NFL Woche drei: Raiders verlieren, Packers siegen in Verlängerung

Zum Abschluss eines fulminanten Sonntags standen noch einmal vier Spiele auf dem Programm. Das ist dabei passiert:

Titans biegen Seahawks

Die Tennessee Titans konnten sich mit 33:27 gegen die Seattle Seahawks durchsetzen. Es war ein sehr interessantes Spiel, indem die sonst so starke Defensive Seattles überhaupt nicht in Fahrt kam. Titans-QB Marcus Mariotas Zahlen sehen am Ende gut aus (225 Yards, 20/32, zwei Touchdowns), allerdings hatte der Spielmacher auch größere Probleme mit den vermeintlich leichten Pässen und konnte oft nicht allzuviel mit der Zeit machen, die er von seiner gewohnt starken Line bekam. Die Touchdowns die er warf, waren mehr seinen Receivern mit Yards nach dem Catch bzw. einer sehr desolaten Defensive der Seahawks zuzuschreiben. Auch wenn man das Spiel für sich entscheiden konnte – da geht noch deutlich mehr beim talentierten Quarterback.

Am Ende des Tages will man Taylor Lewan zum besten Freund haben: der Tackle brillierte nicht nur gegen die Verteidiger des Seahawks, sondern zeigte auch einmal mehr anschaulich, wie sehr das Footballteam hinter dem jeweiligen Quarterback steht: als Richard Sherman Marcus Mariota sehr spät und auch nicht sehr zierlich an der Seitenlinie tackelte, war Lewan sofort zur Stelle und stellte Sherman zur Rede (um es vorsichtig auszudrücken). Es entstand ein Handgemenge, Lewan kann man ob der Bilder aber keinen Vorwurf machen – das war dirty von Sherman.

Das Backfield der Titans wurde nahezu eins zu eins aufgeteilt: DeMarco Murray bekam 14mal den Ball und lief 115 Yards und einen 75 Yard-Touchdown. Nach seiner schwachen Performance vergangene Woche also ein deutliches Lebenszeichen des Veterans, der an diesem Tag mit der Defensive Seattles besser als Derrick Henry (13 Carries, 54 Yards) zurecht kam. In Abwesenheit des verletzten Rookie-Passfängers Corey Davis (Oberschenkel), übernahm Rishard Matthews die Rolle des Leading-Receivers und kam auf sechs Receptions für 87 Yards und einen Touchdown. Für den zweiten Touchdown sorgte der talentierte Tight End Jonnu Smith (24 Yards).

Defensiv zeigte man eine solide Leistung. Man konnte die schwache Seahawks-Line immer unter Druck setzen, kam aber nur auf einen Sack – was an Russell Wilson lag. Kevin Byard fiel in der Secondary auf, er ließ nur einen Pass zu und konnte einige wichtige Pässe unterbrechen.

Seattles Offensive kam doch noch in Schwung. Russell Wilson warf für 373 Yards (29/49) und vier Touchdowns, konnte nahezu überall einen Ball anbringen. Es sind seine außergewöhnlichen Fähigkeiten, die diese Offensive am Leben erhalten – eine brauchbare Line will man ihm offenbar immer noch nicht zur Seite stellen. Sein Lieblingsziel war einmal mehr Doug Baldwin, der auf zehn Fänge für 105 Yards und einen Touchdown kam. Jimmy Graham fügte 72 Yards (sieben Catches) hinzu, Cj. Prosise (65 Yards) und Luke Willson (53 Yards, ein TD) machten den Rest über die Luft.

Das Backfield gehörte Rookie Chris Carson, der aber nur auf 34 Yards bei elf Versuchen kam (plus einem Receiving-Touchdown). Mit einer desolaten Line kann man nur schwer ein Laufspiel aufziehen.

Und die Defensive war vollkommen von der Rolle. Cornerback Richard Sherman fiel durch Undiszipliniertheiten auf – einige würden es wohl mit Übermotivation versuchen zu relativieren. Viele Penalties und einfach dumme Entscheidungen kosteten den Seahawks immer wieder Yards und brachten die Titans so zu neuen Angriffsserien. Frank Clark war mit der dominanten Line Tennessees komplett überfordert, er verlor nahezu jedes Duell gegen seine Verteidiger und sah auch gegen Rishard Matthews bei dessen TD alles andere als gut aus. Allgemein lässt sich sagen: 196 Rushing Yards sind eindeutig zu viel – schon gegen die San Francisco 49ers ließ man den Gegner viel zu viel laufen (159 Yards): da herrscht dringender Handlungsbedarf.

Einziger Lichtblick: Safety Kam Chancellor, der auf sieben Tackles kam und als einziger die Runningbacks der Titans stoppen konnte.

Chiefs weiterhin makellos

Die Kansas City Chiefs sorgten mit einem 24:10 Erfolg bei den Los Angeles Chargers für den dritten Saisonsieg. Hauptakteur des Erfolgs: Chargers QB Philip Rivers, der drei Interceptions warf aus denen die Chiefs zu Punkte kamen. Diesmal reicht ein Blick auf die Zahlen um das Spiel des Quarterbacks zu analysieren: 237 Yards, (20/40) und keinen Touchdown bei drei Turnovers. Rivers hatte Glück, dass er am Ende nicht mit ca. sieben Interceptions vom Feld ging, einige pickbare Bälle wurden entweder fallengelassen oder wegen Strafen zurückgenommen. Das war einfach gar nichts, mit solchen Leistungen kann man kein Spiel gewinnen. Aber bei den Chargers verhindert am Ende eh irgendeine Besonderheit einen Sieg.

Melvin Gordon machte das beste aus der Situation, kam auf 79 Rushing-Yards inklusive Touchdown, musste aber mit einer Knieverletzung vom Feld. Alles in allem war sein Auftritt aber wieder einer der solideren Sorte. Branden Oliver konnte Gordons Abwesenheit sowohl im Laufspiel (16 Yards) als auch im Passspiel (18 Yards) nicht kompensieren. Als beste Passfänger agierten Travis Benjamin (105 Yards) und Keenan Allen (61 Yards), letzterer hatte nach dem Catch Probleme, konnte selten zu größerem Raumgewinn weiterlaufen – auch weil Rivers sehr ungenaue Bälle warf.

Defensiv war es eine durchwachsene Vorstellung: Melvin Ingram war der Star der Einheit und kam auf drei Sacks plus sechs Tackles. Joey Bosa kam ebenfalls auf sechs Tackles und einen halben Sack. Linebacker Jatavis Brown hingegen hatte große Probleme, sowohl im Passspiel (sieben von sieben Pässe kamen an) als auch mit dem Laufspiel der Chiefs konnte er wie seine Positionskollegen die großen Raumgewinnen nicht eindämmen: Kansas City erlief am Ende 193 Yards.

Das lag natürlich auch wieder an der hervorragenden Leistung von Sensations-Rookie Kareem Hunt. Der Runningback kam abermals auf über 100 Total Yards (172! Rushing-Yards) und bleibt seiner Serie damit treu: drei Karriere-Spiele, alle drei über 100-Yards. Wieder ein Touchdown, wieder jener, der am Ende für den Sieg sorgen sollte. Er kann immer für den Unterschied sorgen.

Alex Smith (155 Yards, 16/21) kam auf zwei Touchdowns und machte wie immer das was man von ihm verlangt: keine Turnovers, sichere Pässe. Und einen sehr starken tiefen Ball auf Tyreek Hill (30 Yards TD). Viele Screen-Pässe, wenig spektakuläres aber dafür viel effizientes. Alles beim alten also in Kansas City.

Die Defensive wurde von Marcus Peters (drei Tackles, eine Interception) getragen. Er ließ nur drei von sieben Pässen für zwanzig Yards zu, er konnte einige Pässe ablenken und hätte gut und gerne noch einen Ball picken können. Terrance Mitchell fing zwei Pässe ab und kam auf satte neun Tackles. Chris Jones bleibt zudem einer der gefürchtetsten Spieler der Liga, er brillierte wieder einmal auf ganzer Linie und konnte so die Big Plays für seine Mannschaftskameraden vorbereiten.

Spät aber doch – Packers behalten in der Verlängerung die Oberhand

Die Cincinnati Bengals leben wieder! Ein neuer Offensive Coordinator macht’s möglich: Bill Lazor fand offenbar schon in der ersten Woche seiner neuen Aufgabe ein Mittel um Quarterback Andy Dalton aus dem Tiefschlaf zu holen und die Offensive wieder gefährlich zu gestalten. Dalton (212 Yards, 21/27) kam auf zwei Touchdowns und startete mit einem TD auf A.J. Green gut ins Spiel. Später hatte er aber wieder seine Probleme, vor allem im vierten Viertel konnte er die Partie nicht nach Hause spielen, fand keinen Weg die Defensive Green Bays zu überwinden. Von seinen 21 Pässen gingen drei über eine Strecke von mehr als zwanzig Yards – da würde noch mehr gehen.

Deshalb konnten die Green Bay Packers und Aaron Rodgers (313 Yards, 28/42, drei TDs) die Partie noch drehen und in der Verlängerung mit 27:24 schlussendlich gewinnen. Der Quarterback sah in der ersten Hälfte alles andere als gut aus, warf einen grauenhaften und sehr seltenen Pick-Six, hievte sich aber in der zweiten Halbzeit aus der kleinen Krise und sorgte mit Big Plays über Jordy Nelson nicht nur dafür, dass seine Mannschaft in die Verlängerung kam, sondern dass man auch noch als Sieger vom Platz gehen konnte.

Left Tackle Kyle Murphy hatte einen sehr schwachen Tag, er wurde von seinen Gegenspielern teilweise regelrecht überrannt und am Ende war er für zwei Sacks verantwortlich. Über ihn kamen die Bengals immer wieder in Richtung Rodgers durch – keine gute Aussicht für die kommenden Aufgaben.

Geronimo Allison avancierte zum Matchwinner, er kam auf 122 Yards und legte den großen Raumgewinn in der Overtime zum entscheidenden Field Goal hin. Mason Crosby verwandelte am Ende sicher – und sicherte damit den ersten Sieg für Aaron Rodgers in der Verlängerung im achten Anlauf.

In der Defensive fiel vor allem Safety Josh Jones auf. Der Zweitrundenpick zeigte eine hervorragende Leistung, kam auf zwölf Tackles und zwei Sacks und konnte die Bengals immer wieder in kritischen Situationen stoppen. Wieder ein Rookie, der aufzeigen konnte! Blake Martinez kam ebenfalls auf elf Tackles und zeigte vor allem gegen den Lauf seine Stärken. Rookie Cornerback Kevin King konnte sieben Tackles verzeichnen, hatte aber sonst einen sehr mauen Tag, da er sehr viele Pässe in seine Richtung zuließ.

Noch einmal zu den Bengals: A.J. Green konnte endlich seinen ersten Touchdown der Saison beisteuern (111 Yards bei zehn Fängen). Er konnte Kevin King nahezu immer vernaschen und dürfte vom neuen Offensive Coordinator profitieren. Ebenfalls positiv auswirken wird sich der neue Offensivplan auf Rookie Joe Mixon: erstmals führte er sein Team im Backfield an, bekam 18 mal den Ball (62 Yards) und war auch im Passspiel wieder ein Faktor (drei Pässe, 39 Yards). Die Zahlen sehen schwach aus, sein Spiel dafür umso besser. Das kann was werden, wenn dann auch John Ross und Tyler Boyd zu dieser Offensive dazustoßen.

Zwei Spieler die defensiv stark agierten: Cornerback William Jackson kam auf seine erste NFL-Interception (gleich ein Pick Six) und zeigte eine sehr ordentliche Leistung. Carl Lawson bleibt einer der dominanten Defensiv-Rookies, er kam auf vier Tackles und 2.5 Sacks. Immer noch ein Rätsel, warum er im Draft so tief nach unten fiel (vierte Runde).

Raiders verlieren gegen Redskins

Das war absolut nichts: die Offensive der Oakland Raiders war gegen die Washington Redskins ein Harmlosigkeit nicht zu überbieten, man verlor am Ende zurecht mit 10:27. Derek Carr spielte eines seiner schwächsten Spiele in seiner Karriere, kam nur auf 110 Yards (14/26) und einen Touchdown (Jared Cook). Allerdings warf der Spielmacher aber auch zwei Interceptions – weil er den Ball zu häufig auf gedeckte Mitspieler warf. Schlechte Entscheidungen von Carr, der aber auch wieder einmal miterleben musste, dass seine Receiver einfache Bälle nicht fangen konnten. Amari Cooper hatte am Schluss nur einen Fang für sechs Yards und zeigte zum Leidwesen aller beteiligten Raiders-Anhänger durch fallengelassene Bälle auf – mittlerweile hält er bei sechs Drops in drei Spielen.

Das Laufspiel konnte auch für keinen Unterschied sorgen, Marshawn Lynch lief gerade einmal für 18 Yards (sechs Carries), alle anderen Runningbacks kamen auf einstellige Zahlen. Das war eine wirklich außerordentlich schwache Vorstellung des Titelaspiranten. Gegen die Denver Broncos kommende Woche wird es eine deutliche Steigerung benötigen.

Die Defensive war etwas besser, Khalil Mack konnte einen Sack verzeichnen und war gegen den Lauf eine Macht. Safety Karl Joseph kam auf neun Tackles, Corey James auf deren zwölf und einen erzwungenen Fumble. David Amerson wurde einmal von Josh Doctson entscheidend geschlagen (Touchdown), jedoch erlaubte er nur drei Fänge bei sieben Versuchen in seine Richtung für eine Ausbeute von 23 Yards.

Die Redskins hingegen zeigten eine zu den Raiders gegenteilige Leistung. Quarterback Kirk Cousins (365 Yards, 25/30, drei Touchdowns) glänzte und verteilte die Bälle auf seine Mitspieler geschickt. Die starke Leistung lag nicht nur an Cousins selbst, sondern auch an einer starkten O-Line, die dem Spielmacher genügend Zeit zum Werfen gab. Vor allem der Touchdown auf Vernon Davis war eine Augenweide. Alles in allem eine sehr gute Vorstellung des Quarterbacks, der in der kommenden Offseason darauf wartet, endlich einen langfristigen und hochdotierten Vertrag zu unterschreiben.

Das Backfield ging auf Grund des Fehlens von Rob Kelley an Rookie Samaje Perine, der allerdings auf magere 49 Yards bei 19 Versuchen kam (plus Fumble). Chris Thompson steuerte 38 Yards bei, war aber wichtigster Passfänger von Cousins mit 150 Yards und einem Touchdown – 145 Yards erzielte er nach dem Kontakt mit einem Gegenspieler! Abermals eine hervorragende Vorstellung des dualen Runningbacks.

Die Defensive der Washington Redskins machte einen ordentlichen Job: Cornerback Kendall Fuller war bester Mann des Teams, er konnte einen Ball abfangen und einen Fumble erzwingen. Fuller ließ zwei Pässe für 17 Yards zu. Rookie Montae Nicholson konnte ebenfalls eine Interception verzeichnen und zeigte ein sehr solides Spiel.

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