Wie funktioniert eigentlich College Football

(c) Always Shooting / flickr.com

Heute Nacht ging es endgültig wieder los: die neue College Saison startete in eine neue Ausgabe. Schon am vergangenen Wochenende fanden die ersten Spiele statt. Es bleiben aber noch einige Fragen zu klären: warum fasziniert College Football mehrere hunderttausend Menschen? Welche Mannschaft spielen überhaupt mit? Und wie ist alles organisiert? Ein Überblick:

Die grobe Struktur

Die Ursprünge des College Footballs gehen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück, als Football in seiner eigentlichen Form noch erfunden werden musste. Heute spielen mehrere hunderte Colleges Football und nehmen entweder in der National Collegiate Athletic Association (NCAA) oder der National Association of Intercollegiate Athletics (NAIA) teil. Der größte Unterschied zwischen den beiden Verbänden: in der NCAA spielen die großen Universitätsteams, in der NAIA die kleineren. Innerhalb der NCAA unterscheidet man wiederum zwischen verschiedenen Qualitätsklassen: der NCAA Division I Football Bowl Subdivision (FBS), der NCAA Division I Football Championship Subdivision (FCS) , der Division II und der Division III. Viele Namen, aber relativ leicht erklärt: die FBS und FCS bilden zusammen die Division I, also die Liga der besten Colleges der USA. Insgesamt nehmen dort 254 verschiedene Teams teil (130 in der FBS, 124 in der FCS). Es gibt also schon hier einen Qualitätsunterschied. Dahinter folgen dann die weiteren Divisionen II und III. Genau zwischen diesen beiden Divisionen lässt sich die NAIA einordnen, die Liga der kleineren Schulen.

Die genaue Struktur

Die FBS wird in zehn unterschiedliche Conferences zu zehn bis vierzehn Teams aufgeteilt. In diesen zehn Conferences gibt es wiederum sechs Gruppierungen die höher anzusehen sind, als die vier anderen. Zu den Major Conferences zählen ACC, Big 12, Big Ten, Pac-10 und SEC (siehe Tabelle unten). Die anderen fünf (American Athletic Conference, Mountain West Conference, Sun Belt Conference, Conference USA und die Mid-American Conference) bilden die kleineren, vermeintlich schwächeren Conferences. Diese Conferences können wiederum in einzelne Subdivisions unterteilt werden. Noch zu erwähnen gilt: man spielt nicht in jeder Conference einmal gegen jeden Gegner. Das kommt auf die Conference und deren Mechanismus an. Prinzipiell haben College-Teams maximal zwölf Spiele pro Saison (in der Regular Season). Gespielt wird in der Regel immer Samstags. Ein genauer Überblick:

Pac-12

1959 gegründet, beanspruchen die Teams der Pac-12 Division den Namen “Conference of Champions” für sich. Keine andere Conference gewann mehr NCAA-Meisterschaften in allen Mannschaftssportarten als diese Gruppe. Bis 2011 noch als Pac-10 bekannt, kam man durch die Aufnahme der University of Colorado und der University of Utah zum jetzigen Namen. Zuvor war man eine der sechs Conferences die ein garantiertes Teilnahmerecht an einem Bowl-Spiel hatte – der Sieger der Conference stand fix im Rose Bowl – siehe weiter unten. Die teilnehmenden Teams erstrecken sich hauptsächlich über die gesamte Westküste.

Pac-12 Conference
Arizona Wildcats
Arizona State Sun Devils
California Golden Bears
Oregon Ducks
Oregon State Beavers
Stanford Cardinal
UCLA Bruins
USC Trojans
Washington Huskies
Washington State Cougars
Colorado Buffaloes
Utah Utes

Big Ten Conference

Die älteste Conference des Landes erstreckt sich vom mittleren Westen (Iowa) bis an die Ostküste (Pennsylvania). Der Name leitet übrigens in die Irre, seit 2011 spielen nicht zehn sondern 14 Teams in dieser Liga mit (seit 1993 waren es mit dem Beitritt des bis dahin unabhängigen Colleges von Penn State schon elf Teams). Diese Division ist von vielen heißen Duellen geprägt: Michigan gegen Michigan State oder Michigan gegen Ohio State sind jedes Jahr absolute Klassiker – wie so viele andere Spiele auch.

Big Ten Conference
Illinois Fighting Illini
Indiana Hoosiers
Iowa Hawkeyes
Maryland Terrapins
Michigan Wolverines
Michigan State Spartans
Minnesota Golden Gophers
Nebraska Cornhuskers
Northwestern Wildcats
Ohio State Buckeyes
Penn State Nittany Lions
Purdue Boilermakers
Rutgers Scarlet Knights
Wisconsin Badgers

Big 12 Conference

Umgekehrt zur Big Ten Conference, spielen in der Big 12 Conference nur zehn Teams aus den Staaten Iowa, Oklahoma, Kansas, Texas und West Virginia. In dieser Conference spielt einmal jeder gegen jeden, weshalb man sich ein sogenanntes Championship-Game sparen kann (in anderen Conferences treffen die jeweiligen Divisionssieger aufeinander). Ab dieser Saison gibt es aber dennoch wieder eines!

Big 12 Conference
Baylor Bears
Iowa State Cyclones
Kansas Jayhawks
Kansas State Wildcats
Oklahoma Sooners
Oklahoma State Cowboys
TCU Horned Frogs
Texas Longhorns
Texas Tech Red Raiders
West Virginia Mountaineers

Atlantic Coast Conference

14 Mannschaften spielen in der Atlantic Coast Conference (ACC), die Universität von Notre Dame ist weiterhin unabhängig, spielt aber fünf Spiele im Jahr gegen Teams aus dieser Conference und gehört in anderen Sportarten auch zu dieser Liga. Die Teams erstrecken sich über die Ostküste der USA und mit der Universität von Clemson liegt der aktuelle College-Champion in dieser Liga.

Atlantic Coast Conference
Boston College Eagles
Clemson Tigers
Duke Blue Devils
Florida State Seminoles
Georgia Tech Yellow Jackets
Louisville Cardinals
Miami Hurricanes
North Carolina Tar Heels
North Carolina State Wolfpack
Pittsburgh Panthers
Syracuse Orange
Virginia Cavaliers
Virginia Tech Hokies
Wake Forest Demon Deacons

Southeastern Conference 

Die SEC gilt in den vergangenen Jahren als die härteste Conference des College-Footballs, sehr viele gute Teams messen sich Jahr für Jahr. Die Universität von Alabama ist Dauergast im Finalspiel der Collegemeisterschaft und noch viele andere Mannschaften schaffen es Jahr für Jahr bis in die vorderen Meisterschaftsränge. LSU, Auburn, Florida, Texas A&M – alles Namen die man als Footballfan schon einmal gehört hat. 14 Mannschaften in zwei Divisions aus den Staaten Texas, Louisiana, Mississippi, Tennessee, Georgia, Florida, Kentucky, Missouri, South Carolina und Alabama.

SEC
Alabama Crimson Tide
Arkansas Razorbacks
Auburn Tigers
Florida Gators
Georgia Bulldogs
Kentucky Wildcats
Louisiana State Tigers
Ole Miss Rebels
Mississippi State Bulldogs
Missouri Tigers
South Carolina Gamecocks
Tennessee Volunteers
Texas A&M Aggies
Vanderbilt Commodores

American Athletic Conference

Die ehemalige “Big-East”-Conference trägt seit 2013 den neuen Namen und besteht aus zwölf verschiedenen Mannschaften zwischen dem Süden, Osten und Nordosten der USA. Die AAC gehört zu jenen Conferences die noch eine fixe Teilnahmegarantie an einem der großen Bowlgames besitzen.

American Athletic Conference
Cincinnati Bearcats
Connecticut Huskies
East Carolina Pirates
Houston Cougars
Memphis Tigers
Navy Midshipmen
SMU Mustangs
South Florida Bulls
Temple Owls
Tulane Green Wave
Tulsa Golden Hurricane
UCF Knights

Mountain West Conference

Eine noch relativ junge Conference bildet die Mountain West Conference:  die elf Teilnhemer setzen sich aus den Staaten Kalifornien, Colorado, Hawaii, Idaho, Nevada, New Mexico, Utah und Wyoming zusammen. In ihr findet man die Universität von Boise State, die für ihren blauen Rasen berühmt ist.

Mountain West Conference
Air Force Falcons
Boise State Broncos
Colorado State Rams
Fresno State Bulldogs
Hawaii Rainbow Warriors
Nevada Wolf Pack
New Mexico Lobos
San Jose State Spartans
San Diego State Aztecs
UNLV Rebels
Utah State Aggies
Wyoming Cowboys

Sun Belt Conference

Seit 2001 wird in der Sun Belt Conference auch Football gespielt. Zwölf Mannschaften aus dem Süden der USA bilden die Gruppierung. Ab kommenden Jahr reduziert man die Teilnehmerzahl auf zehn Mannschaften (Idaho und New Mexico State sind nicht mehr dabei) und man teilt die Conference in zwei Divisions auf.

Sun Belt Conference
Appalachian State Mountaineers
Arkansas State Red Wolves
Coastal Carolina Chanticleers
Georgia Southern Eagles
Georgia State Panthers
Idaho Vandals
Louisiana-Lafayette Ragin' Cajuns
Louisiana-Monroe Warhawks
New Mexico State Aggies
South Alabama Jaguars
Texas State Bobcats
Troy Trojans

Conference USA

1995 aus zwei anderen Conferences gegründet, spielen in der Conference USA 14 Teams in zwei Divisions zu sieben Mannschaften. Hauptsächlich nehmen Hochschulen aus dem Süden und Osten der USA teil.

Conference USA
FIU Panthers
Florida Atlantic Owls
Louisiana Tech Bulldogs
Marshall Thundering Herd
Middle Tennessee Blue Raiders
North Texas Mean Green
Old Dominion Monarchs
Rice Owls
Southern Miss Golden Eagles
UAB Blazers
UTEP Miners
UTSA Roadrunners
Western Kentucky Hilltoppers

Mid-American Conference

Die MAC wurde 1946 gegründet und beherbergt Teams hauptsächlich aus Ohio und Michigan und einzelnen Mannschaften aus Illinois, Indiana und New York.

Mid-American Conference
Akron Zips
Ball State Cardinals
Bowling Green Falcons
Buffalo Bulls
Central Michigan Chippewas
Eastern Michigan Eagles
Kent State Golden Flashes
Miami RedHawks
Northern Illinois Huskies
Ohio Bobcats
Temple Owls
Toledo Rockets
Western Michigan Broncos

Neben diesen zehn Conferences gibt es noch eine zusätzliche: die United States Military Academy (Army), die Brigham Young University sowie die University of Massachusetts Amherst und Notre Dame bilden die sogenannten unabhängigen Colleges, die zu keiner Conference dazugehören.

Die große Frage nach dem National Champion

Die bisherige Struktur lässt schon erahnen, dass College Football nicht unbedingt die einfachste Organisation aufweist. So auch bei der Bestimmung des besten Teams des Jahres. Zu den Anfängen der Meisterschaft galt jahrelang der Rose Bowl als das Nonplusultra des Jahres: traditionell trafen sich ab 1902 an Neujahr die Sieger aus der PAC-12 bzw. der Big Ten-Conference. Weitere Bowl-Spiele sollten folgen – ab 1935 folgten der Sugar Bowl (der im Grunde genommen immer den Sieger der SEC als Finalteilnehmer hatte), der Orange Bowl sowie der Sun Bowl. Durch das Prestige dass sich der Rose Bowl aufbauen konnte, ging man jahrezehntelang nach der Devise vor, dass der Sieger dieses Spiels auch das beste Footballteam des Landes stellte. Auf Grund der vorgegebenen teilnehmenden Conferences kam immer wieder Kritik auf: in manchen Fällen waren Teams aus anderen Conferences schlicht besser.

Ein Playoff-System schien im College-Football lange Zeit für undenkbar: erstens wurde die Regular Season immer länger und zweitens wollte man den Spielern in der wichtigen Uni-Phase um den Jahreswechsel keinen zusätzlichen Anstrengungen aussetzen. Um zu bestimmen wer das beste Team im Land ist, führte man ab 1936 die sogenannten AP Poll ein: 65 Sportjournalisten geben wöchentlich eine Rangliste der Top-25-Colleges bekannt (immer am Sonntag um 14:00 Uhr Eastern Time), aus dem Durchschnitt ergibt sich dann das wöchentliche Endergebnis. Dabei wird ein Punktesystem befolgt: für den ersten Platz vergibt der Journalist 25 Punkte, für den zweiten 24 und so weiter bis er dem 25. nur noch einen Punkt gibt. Die Conference spielt dabei keine Rolle, man hat die volle Auswahl aus den 130 Top-Mannschaften. Neben der AP Poll gibt es noch die Coaches Poll, ebenfalls eine Top-25-Rangliste, die von 62 College-Head-Coaches erstellt wird. In den meisten Fällen unterscheiden sich die beiden Polls nicht voneinander.

1995 formten der Sun, Orange und Fiesta Bowl zusammen mit den großen Conferences die sogenannte Bowl Alliance um endlich auch am Feld zu bestimmen, wer das beste Football-Team des Jahres ist. Die zwei besten Mannschaften der Polls sollten in einem der genannten Bowl-Spiel aufeinandertreffen. Die Pac-10 und Big-Ten-Sieger waren aber immer noch mit dem Rose Bowl verbandelt und nahmen nicht an dieser Allianz teil, man kam auf der Suche nach dem Top-Team also immer noch nicht weiter. 1997 kam es zur Explosion dieses Systems als Michigan in beiden Rankings auf Platz eins lag, sie aber traditionell nur im Rose Bowl teilnahmen und dort auf das achtbeste Team aus Washington State trafen (die damals die Pac-10 für sich entscheiden konnten). Im Orange Bowl standen sich das zweitbeste Team Nebraska und das drittbeste Team Tennessee gegenüber. Michigan gewann den Rose Bowl knapp mit fünf Punkten und blieb am Ende im AP Poll auf Platz eins. Nebraska konnte Tennessee schlagen und übernahm bei den Coaches die Führung als bestes Team der USA. Dieses Wirrwarr hatte zur Folge, dass sich schließlich auch die Pac-10 und die Big Ten zur Allianz-Teilnahme überreden ließen. In den kommenden Jahren wechselten sich die vier großen Bowls mit den jeweiligen Finalspielen ab. Bis 2014.

Das neue Playoff

Seit 2014 spielt man auch auf College-Niveau ein Playoff aus. Die vier besten Teams bitten sich zum Tanz, zwei Halbfinali, ein Finale – verlieren verboten. Die Semifinali rotieren im Paar: im einen Jahr kommt der Rose- und der Sugar Bowl-Sieger ins Finale, im nächsten die Sieger aus Orange- und Cotton-Bowl und im darauffolgenden die Sieger des Fiesta und Peach-Bowls. Das Finale wird schließlich auf neutralem Boden ausgetragen. In den drei bisher ausgetragenen Finalspielen standen sich zweimal Alabama und Clemson gegenüber – beide Mannschaften konnten je einmal gewinnen. Die Premiere dieser neuen Serie im Jahr 2014 gewann Ohio State gegen die Oregon Ducks (damals noch mit Quarterback Marcus Mariota).

Die Stadien – Menschenmassen

Im Gegensatz zur NFL findet man auf College-Football-Niveau deutlich größere Stadien. In der Liste der zehn größten Stadien der Welt scheinen acht Universitätstempel in den Top 10 auf, Kapazitäten jenseits der 100.000er-Grenze sind nichts unübliches. Prinzipiell begeistert College-Football unglaublich viele Menschen, die ehemaligen Absolventen bleiben ein Leben lang Fan des jeweiligen Teams.

Wo kann man das sehen?

Sport1 überträgt ab dieser Saison ausgewählte Spiele im Free-TV. Darüber hinaus hat DAZN auch einige Partien im Angebot.

Wer sind die Favoriten?

Diese Frage kläre ich gerne in weiteren Artikeln – sofern sie gewünscht sind. Wie immer gilt: in den Kommentaren hier, auf Facebook oder Twitter Wünsche und Kritik anbringen. Vielen Dank!

Titelbild: Always Shooting/flickr.com

4 Comments on Wie funktioniert eigentlich College Football

  1. Toll erklärt. Jetzt sehe ich doch ein wenig Licht. Ich würde gerne mehr über die Favoriten erfahren, wenngleich die zumindest in den letzten paar Jahren oft gleich waren, oder (Ohio State, Alabama, Clemson?)?

  2. Hallo Martin,
    SUPER aufgelistet!!!
    Hätte aber noch ein paar Fragen:
    1. welche Vorteile genießen Football mit Stipendium?
    2. Kosten der einzelnen Stipendien?
    3. Trainings-Aufwand der Div.1 bis 3.
    Eine Quellenangabe würde schon helfen.
    Vielen Dank für Ihre Unterstützung
    Georg Jakob, Sport in München, Munich American Sports

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