Cleveland Browns – für immer erfolglos?

Die Draftmisere

Die Cleveland Browns drafteten seit 1999 satte 155 Spieler (sechstmeiste im Vergleichszeitraum) – 21 Spieler wurden in der ersten Runde gewählt (drittmeiste in dieser Wertung). Von diesen 155 Picks, wählte man insgesamt neun Quarterbacks und von denen wiederum vier in der ersten Runde.

Browns Firstroundpicks seit 1999

Tim Couch:

Wie in der Quarterback-Rubrik schon erwähnt: Couch wäre kein schlechter gewesen. Couch fehlte es zunächst an professionellem Spielsystem, am College spielte er in keinem NFL-tauglichem System. Obwohl er noch nicht wirklich ein Playbook kannte, lernte er sehr schnell. Sein größtes Problem waren aber sicher seine meist unerfahrenen Mitspieler. Sei es in der Line oder als Passfänger – Couch wurde meist im Stich gelassen. Damit war nichts zu machen, Couch verletzte sich häufig und zog nach vier Jahren 2003 die Reißleine. Für viele gilt Couch als Draft-Bust, andere wie etwas Cardinals HC Bruce Arians verteidigen Couchs Karriere.

Courtney Brown:

Der Defensive End wurde 2000 an erster Stelle ausgewählt und sollte Couchs Gegenpart in der Defensive übernehmen – Franchise-Defensive-Player. Das sah nach seiner Rookie-Saison auch wirklich gut aus, Brown kam in 16 Spielen auf 69 Tackles, 4.5 Sacks. Seine zweite Saison sollte die Werte noch steigern, jedoch konnte Brown an nur fünf Spielen teilnehmen – eine Verletzung beendete seine Spielzeit frühzeitig. Allerdings verzeichnete der Defensive-End in diesen fünf Auftritten satte 21 Tackles, 4.5 Sacks und zwei Forced Fumbles. Browns Karriere war von Verletzungen gezeichnet, er konnte keine volle Saison spielen und trat 2005 vom Footballspiel zurück.

Gerard Warren:

Warren wurde 2001 als erster Lineman an dritter Stelle gepickt. Er sollte auch nur vier Spielzeiten bei den Browns bleiben. In diesen Jahren verzeichnete Warren solide Werte, kam durchschnittlich auf 37 Tackles und vier Sacks. Warren wurde 2005 zu den Denver Broncos getradet. Später folgten Stationen bei den Oakland Raiders und den New England Patriots.

William Green:

Green galt als einer der vielversprechendsten Runningbacks seines Jahrgangs. Allerdings machte er schon am College mit Drogenexzessen Schlagzeilen. Den Browns war’s egal und er wurde an sechzehnter Stelle gedrafted. Er spielte in seiner Rookie Saison in jedem Spiel und kam auf knapp 900 Yards bei sechs Touchdowns. Das sollte es dann auch schon wieder gewesen sein – Green wurde in seinem zweiten Jahr nach gutem Start (knapp 600 Yards) wegen Trunkenheit am Steuer und Drogenbesitzes festgenommen und anschließend für vier Spiele gesperrt. Während dieser Sperre wurde Green zusätzlich noch von seiner Verlobten mit einem Messer attackiert, weshalb er aus Vorsichtsmaßnahmen für die komplette restliche Saison gesperrt wurde. Davon sollte sich Green nie mehr erholen ehe er seine Karriere Ende 2005 beendete.

Jeff Faine:

Mit Faine wollte man die O-Line verstärken, damit man egal wen auf der QB-Position besser beschützen konnte. Faine spielte bei den Browns keine Saison mit den maximalen 16 Spielen und wurde 2006 zu den New Orleans Saints getraded. Weitere Stationen in Tampa Bay und Cincinnati sollten folgen. 2007 war er Ersatzspieler im Pro Bowl.

Kellen Winslow:

Winslow wurde 2004 an sechster Stelle gedrafted, womit er zum vierthöchsten Tight-End-Pick der Draftgeschichte wurde. Winslow unterschrieb einen Sechsjahresvertrag über 40 Millionen Dollar. Er sollte in der Browns-Offensive für ordentlich Wirbel sorgen, verletzte sich aber schon in Woche drei der Regular Season und musste das restliche Jahr pausieren (Wadenbeinbruch). Kaum genesen, erlitt Winslow bei einem Motorradunfall eine Knieverletzung die ihn für die gesamte Saison 2005 ausfallen ließ. 2006 konnte er in jedem Spiel starten, kam auf 89 Receptions (Browns-Rekord) und über 800 Receiving-Yards bei drei Touchdowns. 2007 schließlich seine beste Saison als er auf über 1.100 Yards und fünf TDs kam. Er wurde mit dem Pro Bowl belohnt. 2008 sollte seine letzte Spielzeit in Cleveland sein, ehe es für ihn nach Tampa Bay, Seattle, New England und zu den New York Jets ging.

Braylon Edwards:

An dritter Stelle gedrafted, waren die Erwartungen in Edwards enorm hoch. Seine College-Leistungen bei Michigan ließen die Fans auf einen Star-Receiver hoffen – er hatte alles: sichere Hände, Schnelligkeit und gute Route-Running. Nur 2007 konnte er seine Stärke beweisen: 80 Receptions für 1.279 Yards und 16 Touchdowns, zusätzlich noch All-Pro und Pro Bowl Auszeichnungen. Zudem fiel er in Cleveland dadurch auf, dass er einen Freund von Lebron James in einem Nachtclub schlug. Edwards konnte nie mehr die 1.000 Yard Marke übersteigen und wurde während der Saison 2009 zu den New York Jets transferiert. Später ging es noch nach San Francisco, Seattle und wieder zu den Jets.

Kamerion Wimbley:

Über Wimbley kann man auch sagen: guter Start, danach nicht mehr viel. Nachdem Romeo Crennel als Head Coach übernahm, transferierte er die Defensive der Browns zu einem 3-4 System. Wimbley, eigentlich ein Defensive-End, wurde zum Outside-Linebacker umtransferiert. Das ist selten eine gute Idee, dennoch sollte Wimbley den Positionstausch zunächst gut zu Stande bringen. In seiner Rookie-Saison kam er auf satte elf Sacks. An diese Statistik sollte er nie mehr herankommen, in seiner zweiten Saison kam er noch auf fünf, in seiner dritten und vierten Saison auf drei bzw. 2.5 Sacks. Danach ging es zu den Oakland Raiders. Dort kam er noch einmal auf neun Sacks.

Joe Thomas:

Da gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Nummer drei Pick. Verdient! Die Browns mögen zwar viel falsch gemacht haben, die Auswahl von Joe Thomas gehört aber definitiv zu den Sonnenseiten. Thomas gilt für viele als bester Left Tackle dieser Dekade, wurde acht mal ins All-Pro Team gewählt und ist neunmaliger Pro Bowler. Zudem hat er bis jetzt noch kein einziges Spiel verpasst. Das ist ein Hall Of Famer (der seine gesamte Karriere vermutlich bei den Browns verbrachte).

Brady Quinn:

Wie oben schon beschrieben: Quinn war auch nicht der ersehnte Franchise-QB. Das war ein Bust. Quinn fiel zusätzlich noch mit homophoben Aussagen auf.

Alex Mack :

2009 haben die Browns im Nachhinein ziemlich klug agiert: man tradete nach unten, gleich zwei mal. Zunächst mit den New York Jets (die ihren Pick für den grandiosen Mark Sanchez verschwendeten) und später mit Tampa Bay (die damit Josh Freeman engagierten). Mit Pick 21 wählten die Browns dann Alex Mack, der ihnen bis zur heurigen Saison als starker Center dienen sollte. Drei mal Pro Bowl, einmal Second All-Pro Team. Zur Saison 2016 wechselte Mack nach Atlanta wo er einen Center-Rekordvertrag über 45 Millionen Dollar (28.5 Millionen garantiert) unterschrieb.

Joe Haden:

Joe Haden dürfte der letzte gelungen Draftpick der Browns gewesen sein. Zumindest der letzte offensichtliche, auf dem ersten Blick erkennbare. Zwei mal Pro Bowl, zwei mal ins Second All-Pro Team. Immer noch sehr jung, immer gefährlich und ein Hoffnungsträger für alle Browns. Einfach ein super Cornerback.

Phil Taylor:

Phil Taylor. Nein nicht der Dartweltmeister. Von der Power seines Namenskollegens war anfangs aber auch etwas zu sehen: in seiner Rookie-Saison kam er auf 59 Sacks und vier Sacks. Verletzungen sollten ihn immer wieder bremsen. 2015 wurde er schlussendlich entlassen. Zur Saison 2016 kam er bei den Denver Broncos unter, er wurde mit einer Knieverletzung auf die IR gesetzt.

Trent Richardson:

Der schmerzt. Immer noch. Trent Richardson war einer der begnadetsten und spektakulärsten Runningbacks in seiner College-Zeit. Die Erwartungen waren hoch, man sah in ihm den nächsten Adrian Peterson, einen sofortigen All-Pro. Seine Rookie-Saison war auch sehr gut, er kam auf 950 Yards und elf Touchdowns – allerdings lief er nur für 3.6 Yards pro Versuch. Danach begann der freie Fall und er wurde schon nach zwei Wochen in seiner zweiten Saison zu den Indianapolis Colts transferiert. Richardson konnte nie mehr annähernd an diese Stats anschließen, er wurde sowohl von den Colts als auch von den Baltimore Ravens später entlassen. Sehr schade!

Brandon Weeden:

Ältester Spieler der in Runde eins gedrafted wurde. War ganz ok am Beginn, am Ende eine Katastrophe. Schon wieder weg, nach Dallas jetzt in Houston.

Barkevious Mingo:

Mingo wurde an sechster Stelle gewählt und sollte mehr können als er bis jetzt gezeigt hat. In seiner ersten Saison spielte er nur in drei Spielen, später wurde es besser, allerdings verlief seine Karriere bei den Browns wie ein einziges auf und ab. Wechselte zur Saison 2016 zu den New England Patriots. Es wäre kein Wunder, würde er dort zu einem der besten LBs werden.

Justin Gilbert:

Justin Gilbert überzeugte im Combine vor allem als Athlet. Die Browns sahen in ihm eine passende Ergänzung zu Joe Haden. Er startete allerdings nur in zwei Spielen in seiner Rookie-Saison, kam aber in 14 zum Einsatz. Wirklich brauchbares gab es wenig (eine Interception). 2015 sollte nicht wirklich besser werden, weshalb Gilbert zur Saison 2016 zu den Pittsburgh Steelers getraded wurde.

Johnny Manziel:

Siehe oben. Es fehlt die Kraft um den ganzen Wahnsinn noch einmal durchzumachen. Werd gesund!

Danny Shelton:

Shelton spielte in seiner ersten Saison in allen 16 Spielen, startete 15 mal und kam auf 36 Tackles. Der Nose Tackle dürfte auch heuer eine ordentliche Rolle in der Defensive der Browns spielen, er hat bisher 18 Tackles auf dem Konto. Legendär auch sein Draft. 

Cameron Erwing:

Tackle, Guard, Center – Erwing hat langsam jede Position durch. Nachdem Mack zu den Falcons ging, spielt Erwing als Center. Hat heuer schon einige Patzer (Snaps!) die zu gegnerischen Punkten wurden (Safeties!). Macht aber keinen schlechten Eindruck und hat Pech, dass er sich auf keinen QB langfristig einstellen kann.

Corey Coleman:

Leider auch schon wieder verletzt, in den bisherigen Auftritten aber definitiv eine Verstärkung. Der kann weit kommen.

Von den seit 2007 gedrafteten 13 Spielern, sind aktuell noch sechs Spieler im Kader. Spieler die zwischen 2011 und 2014 verpflichtet wurden, spielen entweder wo anders oder gar nicht mehr. Das sollte einiges sagen.

Wie geht es weiter? Was kann man erwarten?

Die Browns werden es mit Hue Jackson schaffen, sofern Owner Haslam den Ball flach hält und sein Front Office einmal unverändert lässt. Natürlich fehlt immer noch eine Franchise-Lösung auf der Quarterback Position, dennoch hat man prinzipiell ein sehr junges und auch talentiertes Team. Derzeit zeigen sie das auch in mindestens einem Viertel pro Spiel. Das sieht nicht so schlecht aus, man kann es einfach noch nicht fertig spielen. Die in jedem Spiel stattfindenden unnötigen Fehler muss man abschalten (auch wenn sie gute Unterhaltung sind). Jackson wird aber auch hier eine Lösung finden. Natürlich werden nicht alle Spieler einschlagen. Spieler wie Nassib, Ogbah, Crowell, Proyr machen aber Hoffnung. Es braucht aber endlich Kontinuität – und zwar im positiven Sinne. Ja, Cleveland würde man einen Erfolg einmal gönnen. Zumindest haben die Fans der Stadt noch Lebron James. Wenn gar nichts mehr geht.

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