Wildcard-Vorschau: Pittsburgh Steelers – Miami Dolphins

Sonntagabend erwartet uns das Aufeinandertreffen zwischen den Pittsburgh Steelers und den Miami Dolphins. Für die Dolphins wird es der erste Auftritt in den Playoffs seit 2008 sein, die Steelers hingegen scheinen gerade rechtzeitig wieder zu Topform gefunden zu haben. Das erwartet uns:

Wer wirft?

Die Miami Dolphins müssen seit Woche 15 auf den eigentlichen Starting Quarterback Ryan Tannehill verzichten. Der 28-Jährige verletzte sich im Spiel gegen die Arizona Cardinals am Knie und ist seitdem nicht einsatzfähig. Man versuchte ihn zwar bis zum Playoff-Spiel am Sonntag rechtzeitig fit zu bekommen, gab aber unter der Woche bekannt, dass es für einen Einsatz Tannehills noch zu früh ist. Damit startet weiterhin der Spielmacher der vergangenen drei Wochen – Matt Moore.

Moore kam undrafted in die NFL und über die Carolina Panthers 2011 zu den Miami Dolphins. In seiner ersten Saison in Florida startete Moore in insgesamt zwölf Spielen nachdem sich der eigentliche Starting-QB Chad Henne verletzte. Seitdem Ryan Tannehill im Team ist (2012), agiert Moore als dessen Backup-QB. Er macht seine Sache solide und gewann in der akutellen Spielzeit zwei seiner drei Spiele in denen er startete (Sieg gegen New York Jets und Buffalo, Niederlage gegen New England) und konnte auch den Sieg gegen Arizona in Woche 14 einleiten (Field Goal entschied das Spiel). Seine Erfahrung macht sich bemerkbar, Moore zeigt keine Nerven und überzeugte mit acht Touchdowns bei drei Interceptions (721 Yards, QBR: 105.6). Miamis Head Coach Adam Gase – er kam erst in der Offseason von den Chicago Bears – gilt als Quarterback-Flüsterer, er holt das beste aus dem ihm vorhandenen Spielermaterial hervor. Wichtig für Miami, die mit den Siegen unter Moore die erste Playoff-Teilnahme seit 2008 unter Dach und Fach gebracht haben. Dennoch erwartet ihn jetzt das wichtigste Spiel seiner Karriere, in Pittsburgh erwartet ihn ein Hexenkessel und eisige Temperaturen. Aber wenn wir ehrlich sind – verlieren kann Moore nichts.

Auf der Gegenseite wartet Ben Roethlisberger. Der Quarterback gehört zu den besten der Liga, gewann schon zwei mal den Super Bowl und ist für seine Mannschaft eine Bank, warf heuer 3.819 Yards und 29 Touchdowns bei 13 Interceptions. Er und seine Steelers gehen als Favorit in diese Partie.

Offensiv viel los

Miami dürfte sich das zu Beginn der Saison anders vorgestellt haben. In der Offseason tauschte man im Prinzip die Runningbacks mit den Houston Texans, man schickte Lamar Miller nach Texas und ergatterte im Gegenzug Arian Foster. Blöd nur, dass Foster nur ein Spiel zur Gänze absolvieren konnte (Woche eins gegen Seattle) und danach durch die unzähligen Verletzungen zum Rücktritt gezwungen wurde. An seine Stelle trat ein gewisser Jay Ajayi, ein 23-jähriger gebürtiger Brite, den sich Miami im NFL Draft 2015 in der fünften Runde sicherte. Ajayi hat im College bei Boise State überzeugt, allerdings hat er sich schon früh einen chronischen Schaden im Knie zugefügt, womit sein Fall im Draft zu erklären ist. Dennoch nützte Ajayi seine Chance, er kam auf 1.272 Rushing Yards (insgesamt hatte er drei Spiele in denen er über 200 Yards lief) und acht Touchdowns. Ein nicht unwesentlicher Faktor, da Miami damit auf einen guten Mix aus Lauf- und Passspiel bauen kann.

Die O-Line der Dolphins wurde heuer ziemlich gebeutelt. Der Ausfall von Center Mike Pouncy nach nur wenigen Wochen (Hüfte) schmerzt natürlich sehr, an seiner Stelle spielt Anthony Steen, den man von der Practice Squad hochzog. Zwischendurch war quasi jeder Starting-Spieler der O-Line Miamis angeschlagen, sei es Rookie Guard Laremy Tunsil oder Left Tackle Branden Albert. Dennoch hat diese Einheit einen Schritt nach vorne gemacht. Trotz der vielen unterschiedlichen Konstelationen, die Woche für Woche bei den Dolphins aufliefen, konnte Runningback Jay Ajayi enorm viele Yards gewinnen, er ist einer der stärksten wenn es um Yards after contact geht (2.5 Yards).

Die Receiver der Dolphins sind sehr stark, Jarvis Landry ist mit seiner Schnelligkeit und seinen Fähigkeiten Routen zu Läufen eine enorme Waffe, noch schneller ist Kenny Stills der in den letzten Spielen immer mehr zu einem Leistungsträger mutierte und seinen schrecklichen Drop in Woche eins vergessen lassen konnte. DeVante Parker rundert das starke Trio ab, das auch gegen Pittsburgh für Furore sorgen soll.

Denkt man an die Offensive der Steelers fallen einem natürlich die Namen Roethlisberger, Le’Veon Bell und Antonio Brown ein. Bell ist einer der stärksten Runningbacks der Liga, wenn nicht der stärkste. Wäre er nicht für die ersten drei Spiele der Saison gesperrt gewesen, er wäre ein heißer Kandidat für den Most Valuable Player gewesen. In zwölf Spielen kam er auf 1.268 Yards und sieben Rushing Touchdowns, dazu kamen noch 616 Receiving-Yards und vier TDs. Das zeigt von seinem Wert für diese Mannschaft.

Die O-Line der Steelers ist statistisch gesehen die zweitbeste im aktuellen Liga-Geschehen. Löcher können für Bell aufgerissen werden, Roethlisberger wurde heuer nur 17 mal gesacked (natürlich liegt das auch an der Pocket-Bewegung von Big Ben selbst). Über die rechte Seite um RT Marcus Gilbert und RG David DeCastro kommen gegnerische Spieler meistens nicht durch, links gibt es, wenn man so will, über Alejandro Villanueva mehr Chancen – wenn auch nur bedingt. Das wird für Miami schwer.

Antonio Brown kann Spiele allein entscheiden, er kann schlichtweg alles. Heuer kam Brown auf 1.284 Receiving Yards und zwölf Touchdowns. Slot-Receiver Eli Rogers wird ein immer größer werdender Faktor im Offensivspiel Pittsburghs und ist mehr als eine Alternative für Roethlisberger. Die Steelers sind bockstark!

Defensiv ausgeglichen

Miami hat in der Offseason ordentlich Geld investiert. Zwar verlor man mit Olivier Vernon und Derrick Shelby gleich zwei starke Pass Rusher, man verpflichtete aber Mario Williams und verstärkte sich zusätzlich noch mit Kiko Alonso und Byron Maxwell. Alonso scheint seine starke Form die er vor allem bei den Buffalo Bills zeigte wiedergefunden zu haben, Maxwell hatte seine Probleme – wurde zwischenzeitlich sogar auf die Bank verdonnert – konnte sich aber in den letzten Spielen steigern. Die D-Line um Cameron Wake und Ndamukong Suh ist natürlich stark. Allerdings konnte in den vergangenen Wochen nur Wakr gänzlich überzeugen, er kam auf 11.5 Sacks und fünf Forced Fumbles inklusive einer Interception! Suh hingegen fällt immer noch mehr mit Unsportlichkeiten denn mit starkem Spiel auf, er konnte seit sieben Spielen keinen Sack mehr verzeichnen. Gegen die starke O-Line Pittsburghs muss mehr kommen. Die Laufdefensive ist ein ziemliches Desaster man lässt im Schnitt 140 Yards pro Spiel zu. Le’Veon Bell unter Kontrolle zu bekommen – das ist Ziel Nummer eins!

Die Secondary der Dolphins ist durchwachsen. Maxwell ist angeschlagen, ebenso wie Safety Isa Abdul-Quddus. Rookie Xavien Howard war von Verletzungen geplagt, spielte aber in den vergangenen Spielen wieder. Diese Einheit muss funktionieren, sonst kann man nicht bestehen.

Der Pass Rush der Steelers kam langsam in Schwung. Zu Beginn der Saison waren die Steelers noch äußerst ungefährlich, mit der Zeit fand man aber ein Erolfgsrezept (30 Sacks im November und Dezember – nur acht im September und Oktober). Der ewige James Harrison (38-Jahre) kam heuer immer noch auf fünf Sacks, zwei Fumbles und eine Interception. Es ist ein starkes Kollektiv aus vielen Spielern die allesamt für Big Plays gut sind.

Wirklich herausragend ist aber die Leistung die Pittsburgh in der Redzone zeigt. Wie schon im vergangenen Jahr ist man in diesr Kategorie Spitzenreiter, gegnerische Teams kommen in weniger als 50% der Versuche innerhalb der 20-Yard Linie zu einem Touchdown. Miami muss sich also wirklich etwas einfallen lassen.

Gab es heuer schon ein Duell?

Ja, in Woche sechs konnten die Dolphins einen 30:15 Sieg feiern. Jay Ajayi zerlegte die Steelers mit 204 Rushing Yards und zwei Touchdowns im Alleingang, Ben Roethlisberger warf zwei Interceptions und nur einen Touchdown (189 Yards). Seitdem hat sich viel getan, Ryan Tannehill steht nicht mehr zu Verfügung, Roethlisberger fand eindeutig sein Mojo.

Wer gewinnt?

Für viele ist die Antwort eindeutig: Pittsburgh wird sich durchsetzen. Zu dominant trat man in den vergangenen Wochen auf, zu unsicher sind die Dolphins mit Matt Moore. Für die Steelers spricht der Heimvorteil und die winterlichen Bedingungen, die man im Gegensatz zu Miami gewohnt ist.

Es gibt einige Möglichkeiten für die Dolphins dieses Spiel zu gewinnen, es kann spannend werden. Oder eben nicht. Adam Gase darf sich am Montag über das Ausscheiden seiner Mannschaft ärgern, am Dienstag darf er sich aber das ein oder andere alkoholische Getränk genehmigen und auf eine gelungene Saison anstoßen. Die Steelers ziehen in die nächste Runde ein.

Für alle Innsbrucker-Football-Freunde:

Das Spiel wird im SixtyTwenty übertragen, man lädt zur Football-WG.

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