NFL Wildcard Week: Samstags-Recap

Die Playoffs sind eröffnet, die ersten zwei Partien gespielt. Die Tennessee Ttans konnten sich zunächst in einem Krimi gegen die Kansas City Chiefs durchsetzen, im zweiten Spiel des Abends feierten die Atlanta Falcons gegen die Los Angeles Rams einen doch klaren Erfolg. Das haben wir von den Samstagsspielen gelernt:

Titans gelingt Überraschung

Die Tennessee Titans feierten einen überraschenden 22:21 Auswärtssieg bei den Kansas City Chiefs. Dabei sah es lange Zeit nach einer lockeren und klaren Angelegenheit für den Favorit aus Missouri aus, zur Pause führten die Chiefs mit 21:3. Tennessee fand vor allem in der ersten Halbzeit überhaupt kein Mittel gegen die Offensive der Chiefs, schien stark unter die Räder zu kommen. Fabelhafte Umstellung in der Pause sorgten dann aber für den Turnaround zu Gunsten der Titans, die nicht nur offensiv für Punkte und Gefahr sorgten, sondern auch defensiv ein Mittel fanden, Alex Smith und Co. auszuschalten.

Henry macht den Unterschied

Wichtigster Baustein für das Erreichen der Divisional-Playoffs war Titans-Runningback Derrick Henry: Der ehemalige Heisman-Trophy-Gewinner zerstörte die Chiefs am Ende des Abends im Alleingang, steuerte insgesamt 191 Scrimmage-Yards und einen Touchdown bei. Auffallend dabei: allein in der zweiten Hälfte kam der junge Läufer auf 151 Scrimmage Yards und konnte mit einem wichtigen First-Down zum Ende des Spiels auch für dessen Ende sorgen. Henry hatte mit der Defensive der Chiefs seine Freude, lief im Schnitt für fast sieben Yards pro Carry (6.8!). Warum man nicht schon früher auf ihn setzte, weiß wohl nur Titans Head Coach Mike Mularkey. Allerdings – und das bleibt die einzige Schwäche von Henry – muss er noch dringend an seinem Blocking arbeiten, teilweise wurde Quarterback Marcus Mariota auf Grund Henrys Schwächen nahezu buchstäblich ins alte Jahr zurückgesacked.

Warum nicht gleich, Mr. Mularkey?

Die Offensive der Titans – von Mike Mularkey als “Exotic Smashmouth” bezeichnet – ist für Marcus Mariota alles andere als wohltuend. Das sah man in der ersten Halbzeit, als Tennessee keinerlei Antwort geschweige denn Gefahr ausstrahlen konnte. In der Halbzeit stellte Mularkey um, ging vermehrt auf einen No-Huddle/Uptempo-Offensive mit der Mariota viel besser zurecht kommt. Der zuletzt gescholtene Spielmacher konnte so seine Mannschaft über das Feld und zu Punkten führen und spielte wie ausgewechselt, zeigte seine beste Saisonleistung. Dass er seinen ersten Touchdown-Pass auf sich selbst warf, ist nicht nur sensationell, sondern auch symptomatisch für die Offensive der Titans. Mariota konnte mit Rookie-Receiver Corey Davis die gesamte Saison über keinen guten Draht aufbauen und auch mit Eric Decker ging lange Zeit nichts. Später zeigte er uns das Gegenteil, als er einen wunderschönen Pass auf Decker in die Endzone und zur erstmaligen Führung der Titans warf. Für Mariota (205 Yards, 19/31, zwei Touchdowns, eine Interception) war es schlussendlich ein guter Tag – sein Block für Derrick Henry sicherte das entscheidende First-Down und damit auch den Erfolg. Warum Mularkey nicht immer so spielen lässt, weiß wohl auch nur er. In Hälfte eins war es gar nichts, warum er auch immer in Richtung Chiefs-Cornerback Marcus Peters werfen ließ bleibt ebenfalls ein Mysterium.

Ohne Insel oder schnell

Darrelle Revis ist schon lange von seiner einsamen Insel zurückgekehrt und fällt eher durch Misstackles oder schlichtweg gar keinem Tackling auf – das sah man auch in dieser Partie. Der ehemalige Weltklasse Defensive Back scheint mit dem Tempo nicht mehr zurecht zu kommen und war für kritischen Raumgewinn Tennessees verantwortlich.

Auf der Gegenseite hatte Rookie-Cornerback Adoree’ Jackson enorme Probleme mit Tyreek Hill. Jackson konnte dank seines Tempos zwar mit jenem von Hill mithalten, wollte aber offenbar nicht in Körperkontakt mit dem Receiver treten. So wurde speziell in der ersten Hälfte enorm viel Raumgewinn zugelassen. Jackson muffte auch einen Ball als er als Returner agierte, hatte Glück, dass Chiefs-Kicker Harrison Butker das daraus resultierende Field Goal nur an die Stange setzte. War ein durchwachsenes Postseason-Debüt für den Rookie.

Chiefs fallen zusammen

Alex Smith (264 Yards, 24/33, zwei Touchdowns) dominierte mit seiner Offensive die erste Spielhälfte. In Hälfte zwei ging gar nichts mehr, er kam in den beiden Schlussvierteln auf magere 33 (!) Yards, brachte nur fünf Pässe an. Seine Zukunft in Kansas City steht in der Schwebe, offenbar will man den Veteran weggeben. Es könnte Smiths letztes Spiel als Chief gewesen sein.

Hauptgrund für die schwache Leistung in der zweiten Hälfte war wohl der Ausfall von Travis Kelce. Der Tight End konnte in der ersten Hälfte 66 Yards an Raumgewinn und einen Touchdown beisteuern, als er nach einem üblen Hit mit einer Gehirnerschütterung vom Feld musste. Smith fehlte damit das größte Ziel, die wichtigste Waffe für kurzen Raumgewinn. Ihn konnte man nicht kompensieren.

Man muss aber auch Titans-Veteran-Defensive-Coordinator Dick LeBeat Credit für den Erfolg geben. Nachdem er in der ersten Halbzeit sprichwörtlich alt mit seinem Defensivkonzept (Three-man Rush) aussah, stellte er ebenfalls in der Pause um. Man sah nun viel mehr Blitze und eine Titans-Front, die die O-Line der Chiefs dominierte. Warum Andy Reid und Chiefs OC Matt Nagy aber bei einem 17 Punkte-Vorsprung stur auf purem Passspiel beharrten und sich nicht vermehrt Kareem Hunt zuwandten, bleibt unerklärlich. Man hat den nach Zahlen besten Läufer der Liga in den eigenen Reihen, verzichtet aber ihm den Ball zu geben (elf! Carries für 42 Yards). Katastrophaler Game-Plan!

Wie geht es weiter mit Mularkey?

Eine Niederlage hätte Mike Mularkey trotz erstmaligem Erreichen der Playoffs seit neun Jahren wohl den Job gekostet. Zu wenig macht er aus Mariota, zu stagnierend und falsch werden seine Spieler eingesetzt. Mit dem Erfolg könnte sich das Momentum wieder zu seiner Gunst drehen, auch wenn man speziell Mariota eine Änderung wünscht. Sollte Mularkey das Offensiv-Konzept überdenken, hätte man wenigstens irgendeine Änderung bewirkt.

Falcons beenden Rams-Saison

Die Atlanta Falcons zeigten sich in starker Form und schlugen die Los Angeles Rams auswärts mit 26:13. Profitiert von zwei Fehlern der Rams Special Teams in Form von All-Pro Returner Pharoh Cooper gelang eine rasche Führung. Die Offensive um Matt Ryan (218 Yards, 21/30, ein Touchdown) spielte solide um die Rams einzudämmen. Ein Touchdown von Julio Jones fünf Minuten vor Schluss sorgte für die Entscheidung.

Laufspiel raubt Los Angeles den Atem

Es war ein guter Plan, den Falcons-Offensive Coordinator Steve Sarkisian verfolgte: Mit einem dominierendem Laufspiel um Devonta Freeman (66 Yards, ein Touchdown) und Tevin Coleman (40 Yards) kam man zu Erfolgen. Man nahm genügend Zeit von der Uhr, hatte am Ende fast 15 Minuten länger den Ball als Los Angeles (37:22 Minuten). Somit fehlte den Rams schlichtweg die Zeit um die in der Regular Season so gefährliche Offensive zu etablieren.

Aber auch Julio Jones war wieder voll da: Der Superstar steuerte 94 Yards und einen Touchdown bei und präsentiert sich zur wichtigsten Zeit in absoluter Topform. So kann es weitergehen.

Defensive macht den Rest

Atlantas Defensive konnte Jared Goff (259 Yards, 24/45, ein Touchdown) unter Kontrolle bringen und auch Todd Gurley aus dem Spiel nehmen. Gurley, immer noch Kandidat für den Gewinn des MVP-Awards, kam zwar auf 101 Rushing Yards (bei 14 Versuchen), den Großteil der Zahlen konnte der Runningback aber in zwei Läufen im Schlussviertel verzeichnen. Die Linebacker der Falcons, insbesondere Deion Jones, nahmen Gurley sowohl im Lauf- als auch im Passspiel (zehn Yards bei zehn Pässen) komplett aus dem Spiel und setzten so den wichtigsten Baustein zum Erfolg. Ohne Gurley ist die Offensive der Rams nur halb so gut. Rams-Receiver Robert Woods war der einzige Lichtblick, er kam auf 142 Yards bei neun Fängen. Er konnte viele wichtige Bälle unter Kontrolle bringen und somit auch Punkte (Field Goals) vorbereiten. Goff versuchte viel, es fehlte ihm aber am nötigen Rhythmus um das Spiel in seine Richtung zu ziehen.

 

Müssen gegen können

Die Falcons waren hungriger und präsentierten sich im besten Playoff-Modus. Im Grunde genommen hatte man schon vergangene Woche gegen die Carolina Panthers ein erstes K.O.-Spiel, hätte man dies Partie verloren, man wäre gar nicht erst in die Postseason eingezogen. Diese Einstellung konnte man gegen die Rams mitnehmen und man setzte sich auch deshalb gegen die junge Mannschaft von Sean McVay durch. Los Angeles stellt die zweitjüngste Mannschaft der NFL, die Erfahrung in den Playoffs fehlte dem Team logischerweise komplett. Es war nichts mehr zu sehen von der spektakulären Offensive. Nächstes Jahr gibt es eine neue Chance.

Aaron Donald for DPOTY

Aaron Donald ist nicht von dieser Welt. Der Defensive Tackle ist mit das beste was dieser Sport zu bieten hat. Donald zerstörte die Line der Falcons nahezu in jedem Spiel, er setzte sich teilweise auch gegen zwei Gegenspieler durch und drang zu Matt Ryan vor. Es ist Woche für Woche unglaublich, wie er seine Gegenspieler dominiert. Sein Vertrag läuft jetzt aus, es dürfte sehr viel Geld regnen. Wie es hingegen mit seinem Teamkollegen Sammy Watkins weitergeht, bleibt abzuwarten. Er kam nur auf einen Catch für 23 Yards.

Eagles warten

Die Falcons treffen im Duell der Vögel kommende Woche auf die Philadelphia Eagles. Die Chancen für ein neuerliches Erreichen des NFC-Conference-Finals stehen als äußerst gut.

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