NFL Draft Scouting Report: Deshaun Watson, QB

Die Quarterback-Klasse des diesjährigen NFL Drafts ist ausgeglichener denn je. Es kristallisieren sich nach und nach Favoriten heraus, wer jetzt der beste QB der College-Spielmacher ist, wird sich vermutlich erst im Laufe des Jahres zeigen. Schon vor dem NFL Combine (28. Februar bis 6. März) gibt es auf senfl.at die ersten Spieler-Profile. Hier ein genauerer Blick auf Deshaun Watson, QB, Clemson.

Allgemeines:

Geburtsdatum: 14. September 1995

Größe: 1.91 Meter

Gewicht: 99 Kilogramm

Klasse: Junior

Starter seit: 2015

Erfolge: 

  • CFP National Champion (2016)
  • 2× ACC Champion (2015, 2016)
  • Johnny Unitas Golden Arm Award (2016) – Auszeichnung für den besten QB im vierten Jahr College
  • 2× Davey O’Brien Award (2015, 2016) – Auszeichnung für den besten QB
  • 2× Manning Award (2015, 2016) – Auszeichnung für den besten QB
  • ACC Player of the Year (2015)
  • ACC Offensive Player of the Year (2015)
  • Consensus All-American (2015)
  • First-team All-ACC (2015)
  • Second-team All-ACC (2016)

Verletzungen: Kreuzbandriss 2014

Spiel am College:

Deshaun Watson spielte seit 2014 bei Clemson, einem bis dahin noch eher mäßig erfolgreichem College. Watson spielte in seinem ersten Jahr in acht Spielen, startete davon in fünf und warf für 1.466 Yards bei 14 Touchdowns und zwei Interceptions. 2015 sollte er das Team endgültig als Starting-QB übernehmen und auch in neue Höhen führen: seine 4.104 Yards (35 TDs bei 13 Interceptions) halfen der Mannschaft in die College-Playoffs und in das Finale gegen Alabama einzuziehen. Dort musste er sich – trotz starker Leistung (405 Yards, 30/47, vier TDs, eine INT) – den Crimson Tide mit 45:40 geschlagen geben. Dennoch ein erstes Ausrufezeichen, denn Clemson verlor 2015 bis auf das Finale kein einziges Spiel. Watson stand deshalb schon sehr stark im Fokus und wurde bei der Wahl zum besten College Spieler (Heisman-Trophy) auf Platz drei hinter den beiden Runningbacks Derrick Henry und Christian McCaffrey gewählt.

2016 sollte er seine beste Saison an der Universität spielen: 4.593 Passing-Yards, 41 Touchdowns aber auch 17 Interceptions. Clemson zog wieder in die College-Playoffs ein, war also wieder Teil der besten vier Mannschaften des Landes. Nach einem fulminanten 31:0 Sieg im Halbfinale gegen Ohio State wartete im Finale abermals Alabama. Die Möglichkeit auf Revanche bestand. Vor dem diesjährigen Super Bowl wäre das Finale der College Playoffs vermutlich zum besten Spiel des noch jungen Jahres gewählt worden, eine unfassbar spannende Partie ging schlussendlich auch Dank der makellosen Performance von Watson mit 35:31 an die Clemson Tigers. Watsons letztes Spiel auf College-Niveau war auch sein bestes – 420 Yards (36/56), drei TDs, keine Interception, zusätzlich noch ein Rushing-Touchdown. Und das alles mit einem Score Rückstand zwei Minuten vor Schluss. Von der eigenen 32 Yard-Linie führte Watson seine Mannschaft tief in die gegnerische Zone und sorgte mit einem Touchdown-Pass auf Hunter Renfrow für den Sieg.

Stärken:

Watson hat dem College-Football seinen Stempel aufgedrückt, in den vergangenen zwei Jahren kam man am 21-Jährigen nicht vorbei. Er ist ein dual-threat Quarterback, das heißt – vereinfacht ausgedrückt –  dass er auch laufen kann, wenn er muss. Diese Fähigkeiten allein machen ihn für viele NFL-Teams schon interessant, denn er kann gegnerische Team entweder mit seinem Arm (Passspiel) oder mit seinen Beinen (Laufspiel) ausschalten. Im vergangenen Jahr kam Watson auf 629 Rushing Yards bei neun Touchdowns, womit er seine Zahlen von 2015 nur bedingt bestätigen konnte (1.105 Rushing-Yards, zwölf TDs).

Watson hat einen guten Arm, den er auch gekonnt einsetzen kann. Seine Stärke ist seine Athletik – Watson bewegt sich gut in der Pocket, kann den Verteidigern meist ausweichen oder steckt harte Hits/Sacks ein bzw. läuft für Yards after Contact.

Seine größte Stärke ist aber sicherlich der “Clutch”-Faktor: spätestens gegen Alabama sollte diese Stück im großen Skillset von Watson aufgefallen sein. In der Regular Season konnte er in knappen Partien (wie bspw. gegen Lousiville) sein Team noch zum Sieg führen, gegen Alabama trumpfte Watson am deutlichsten auf. Nicht nur, dass er gegen das stärkste College Team gewann, er schlug es auch in einem two-Minute-Drill. Nerven hat er sicher nicht, zumindest hat er sie gut unter Kontrolle. Zeugt also von Selbstvertrauen. Dass er gegen die besten Teams der Liga besteht bzw. diese besiegt ist sicherlich kein Nachteil, man darf nicht vergessen: Clemson verlor nur zwei Spiele in zwei Jahren mit Watson als deren Starting-Quarterback.

Es gibt keine Hinweise darauf, dass Watson charakterlich durchfällt: keine Strafen, keine unangenehmes/unangebrachtes Verhalten.

Sein Coach Dabo Sweeney hat auch schon einen Rat für Teams der NFL und insbesondere für die Cleveland Browns:

Schwächen:

So gut sich Watson auch bewegen kann, so sehr tut er sich mit dem Ball Placement hart. Vor allem bei tiefen Bällen profitierte er mehr von seinen Receivern (insbesondere Mike Williams) als diese von seinen meist ungenauen Pässen. Das muss man leider so sagen, die Regel bestand eher darin, dass er die Bälle ungenau platzierte, als mit Genauigkeit zu glänzen (was er aber auch kann). Sehr viele Spielzüge von Clemson waren schnelle Screenpässe, nichts außergewöhnliches für College-Offensiven, dennoch bei Watson noch mehr zu beobachten als bei anderen QBs der diesjährigen Klasse.

Die Interception-Zahl sollte auch zu denken geben: 17 INTs in 15 Spielen ist eine sehr bedenkliche Statistik, da helfen auch die 41 Passing-TDs nichts. Er wählt zu oft die falsche Option, liest die Defensive noch zu wenig, lässt sich zu wenig auf seine Mitspieler ein. Meist visiert er nur den Spieler an, der die erste Wahl seines Passes ist, die anderen kommen nicht selten zu kurz. Im College funktioniert das noch, zumindest gegen 90% aller Teams, in der NFL dürfte Watson Stand jetzt nicht sehr erfolgreich sein.

Logischerweise muss er sich wie alle anderen noch weiterentwickeln, in seinem Fall geht es nicht nur um die Gretchen-Frage nach der Genauigkeit eines QBs (kann man das jetzt noch lernen oder nicht?) und die verschiedenen NFL-Formationen. Watson spielte nahezu nur aus der Gun, selten empty backfield, spielte aber immerhin in einer Spread-Offensive. Er muss also “under-center” komplett erlernen und damit auch an seiner Fußabfolge nach dem Snap.

Erinnert an:

Alex Smith/Robert Griffin III:

Das schaut auf den ersten Blick zunächst komisch aus, aber man kommt nicht dran herum. Watson hat viel von Alex Smith, vor allem von dessen College-Karriere. Man weiß was man bekommt – einen Spieler der nicht oft verliert aber auch nicht mehr gewinnt. Beide zeichnet der unglaubliche Glaube an sich selbst und an das Team aus. Smith ging damals an erster Stelle in seinem Draft, noch vor Aaron Rodgers und kann auf eine sehr solide NFL-Karriere zurückblicken. Der ganz große Wurf blieb ihm bis heute verwehrt, er ist im großen und ganzen ein solider QB. Das gilt es für Watson zu erreichen.

Die Gemeinsamkeiten mit RGIII liegen schon eher auf der Hand: starke Athletik, aber bescheidene Qualitäten als Werfer. Sogar die Systeme am College ähnelten sich sehr (Spread-Offensive). Watsons Knie hat ihn in den vergangenen Jahren keine Probleme mehr gemacht, er läuft weiterhin viel und stark und könnte wegen seiner perfekten Einstellung gegenüber des Trainings und seinem Willen zu Lernen Erfolg in der NFL haben.

Teams für Watson:

Nahezu jedes das einen Spielmacher braucht bzw. sich neu orientieren will. San Francisco wäre sicherlich die erste Option, Cleveland hat zwar auch Interesse in einen QB, allein mir scheint der Bedarf nicht wirklich gegeben. Sollten die Bears sich von Jay Cutler trennen, wäre Watson sicherlich eine Möglichkeit, wenn auch nicht in der ersten Runde (außer man will ihn unbedingt haben).

Fazit:

Die Sache liegt darin: Watson ist kein First-Round Pick und vermutlich auch kein sofortiger Impact-Player in der NFL. Muss er auch nicht sein, von diesen Spielern gibt es nicht viele. Die Vergleiche mit Dak Prescott mehren sich in den vergangenen Wochen auch, allerdings darf man nicht unterschätzen, wie sehr Prescott von der gesamten Offensive der Cowboys profitierte. Dadurch das der Bedarf eines QBs bei einigen Teams aber durchaus gegeben ist, dürfte Watson schließlich doch in der ersten Runde den Weg in den Profi-Football finden. Rein vom Talent her müsste er aber an Tag zwei, also in der zweiten oder dritten Runde ausgewählt werden.

Es wird im Combine spanned sein ihn zu sehen, vor allem wenn er auf Receiver wirft die er nicht oder nicht gut kennt. Den Senior Bowl ließ Watson aus. Er muss noch einiges lernen, sei es die NFL-Formationen, das Lesen der Defensive und des Spielfelds oder auch die Genauigkeit. Jetzt gilt es herauszufinden, wer das am besten macht. Den Willen und die Fähigkeiten dazu hat er allemal.

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