwuchtel” (sic!) bezeichnete. Morton spielte von 1994-2001 bei den Lions, wurde aber unter Millen schnell aus dem Kader geworfen.

2004 dieselben Probleme, Harrington kam nicht wirklich zurecht, Charles Rogers brach sich abermals das Schlüsselbein und schied wieder die gesamte Saison aus. Wieder beendete man die Saison negativ, 6-10 am Ende der Saison. Für Aufsehen sorgten die Lions aber schon zu Beginn der Saison 2004, als man im Draft abermals in der ersten Runde mit Roy Williams einen weiteren Wide Receiver auswählte. Williams sollte sich sofort als echter Gewinn herausstellen, da er in zwölf Spielen auf 54 Eeceptions für 817 Yards und acht Touchdowns kam. Danach: Knöchelverletzung, Saison vorbei.

Oh dear – es hört nicht auf

2005 startete die Offseason dann noch brisanter: obwohl das Team zwischen 2001 und 2003 kein Auswärtsspiel gewinnen konnte (24 Spiele!), wurde Millen von Owner Ford mit einem neuen Fünfjahresvertrag ausgestattet. Abermals hatten die Lions einen frühen Draftpick, abermals wählte man einen Wide Receiver in der ersten Runde: Mike Williams. Williams spielte an der Universität von Süd-Kalifornien (USC) und war eine Wucht. In zwei Jahren kam er auf über 2.500 Receiving Yards und 30 Touchdowns.

Dennoch wollte er schon 2004, nach seinem Sophomore-Jahr, in der NFL spielen. Das ist allerdings verboten, da ein Spieler frühestens nach drei Jahren (nach der High-School) von einem NFL Team verpflichtet werden darf. Williams war’s egal, er heuerte einen Agenten an, präsentierte sich als NFL-Draft-Kandidat und füllte das notwendige Papierwerk der NFL aus, um im Draft gelistet zu sein. Damit war er nicht mehr für College-Football zugelassen. Der oberste Gerichtshof sprach ein Machtwort und beendete Williams Träume: er durfte nicht am Draft 2004 teilnehmen und auf Grund seiner Aktionen (Anschaffung eines Agenten) nicht am College weiterspielen oder gar trainieren. Somit saß er die gesamte Saison 2004 aus. Obwohl nicht in Topform und über ein Jahr ohne Spiel, wählten ihn die Lions an zehnter Stelle des Drafts aus.

Lions Firstroundpicks unter Matt Millen
Jahr Draftpick Position Name
2002 3 QB Joey Harrington
2003 2 WR Charles Rogers
2004 7 WR Roy Williams
2004 30 RB Kevin Jones
2005 10 WR Mike Williams
2006 9 LB Ernie Sims
2007 2 WR Calvin Johnson
2008 17 OT Gosder Cherilus

Eine Entscheidung, die wieder einmal einzig und allein auf Matt Millen zurückzuführen ist. Millens Sohn Matthew gab Jahre später Einblick in den damaligen Warroom der Lions: “Wir waren uns alle einig: DeMarcus Ware ist der Spieler den wir wollen. Wenn er an Nummer zehn noch verfügbar ist, nehmen wir ihn. Es hat alles gepasst, wir wussten er würde gut in unsere Schema passen. Es kommt also zum zehnten Pick und Ware ist noch draußen. Ich dachte mir “ok, wir haben unseren Spieler” als einige andere Verantwortliche begannen, Williams ins Spiel zu bringen. “Wenn wir Williams mit Roy Williams zusammentun, haben wir unglaubliche Waffen”. Da hat sich die Entscheidung meines Vaters schnell geändert”.

Die Regular Season 2005 sollte für die Lions wieder nicht erfolgreich verlaufen. QB Joe Harrington sollte den Job zunächst an Jeff Garcia verlieren, nur um ihn im November wiederzugewinnen. Garcia wurde von Millen zu dieser Saison erst verpflichtet. Harrington war aber nicht der einzige Spieler mit Problemen: Charles Rogers – wir erinnern uns, Firstround-Draftpick von 2003 – wurde wegen eines positiven Drogentests für die ersten vier Spiele der Saison gesperrt. Es sollte sich herausstellen, dass der Receiver auch schon zu seiner Zeit am College durch mehrere Drogentests fiel. Auf Grund eines Verstoßes gegen eine Vertragsklausel musste Rogers den Lions 8.5 Millionen Dollar von seinem 14 Millionen Dollar Signing-Bonus zurückzahlen. Obwohl fit, spielte Rogers 2005 nur in neun Spielen und kam auf magere 197 Yards mit einem Touchdown. Roy Williams, Draftpick von 2004, kam nicht ganz an seine Rookie-Season heran, führte mit 687 Receiving Yards sein Team an. Und Mike Williams? Der Rookie kam auf 350 Yards und einen Touchdown. Zum Vergleich: DeMarcus Ware kam in seiner Rookie-Season auf 58 Tackles und acht Sacks. Man schloss das Jahr mit 5-11 ab, Mariucci wurde entlassen.

Die Fans begannen ihre Frustration zu zeigen, ein “Fire Millen”-Movement entstand. Man protestierte gegen seine Vertragsverlängerung, man wählte teilweise sogar die Farben des Gegners zum nächsten Heimspiel, um den Unmut auszudrücken.

Nach der Saison 2005 großer Umbruch: Rod Marinelli wurde als Head Coach bestimmt. Joey Harringtons Karriere in Detroit war schon wieder beendet, er wurde zu den Dolphins verfrachtet. An seine Stelle kamen Free Agent Jon Kittna und Josh McCown ins Team. Charles Rogers wurde entlassen. Kittna warf zwar in seinem ersten Jahr bei den Lions über 4.000 Yards und 21 Touchdowns, aber auch 22 Interceptions. Mike Williams kam auf magere 99 Yards. Roy Williams hingegen hatte seine beste Saison mit 1.310 Receiving-Yards bei sieben Touchdowns. Am Ende kam man aber nur auf 3 Siege bei 13 Niederlagen. Mike Williams wurde anschließend zu den Oakland Raiders getradet. Wieder einmal viel Lärm um nichts.

Hoffnung durch den Superstar – der absolute Tiefpunkt

Eine, aber wirklich nur eine einzige Sache hat Matt Millen aus Sicht der Lions richtig gemacht: Calvin Johnson. An zweiter Stelle holte man sich das Ausnahmetalent. Obwohl leicht am Rücken verletzt und nicht unbedingt als Starter eingesetzt kam Megatron in seiner ersten Saison auf 756 Yards und vier Touchdowns. Die Saison sollte für die Lions leicht besser laufen, zu Beginn kam man gar auf einen 6-2 Start. Danach war aber absolut nichts mehr zu holen, von den restlichen acht Spielen gingen sieben verloren, man beendete die Spielzeit mit 7-9.

Die Erwartungen wurden dennoch etwas nach oben geschraubt, viele Fans erhofften sich dank Johnson endlich erfolgreich zu werden. Roy Williams tauschte man gegen einen Erst-, Dritt- und Sechstrundenpick zu den Dallas Cowboys. Megatron war also auf sich alleine gestellt. Das Team startete sensationell in die Saison: alle vier Spiele der Pre-Season wurden gewonnen, geht da endlich mehr? Spätestens jetzt sollte man wieder einmal betonen, wie unglaublich wenig die Pre-Season aussagt. Das sind nette Testspiele, die nichts mit der Regular Season zu tun haben.

Die Lions starteten wieder mit Kittna in die Saison, verloren aber gleich die ersten drei Spiele. Owner Ford zog endlich und endgültig die Reißleine und entließ Matt Millen. Kittna verletzte sich nach Woche vier, Dan Orlovsky übernahm für Kittna und hatte ein denkwürdiges Debüt, als er mit dem Ball aus der eigenen Endzone lief und einen Safety verursachte. Mit Orlovsky war nicht viel zu holen, Daunte Caulpepper wurde als QB engagiert und übernahm ab Woche 10, ehe er sich in Woche 14 an der Schulter verletzte. Egal wer auf Megatron warf (1.313 Yards und 12 Touchdowns) es half nichts. Die Lions leisteten historisches und beendeten die Saison 2008 mit null Siegen und 16 Niederlagen. Das hat zuvor und auch danach kein anderes Team geschafft. Head Coach Rod Marinelli wurde schon im Dezember entlassen.

Factbox Matt Millen

General Manager & Ceo 2001-2008
Record: 31-81 (schlechteste Statistik über diesen Zeitraum)
Kein Auswärtssieg zwischen 2001-2003
0-16 Saison 2008 (auch wenn nur an drei Spielen beteiligt)
Draftete vier WRs in erster Runde
Fabrizierte Busts ohne Ende (Harrington, Charles, Williams, Kevin Jones)
Einziger Erfolg: Calvin Johnson – ein blindes Huhn findet auch ein Korn

Zur nächsten Seite:

Die Ära Stafford

Nachdem Millen entlassen wurde, setzte man Martin Mayhew als General Manager und Tom Wewand als President ein. Mayhew war Assistent von Millen und war schon für den Trade von Roy Williams zu den Cowboys verantwortlich. Neuer Head Coach wurde Jim Schwartz. Dank der Katastrophensaison 2008 hatte man natürlich den ersten Pick im NFL Draft 2009. Man wählte Matthew Stafford von der Universität von Georgia und dieser sollte sofort Starting-Quarterback werden. Verlief das erste Spiel für Stafford noch denkbar schlecht (drei Interceptions bei keinem Touchdown), zeigte er im Laufe der Saison sein volles Können, als er im Spiel gegen die Cleveland Browns fünf Touchdowns beisteuern konnte. Das Spiel stand auf Messers Schneide, Stafford war eigentlich schon verletzt, spielte aber weiter und führte sein Team mit 442 Yards zum 38:37 Sieg. Allerdings verlief die restliche Saison nicht mehr sonderlich gut, Stafford zeigte zwei Gesichter: viele Interceptions oder viele Touchdowns. Am Ende verletzte er sich noch am Knie und fiel für die letzten Spiele aus. Die Lions kamen 2009 auf einen Record von 2-14 und hatten damit den zweiten Pick im Draft 2010.

Lions Saison-Records seit 1990
Jahr Record
1990 6-10
1991 12-4
1992 5-11
1993 10-6
1994 9-7
1995 10-6
1996 5-11
1997 9-7
1998 5-11
1999 8-8
2000 9-7
2001 2-14
2002 3-13
2003 5-11
2004 6-10
2005 5-11
2006 3-13
2007 7-9
2008 0-16
2009 2-14
2010 6-10
2011 10-6
2012 4-12
2013 7-9
2014 11-5
2015 7-9
2016 2-3

Dieser wurde für Defensive Tackle Ndamukong Suh verwendet. Suh galt schon am College als äußerst harter und auch unfairere Spieler und sollte schon in einem Preseason-Spiel diese Facette zeigen, als er den gegnerischen QB mit einer Facemask zu Boden riss. Suh sollte aber eine enorm starke Rookie-Saison spielen, er führte alle Rookies und Defensive Tackles mit zehn Sacks an. Pro-Bowl und All-Pro Auszeichnung waren die Folge. Allerdings verletzte sich auch Suh an der Schulter und musste sich operieren lassen. Stafford konnte in dieser Saison an nur drei Spielen teilnehmen, er verletzte sich ebenfalls an der Schulter und fiel schlussendlich auch aus. Mit Backup- QBs Shaun Hill und Drew Stanton kam man am Ende der Saison 2010 auf einen 6-10 Record.

2011 kam Stafford wieder zurück und führte sein Team zum ersten Mal seit 1980 auf 3-0. Weitere Siege sollten folgen, ehe man sich erst in Woche sechs gegen die San Francisco 49ers geschlagen geben musste. Die Lions zeigten sich deutlich besser als in den vergangenen Jahren: am Ende kam man auf einen Record von 10-6 und damit erstmals seit 1999 wieder in die Playoffs. Dort war aber gegen die New Orleans Saints Endstation.

Diese Saison sollte Calvin Johnsons Status als einen der besten Receiver der Liga endgültig bestätigen – Johnson kam auf 1.681 Yards und führte die Liga mit 16 Receiving-Touchdowns an. Stafford sollte Geschichte schreiben, da er als vierter Spieler in der Geschichte eine Saison mit über 5.000 Passing-Yards beenden konnte. Ndamukong Suh fiel negativ auf, da er seinen Ruf als “dirty Player” gerecht wurde: nachdem er im Thanksgiving-Game gegen die Green Bay Packers deren Spieler Evan Dietrich-Smith absichtlich auf die Hand stieg, wurde er vom Platz geworfen und für drei Spiele gesperrt.

Die kommenden Jahre sollten ein ständiges auf und ab werden: Calvin Johnson spielte 2012 die beste Saison seines Lebens und ganz nebenbei auch die beste eines Receivers in NFL-Geschichte (1.964 Yards). Stafford verpasste seine zweite 5000er Saison nur denkbar knapp (4.967 Yards) konnte damit aber ebenfalls nichts gegen den negativen Record von 4-12 machen. 2013 verbesserte man sich auf 7-9, kam damit aber logischerweise wieder nicht in die Playoffs. Das sollte dann 2014 gelingen: man verpflichtete Jim Caldwell als Head Coach und schaffte es der starken Offensive eine ebenso starke, wenn nicht sogar stärkere Defensive an die Seite zu stellen. Durch die zweitbeste Defensivabteilung der Liga (hinter Super Bowl Sieger Seattle) konnte man einen 11-5 Record aufstellen und wieder in die Playoffs einziehen. Dort war in einem bis heute denkwürdigen Spiel gegen die Dallas Cowboys aber wieder einmal in Runde eins Schluss. Die Lions warten somit seit Anfang 1992 auf einen Playoff-Sieg – nur die Cincinatti Bengals warten länger (1990). Das erlebte Lions-Owner Ford nicht mehr, er starb im März 2014 an einer Lungenentzündung, womit seine Frau Martha die Geschicke des Teams lenkt.

Dennoch konnten die Lions 2015 nicht an die starke Form der Vorsaison anknüpfen: Ndamukong Suh wurde nach Miami verfrachtet, Stafford hatte Probleme, man startete mit 1-7 denkbar schlecht in die Saison. Als Konsequenz mussten Mayhew und Wewand ihre Posten als GM und President räumen. Rod Wood übernahm. Head Coach Caldwell geriet derweil auch in Kritik, schaffte aber durch die Entlassung seines Offensive Coordinators Joe Lombardi noch den Turnaround. Nachfolger wurde der bisherige QB-Coach Jim Bob Cooter, der sofort einschlug und ein Playbook maßgeschneidert auf Stafford zusammenstellte. Man beendete die Saison schließlich mit 7-9.

Dann kam der 8. März 2016. Die kleine Euphorie die durch Staffords starkes Spiel unter Cooter entstanden ist, schwindet. Megatron hat genug vom Football. Nach neun Saisonen in Detroit – wie Barry Sanders – ist endgültig Schluss. Man konnte ihm nicht im Ansatz einen Super Bowl Ring bescheren.

Wie geht es weiter?

Die Lions verfügen derzeit über ein Hopp-oder Topp-Team. Derzeit steht man bei zwei Siegen und drei Niederlagen, dennoch könnte es ganz anders aussehen: 11 Punkte mehr und die Lions stehen bei einem Record von 5-0, fünf Punkte weniger und man wäre auf 0-5! Das Prunkstück von Caldwells erster Saison – die Defensive – ist nur mit Ausnahmen wirklich stark. Mit DeAndre Levy (LB), Ziggy Ansah (DE) und Darious Slay (CB) hat man in jeder Defensiv-Abteilung einen sehr guten Spieler, allerdings sind gerade diese Spieler von Verletzungen geplagt. Stafford funktioniert unter Cooter aber sensationell gut mit Marvin Jones hat er schon einen neuen Lieblingsreceiver gefunden. Auf lange Sicht kann dort etwas entstehen, Stafford ist zu gut um Detroit nicht zumindest zu einem Playoff-Sieg zu führen. Fans der Lions wissen was zu tun ist: warten und in Geduld üben.

Ach ja: wie kommt man eigentlich auf den Namen Lions? Der erste Owner der Lions George Richards kaufte die damaligen Portsmouth Spartans (ein Team aus Ohio) und brachte es nach Detroit. Er wählte den Namen Lions, da für ihn die Löwen die Monarchen des Dschungels darstellen und zusammen mit dem Baseballteam der Stadt – den Tigers – die Stadt Detroit zu den Monarchen ihrer Sportarten machen sollten.