NFL Draft 2020 Scouting Report: Tua Tagovailoa, QB

Seitdem er die große College-Bühne betreten hat, gilt Tua Tagovailoa als einer der vielversprechendsten Quarterbacks der Zukunft. 

Geburtsdatum: 2. März 1998

Größe: 1.85 Meter

Gewicht: 95 Kilogramm

Klasse: Junior

Team: Alabama Crimson Tide (2017-2019)

Starter seit: 2018

Erfolge:

  • 2018 Orange Bowl Offensive MVP
  • CFP National Champion (2018)
  • College Football Playoff National Championship Offensive MVP (2017)
  • 2. Platz Heisman Trophy (2018)

Verletzungen: 

  • Knöchelverletzung 2018
  • Hüftverletzung 2019

Background:

Tuanigamanuolepola Tagovailoa wurde am 2. März 1998 in ʻEwa Beach, Hawaii geboren und wuchs dort auch auf. Er ist das älteste von vier Kindern und begann schon früh Interesse am Footballsport zu zeigen. Tua wurde schon im Alter von zwei Jahren von seinem Vater trainiert – ein Umstand der lange so bleiben sollte. Obwohl er eigentlich Rechtshänder ist, beschloss sein Vater – ein Linkshänder – ihm das Werfen mit der linken Hand beizubringen. Neben seinem Vater war für Tagovailoa vor allem sein Großvater Seu die wichtigste Person in seinem Leben. Nach jedem Spiel – egal ob gut oder schlecht – bekam Tua von seinem Großvater ein ausführliches Feedback, die Tageszeit spielte dabei keine Rolle. Einmal soll es um drei Uhr früh  zu einem Report gekommen sein. Disziplin und auch Drill spielt in der samoanischen Familie eine große Rolle. Als Seu unerwartet starb, wollte Tua zwischenzeitlich mit dem Football-Sport aufhören. Er entschied sich schlussendlich aber, zu Ehren seines Großvaters weiter zu machen. An der Highschool konnte er hervorragende Leistungen zeigen, Interceptions gehörten zur Mangelware. Das hatte wohl auch damit zu tun, dass sonst der Gürtel des Vaters drohte, wenn Tua einen Pick warf. Tagaovailoa wurde schlussendlich als bester Dual-Threat Quarterback seiner Klasse angesehen und bekam insgesamt 17 Angebote von renommierten Colleges. Er entschied sich für die Universität von Alabama.

Spiel am College:

Tua sollte in seiner ersten Saison zunächst als Backup für Jalen Hurts auflaufen. Durch die absolute Dominanz seiner Mannschaft bekam er aber auch ordentlich Spielzeit in der Garbage-Time. Acht Spiele mit 77 Passversuchen (63,3% Completions), 636 Yards bei elf Touchdowns und zwei Picks konnte er beisteuern. Und natürlich den großen Auftritt im Finale der College Meisterschaft. Jalen Hurts konnte in der ersten Halbzeit gegen die Georgia Bulldogs nichts relevantes zeigen,  die Crimson Tide hatten ordentlich Probleme und Coach Nick Saban entschloss sich Tagovailoa die Chance in der zweiten Hälfte zu geben. In absoluten Clutch-Momenten performte Tua auf hohem Level, konnte den Turnaround seiner Mannschaft einleiten und mit einem 41-Yard-Touchdown in der Overtime auf DeVonta Smith die Meisterschaft sichern. Insgesamt schloss er das Spiel mit 166 Yards (14/24) und drei Touchdowns bei einem Pick ab. Er wurde als Offensiv MVP des Spiels ausgezeichnet und sein Name ging endgültig um die Welt.

2018 ging Tagovailoa in seiner erste Spielzeit als Starter. 15 Spiele mit 3.966 Yards (69% Completion) bei 43 TDs und sechs Interceptions mit zusätzlichen 190 Yards im Laufspiel und fünf Rushing-Touchdowns. Diese Leistungen hievten ihn auf den zweiten Platz im Heisman Trophy-Voting hinter Kyler Murray. Tua konnte zudem mit seiner Mannschaft einmal mehr das College-Finale erreichen, musste sich aber den Clemson Tigers geschlagen geben. Auch weil seine zwei Interceptions ihren Beitrag zur Niederlage leisteten.

Seine letzte Saison an der Universität von Alabama sollte ein bitteres Ende nehmen: Nachdem zunächst alles nach einer weiteren dominanten Saison aussah und Tagovailoa in neun Spielen 33 Touchdowns bei drei Interceptions warf (2.840 Yards, 71,4%), folgte im Spiel gegen Mississippi State der Schock: Ausgerenkte Hüfte, Bruch der Hüftpfanne, Gehirnerschütterung, gebrochene Nase. Schwere Verletzungen – auch für einen jungen Spieler. Tagovailoa musste den Rest des Jahres zusehen. Er entschied sich gegen ein weiteres Jahr bei den Crimson Tide und für den sofortigen Einstieg in die NFL.

Stärken:

Genauigkeit. Tagovailoas größte Stärke ist seine Genauigkeit. Er trifft seine Mitspieler auch in extrem engen Fenstern, gibt ihnen genügend Zeit um sich freizulaufen und kann den Ball dann punktgenau anbringen. Auch wenn er nicht den stärksten Arm hat, weiß er wie er seine Fähigkeiten am besten einsetzen kann. Vor allem bei kurzen und mittellangen Pässen kann er überzeugen.

Entscheidungen. In der Regel trifft Tua die richtige Entscheidung. Mit “in der Regel” kann man getrost auch “nahezu immer” schreiben. Er liest das Feld geduldig und lässt dem Play genügend Zeit sich zu entwickeln.

Release. Tua hat einen schnellen Release, er bringt das Ei sehr schnell raus wenn es sein muss oder er in enge Fenster werfen will. Das hilft seinem Spiel extrem, vor allem wenn der Rush kommt.

Pocket. Sowohl seine Fähigkeiten als Pocketpasser als auch seine Awareness in der Pocket sind außergewöhnlich stark. Den Rush des Gegners spürt er offenbar schon in den frühesten Situationen, er kann ihnen durch seine Beinarbeit entkommen und besticht dabei durch perfektes Timing.

Athletik. Tagovailoa besticht durch seine Athletik. Er kann gegnerische Defensiven auf viele Arten schlagen – seine Füße gehören sicherlich auch dazu. In bester Russell Wilson-Manier kann er selbst die wichtigen Yards überwinden und zu neuen First Downs rennen. Er steckt dabei selten zurück und kämpft immer um den einen Extra-Yard.

Improvisation. Wenn die Pocket oder das Play zusammenbricht findet er  trotzdem einen Weg noch Raumgewinn herauszuholen. Dabei ist sein Spiel nicht so spektakulär wie das eines Pat Mahomes (das geht wegen der Armstärke schon nicht), aber in kleinen Zügen erkennbar. Hilft extrem!

Clutch-Momente & Charakter. Tua hat keine Angst. Spätestens seit seinem ersten College Finale weiß die gesamte Football-Welt, dass Tagolvailoa absolut keinen Respekt vor den größten Bühnen der Welt hat. Im Gegenteil, es scheint als beflügelt ihn ein großes Spiel. Das sah man in den drei Jahren bei Alabama immer wieder. Sein Charakter soll vorbildlich sein, seine Leaderqualitäten herausragend.

Schwächen:

Verletzungsanfälligkeit. Unabhängig von der schweren Verletzung die seine College-Karriere schlussendlich beendete, muss Tagovailoa schon auf eine Reihe kleinerer und mittelschwerer Verletzungen zurückblicken. Sein Genesungsverlauf im Bezug auf die Hüftverletzung wird entscheiden, wie früh er vom Board geht. Zumindest kann er sich wieder frei bewegen.

Ball-Sicherheit. Als Läufer lässt er den Ball zu einfach los, vor allem im Spiel gegen die LSU Tigers fabrizierte er einen teuren und unnötigen Fumble, als ihm das Ei einfach aus der Hand fiel.

LBs in Coverage. Hierfür hat er eine echte Schwäche. Und die sollte er abstellen. Die meisten seiner Interceptions kamen so zu Stande.

Erinnert an:

Drew Brees

Ein hoher Vergleich, keine Frage, aber sein Spiel erinnert sehr stark an jenes des Altmeisters. Beide sind gleich groß und haben einen extrem ähnlichen Spielstil mit schnellem Release, keinem Überarm aber hervorragender Genauigkeit. Vor allem auch in Clutch-Momenten.

Fazit:

Tua Tagovailoa wäre ohne Hüftverletzung wohl im Kopf-an-Kopf-Rennen mit Joe Burrow um den ersten Spott im Draft. Jetzt bleibt die große Frage nach seiner Fitness. Auch wenn die schwere Verletzung optimal zu heilen scheint, wird es einige sehr skeptische Teams geben. Andere wiederum werden womöglich nach oben tauschen um sich die Dienste des Hawaiianers zu sichern. Er bringt alles mit, was man sich von einem Franchise-QB wünscht und ist ein echter Leader. Das Team das ihn bekommt wird mit ihm sehr viel Freude haben.

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