NFL Woche 14: Bell unwiderstehlich, Cowboys gestürzt

Der vierzehnte Spieltag der NFL Regular Season sorgte für ein unglaubliches Spektakel: faustdicke Überraschungen samt extremen Wetterbedingungen bildeten einen wirklich grandiosen Football-Abend. Das können wir von dieser Woche mitnehmen:

Le’Veon Bell for MVP

Die Pittsburgh Steelers besiegten im Schneegestöber die Buffalo Bills mit 27:20. Das erwartet heiße Duell zwischen den beiden Star-Runningbacks Le’Veon Bell und LeSean McCoy ging eindeutig an Bell: zum vierten mal in Folge lief der 24-Jährige für mindestens 100 Yards, gestern waren es gar 236 Rushing-Yards inklusive dreier Touchdowns und zusätzlichen 62 Receiving-Yards. Was Bell Woche für Woche abliefert ist schlicht sensationell, ohne die Sperre über drei Spiele am Beginn der Saison wäre Bell eindeutig im engsten Favoritenkreis auf den Most Valuable Player. Bellcow stimmt in diesem Fall. In seinen ersten 45 Spielen rushte Bell 30 mal für mindestens 100 Yards. Dass er gegen Buffalo so funktionierte ist seiner großen Stärke – der Geduld – zuzuschreiben, die O-Line Pittsburghs blockte eigentlich nicht herausragend. Bell findet aber immer ein Loch und marschiert dann durch.

Quarterback Ben Roethlisberger ist kein Freund von Schnee, zumindest in diesem Spiel nicht: 220 Passing Yards (17/31) ohne Touchdown, dafür mit drei Interceptions. Die Picks waren zwei mal auf ein Missverständnis zwischen ihm und seinen Receivern zurückzuführen und einmal las er die Defensive falsch (just in der gegnerischen Endzone). Kein guter Tag für Big Ben.

Genau genommen aber auch nicht für die Defensive der Bills: zwar sind die drei Interceptions eine schöne Geschichte, die Front Seven konnte hingegen wenig entgegensetzen, dazu muss man nur auf die Zahlen Bells schauen. Offensiv werden die Zweifel an QB Tyrod Taylor immer lauter, gerade zu Beginn zeigte sich wieso: in den ersten beiden Drives warf Taylor für null Yards, wurde drei mal gesacked und hatte Glück, dass ein Pick Six wegen eines Penalty zurückgepfiffen wurde. Dennoch, an ihm konnte man die Niederlage aber nicht festmachen (228 Yards, 15/25, zwei Touchdowns, eine Interception): starkes Spiel gegen den Blitz Pittsburghs (acht von elf Pässen für 115 Yards), gute Completion-Rate bei Pässen für 15 Yards (vier von sechs für 80 Yards). War ok, aber zu wenig – Siege zählen am Ende.

Die Steelers nahmen hingegen LeSean McCoy und Mike Gillislee komplett aus dem Spiel, neutralisierten damit die große Stärke der Bills und traten insgesamt dominant auf. Rookie Artie Burns mit seiner dritten Saison-Interception. Der Sieg bringt die Steelers wieder einen Schritt näher Richtung Playoffs, die Bills müssen sich langsam aber sicher (wenn auch noch theoretisch möglich) von der Postseason verabschieden.

Chargers verlieren weitere Schlüsselspieler

Die San Diego Chargers mussten sich den Carolina Panthers mit 16:28 geschlagen geben. Die Niederlage schmerzt umso mehr, da mit Melvin Gordon und Joey Bosa gleich zwei der dominantesten Spieler des Teams ausfielen. Gordon schied schon im ersten Viertel nach einer Fumble-Recovery mit einer Hüft-Verletzung aus, Bosa, der wieder einmal ein äußerst starkes Spiel aufs Feld brachte (ein Sack, zwei Hurries) musste im zweiten Viertel mit einer Nackenverletzung das Feld verlassen. Der Verletzungsteufel wohnt heuer eindeutig in San Diego.

Die Rolle von Gordon übernahm Rookie Kenneth Farrow, der 55 Rushing Yards beisteuern konnte. Das große Problem an diesem Sonntag war aber Philipp Rivers, der den Ball gleich fünf mal an die Panthers übergab (drei Interceptions, zwei Fumbles). Rivers wirkt die gesamte Saison schon etwas müde, kein Wunder, schließlich spielt er seit Jahren mit einer Line die ihm wenig Zeit und teilweise mit Receivern, die ihm wenig anderes außer riskante Pässe übrig lässt. Insgesamt 236 Yards (21/39), zwei Touchdowns. Einziger Lichtblick in der Chargers-Offensive: Receiver Dontrelle Inman der sechs seiner sieben Pässe fing und auf 71-Yards und einen TD kam.

Cam Newton und seine Offensive lebte natürlich von den vielen Turnovers seiner Defensivabteilung: Newton warf für 160 Yards (10/27) und einen Touchdown inklusive Interception. Die meisten Bälle fing Greg Olsen (vier für 87 Yards). Kelvin Benjamin macht Sorgen: er fing nur einen Ball für elf Yards und verlor trotz seiner Größe des öfteren entscheidende Duelle, die schlussendlich auch zu Ballverlusten führten (eine Interception wurde zurückgenommen, ein Pick-Six ebenso). Heuer scheint Benjamin nicht mehr wirklich motiviert zu sein. Das Laufspiel sorgte für den Unterschied: zwar sind Jonathan Stewarts 66 Yards (bei 24 Versuchen) keine Fabelzahl, sein Touchdown und auch die Einhaltung des Gameplans – die vielen Laufspielzüge – setzten sich am Ende durch.

Eine Hälfte reicht den Bengals

Die Cincinnati Bengals rutschen gegen die Cleveland Browns nicht aus, setzten sich mit 23:10 durch. Damit geht die Serie der Bengals weiter, seit fünf Spielen ist man gegen die Browns ungeschlagen, der letzte Sieg Clevelands ist im Jahr 2014 datiert – damals sprang man nach neun Spieltagen sogar an die Spitze der AFC North (6-3). Seitdem gewannen die Browns noch vier Spiele. Wie auch in Pittsburgh herrschten in Ohio nasse Bedingungen. Cincinnati kam damit deutlich besser zurecht, stürmte zu einer 20:0 Pausenführung. Ein kluger Mix im Gameplan überforderte die Browns deutlich. QB Andy Dalton warf für 180 Yards (20/28) und zwei Touchdowns, RB Jeremy Hill lief 111 Yards und zu ebenfalls einem TD. Bei den Receivern sticht Rookie Tyler Boyd mit 48 Receiving Yards bei sechs Fängen (immer als Slot-WR) und Tight End Tyler Eifert mit zwei TDs heraus. Alles in allem ein easy win für die Bengals (die noch kleine Chancen auf die Postseason haben).

Denn auch ein erneuter Quarterback-Wechsel konnte die nächste Niederlage der Browns nicht verhindern. Robert Griffin III meldete sich wieder fit und stand zur Halbzeit bei einem Passer-Rating von 0.0. Das schaut gar nicht gut aus – wie auch seine Interception aus der eigenen Endzone nach einem Flea-Flicker in Tripple-Coverage – dennoch erfrischt RGIIIs Spielweise immer noch. Die Read-Option Spielzüge zwischen ihm (31 Yards/ein TD) und RB Isaiah Crowell (113 Yards) funktionierten in der zweiten Halbzeit. Sie kämpfen immer noch. Vor allem Tackle Joe Thomas der seine Seite wieder komplett zumauerte.

Defensiv wird es wirklich besser. Das klingt dämlich, da das Team immer noch sieglos ist. Aber man sieht Fortschritte, gegnerische Teams werden mehr und mehr gestoppt. Gegen Cincinnati stach wieder einmal Neuzugang Jamie Collins hervor, der satte 13 (!) Solo-Tackles aufs Board brachte. Nützt aber nichts, wenn man sonst wenig Waffen gegen das Laufspiel hat. Rookie Emanuel Ogbah kam auf zwei Sacks. Da bitte ein Team herum bauen.

Stafford verletzt und historisch

Knapp aber doch setzten sich die Detroit Lions mit 20:17 gegen die Chicago Bears durch. Wieder einmal waren alle Augen auf Lions-QB Matthew Stafford gerichtet, der sein Team im letzten Drive zu einem Sieg führte. Heuer schon der achte Erfolg der über diese Art und Weise eingefahren werden konnte, seit der Zusammenlegung von AFL und NFL 1970 hat noch kein QB sein Team zu so vielen Erfolgen im vierten Viertel oder der Overtime geführt. Dennoch war Staffords Tag (223 Yards, 21/35, ein TD) alles andere als schön: in der Redzone warf er eine Interception (die aber eher unglücklich geschah – die erste für ihn in der Redzone seit Woche 16 2014), im nächsten Drive gar einen Pick-Six. Die kurzen und mittellangen Pässe funktionieren immer, sie sind der Kern des Offensiv-Spiels der Lions. Einige unnötige Drops (Dwayne Washington) kamen hinzu. Dass sich Stafford dann auch noch den Mittelfinger ausrenkte (Leonard Floyd), dieser um 90-Grad nach unten getapped werden musste und er das gesamte Spiel über keine Kontrolle mehr über diesen Bereich hatte, machte die Sache natürlich nicht einfacher. Die restliche Saison spielt er mit Handschuh. Herz und Wille hat er, nicht jeder QB spielt nach so einer Geschichte weiter. Keine tolle Leistung, aber den Job vollendet.

Das Laufspiel ging über Rookie Washington (64 Yards), das Backfield war aber wieder einmal durch den Ausfall von Theo Riddick dezimiert. Dort muss Detroit dringend handeln. Anquan Boldin tut dem Team dafür unglaublich gut, der 36-Jährige ist in jedem Spiel für die kritischen Spielzüge zuständig und kam auch gegen Chicago auf 49 Yards und einen Touchdown. Seine drei Receptions schoben ihn auf Platz zehn der ewigen Bestenliste, er überholte Andre Johnson mit 1.064 Catches.

Matt Barkley hat jungfräuliche drei Karriere-Starts zu Buche stehen von denen er ein Spiel gewann. Wie schon gegen Tennessee vor zwei Wochen hätte sich der Quarterback mehr verdient. Wieder droppten Receiver Bälle, wieder spielte Barkley mehr als solide. Keine dummen Entscheidungen, im Gegenteil, viele richtige Reads und präzise Würfe. Er weiß um seine Stärken und auch um seine Defizite (Armstärke), setzt es richtig ein. Die Zahlen mögen das nicht unmittelbar zeigen (212 Yards, 20/32, ein TD), er vermeidet aber Turnovers und bringt sein Team Woche für Woche in gute Ausgangspositionen.

Das Laufspiel der Bears über Jordan Howard (86 Yards) funktionierte gegen eine schwache Lions-Front Seven gut. Die Line der Bears ragte trotz des Ausfalls von Kyle Long heraus, Rookie Cody Whitehair glänzt und glänzt und glänzt. Man füge noch den ein oder anderen Tackle hinzu und die Bears haben eine starke Mauer.

Defensiv wird der Aufwärtstrend fortgesetzt, Leonard Floyd war die richtige Entscheidung im diesjährigen Draft. Der Rookie kam auf drei Tackles und sorgte mit neun Rushes für ständige Unruhe bei Stafford (den er ja auch zerstörte – Finger). Die anderen Rookies Nick Kwiatkoski und Cre’Von LeBlanc zusammen mit Pernell McPhee und Eddie Goldman werden für viel Spaß sorgen. Detroits Defensive nahm sich ein Beispiel an Stafford, wenn es drauf ankommt, ist man zur Stelle. Darius Slay immer und immer wieder. Für die Bears ist die Saison nach Woche 17 offiziell beendet.

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