Miami Dolphins: im Schatten glänzender Vergangenheit

Die Miami Dolphins genießen auch hier zu Lande eine enorme Beliebtheit. Mag es an dem für Football-Verhältnisse doch eher unüblichen Delphin-Logo liegen oder einfach am Standort in Florida: die Dolphins haben Fans. Und eine sehr prestigeträchtige Vergangenheit. Die Gegenwart hingegen sieht nicht so rosig aus, seit 43 Jahren müssen die Anhänger Miamis auf den ganz großen Wurf warten.

Die frühe Historie der Miami Dolphins liest sich fast wie eine einzige Erfolgsgeschichte: als die Miami Dolphins Mitte der 1960er Jahre gegründet wurden, sollte einer der erfolgreichsten Läufe der Football-Geschichte gestartet werden. Aber der Reihe nach. Schon 1946 gab es in Florida ein Football-Team – die Miami Seahawks. Allerdings spielte man nur eine Saison professionell Football, ehe sich das Team auf Grund von hohen Schulden auflöste. Alle Anhänger der Seattle Seahawks können also durchatmen: die Miami Seahawks haben nichts mit ihren Namenszwillingen aus Washington zu tun. Ganze zwanzig Jahre musste Florida auf eine neue Franchise warten, ehe der Anwalt Joseph Robbie und der Schauspieler Danny Thomas gemeinsame Sache machten und die Dolphins für 7.5 Millionen Dollar 1965 gründeten. Ursprünglich wollte Robbie das Team in Philadelphia ansiedeln, die AFL (die damalige Konkurrenz-Liga der NFL) schlug aber Miami als Standort vor, da es dort wärmer ist, die Stadt boomte und es keine Mannschaft gab. Fans konnten ihre Namensvorschläge einbringen, die Einsendung “Dolphins” fand die größte Zustimmung und wurde als Name bestätigt. Die ersten vier Spielzeiten verliefen für eine neue Franchise verhältnismäßig “gut” (15 Siege, 39 Niederlagen, zwei Unentschieden), ehe Don Shula 1970 als Head Coach übernahm.

Don Shula – der beste Trainer aller Zeiten

Dabei stand die Zusammenarbeit zwischen ihrem neuen Trainer und den Dolphins zunächst unter keinem guten Stern: Shula war zuvor bei den Baltimore Colts als Head Coach in der NFL engagiert und führte das Team 1968 zum Sieg der NFL-Meisterschaft und in den Super Bowl III verlor dort aber gegen Joe Namath und dessen New York Jets. Owner Joseph Robbie führte schon Ende 1969 mit Shula Gespräche als dieser noch Head Coach der Colts war. Das war verboten, unter anderem wegen der Fusion von AFL und NFL und weil die Colts nicht in die Vertragsgespräche miteinbezogen wurden. Die Dolphins verloren daraufhin ihren Erstrundenpick des Drafts 1971 an die Baltimore Colts, Shula konnte aber HC der Dolphins werden. Unter Shula hatten die Spieler der Dolphins wenig zu lachen, er setzte auf vier Trainingseinheiten pro Tag um das Team auf Vordermann zu bringen. Das sollte sich schon in seiner ersten Spielzeit schon auszahlen – die Dolphins zogen mit einem Record von 10-4 erstmals in die Playoffs ein. Die erfolgreichste Zeit Miamis wurde somit eingeleitet.

Shula betonte zwar kein besonderes Erfolgsmittel zu besitzen, seine Philosophie erwies sich aber als äußerst erfolgreich. Eine starke O-Line sollte die nötigen Räume für explosive Runningbacks öffnen, die Quarterbacks sollten mit fangsicheren Receivern zum Erfolg kommen. Was hier und heute absolut logisch und einfach klingt, war damals Prototyp für kommende Trainerphilosophien. Defensiv nannte man Shulas Dolphins die “No-Man Defense”, da er es immer wieder schaffte, mit hauptsächlich durchschnittlichen Spielern eine starke und geschlossene Einheit zu bilden (natürlich gab es auch hier den ein oder anderen herausragenden Spieler).

1971 konnten die Dolphins erstmals in den Super Bowl einziehen, man musste sich aber den Dallas Cowboys mit 24:3 geschlagen geben. Der MVP-Award der Regular Season ging aber nach Miami zu Quarterback Bob Griese.

Die Saison 1972 stellt bis heute einen nie erreichten Rekord dar: die Dolphins gewannen all ihre 14 Regular Season-Spiele und zogen zudem in den Super Bowl ein, den sie mit 14:7 gegen die Washington Redskins für sich entscheiden sollten (das ganze Spiel kann man sich hier ansehen). Kein anderes Team hat bisher eine komplette perfect season spielen können – wenn auch die New England Patriots 2007 den Rekord der Dolphins von 17 Siegen ohne Niederlage verbessern konnten (alle 16 Regular Season Spiele wurden gewonnen, zwei weitere Post-Season Siege sollten folgen, ehe die New York Giants die Serie im Super Bowl beendeten). Das Spiel wäre auch fast als einziger Shutout-Super Bowl-Sieg in die Geschichte eingegangen, ehe ein legendäres Play die Blamage für die Redskins verhinderte.

Der Erfolg der Dolphins ging vor allem auf das Trio um Backfield Miamis: nachdem sich Quarterback Bob Griese in Woche fünf das Bein brach, sprangen Fullback Larry Csonka und die Runningbacks Jim Kiick bzw. “Mercury” Morris ein. Die drei harmonierten perfekt, gönnten sich gegenseitig die Carries (zumindest die meiste Zeit) und gelten für viele bis heute als das beste Backfield der Geschichte der NFL. Csonka kam 1972 auf 1.117 Rushing-Yards und sieben Touchdowns, Kiick steuerte 521 Rushing-Yards und fünf TDs bei und Mercury Morris komplettierte das dynamische Trio mit genau 1.000 Yards und zwölf Touchdowns. Don Shula liebte es, drei starke und unterschiedliche Läufer zu haben, was er auch selbst in einem Interview erklärte.

1973 verlief die Saison ähnlich erfolgreich, man kam auf einen Rekord von 12-2 und konnte den Super Bowl erfolgreich verteidigen: die Dolphins bezwangen die Minnesota Vikings mit 24:7.

1974 zog man mit 11 Siegen und drei Niederlagen wieder in die Playoffs ein, musste sich aber im Divisional Playoff den Oakland Raiders geschlagen geben. Das Spiel ging als “Sea of Hands”- Spiel in die Analen ein, da Raiders RB Clarence Davis den Ball vom im fallen werfenden QB Ken Stabler gegen drei Dolphins in der Endzone fangen konnte.

Zwischen 1975 und 1981 zog man noch drei mal in die Playoffs ein, ehe man in der Saison 1982 abermals den Super Bowl erreichen konnte. Dort konnten sich die Washington Redskins aber für die Niederlage 1972 revanchieren und das Feld mit einem 27:17 Erfolg als Sieger verlassen. Der kurzzeitige Formverlust Mitte der 1970er-Jahre war unter anderem den Abgängen der Runningbacks Larry Csonka, Jim Kiick und Receiver Paul Warfield in die World Football League geschuldet. Csonka und Kiick waren landesweit für ihre Freundschaft und ihren ausschweifenden Lifestyle bekannt: man sah sie quasi immer im Doppelpack und nannte sie in Anlehnung an den Western-Film “Butch Cassidy and the Sundance Kid” ebenso. Es war nicht verwunderlich, dass beide zusammen den Schritt in die WFL wagten, schließlich verdienten sie dort wesentlich mehr Geld und konnten trotzdem zusammen in Memphis spielen. Nachdem sich die WFL aber nicht durchsetzen konnte, ging es für die beiden wieder zurück in die NFL, für Csonka zu den Giants (und später noch einmal nach Miami), für Kiick zu den Denver Broncos und den Washington Redskins.

Die Zeit zwischen 1970 und 1982 brachte insgesamt sechs Hall Of Famer hervor: Quarterback Bob Griese, Fullback Larry Csonka, Center Jim Langer, Guard Larry Little, Linebacker Nick Buoniconti und Wide Receiver Paul Warfield. Zudem gab es zahlreiche individuelle Auszeichungen für die Dolphins: Shula wurde einmal als “Coach of the Year Award” ausgezeichnet, QB Earl Morall und Fullback Csonka gewannen den “Comeback Player of the Year”-Award , Safety Jake Scott und im Jahr darauf Csonka wurden “Super Bowl MVP” und A.J. Duhe gewann 1977 den Titel als “Defensive Rookie of the Year”.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


*