NFL Woche 15: Trainerwechsel und Playoffplätze

Es wird eng und enger, die letzten Wochen der NFL Regular Season versprechen Spannung pur. So auch in Woche 15, als wieder einmal einige Überraschungen stattfanden, sich Teams endgültig das Ticket in die Playoffs sicherten oder sich endgültig von der Postseason verabschieden mussten. Das können wir von dieser Woche mitnehmen:

Baltimore mit knappen aber sehr wichtigem Sieg

Auch wenn es für die Philadelphia Eagles um nichts mehr geht, gewinnen wollte man das Spiel gegen die Baltimore Ravens dennoch unbedingt. Das zeigte sich am Ende des Spiels, als man nach einem Touchdown nicht den Extrapunkt ausspielte, der zum Ausgleich geführt hätte, sondern für zwei Punkte ging. Man konnte die 2-Pt-Conversion nicht vollenden, musste sich am Ende mit 26:27 geschlagen geben.

Dass die Eagles überhaupt noch einmal ins Spiel kamen, ist einem sehr eigenartigen Playcall zu verschulden. Mit einer zehn Punkte-Führung sechs Minuten vor Schluss, spielte man an der gegnerischen elf Yard Linie nicht etwa locker die Uhr runter, sondern ging aufs Ganze. Flacco warf in die Endzone, nur um von Eagles Linebacker Jordan Hicks intercepted zu werden. Philadelphia konnte daraus ein Field Goal erzielen und beim anschließenden Ballbesitz gar noch einen TD draufsetzen. War knapp, die Uhr spielt man definitiv anders herunter, es ging sich aber noch einmal aus.

Überhaupt hielt mehr Flacco als Eagles-QB Carson Wentz Philadelphia im Spiel: in der ersten Hälfte fumbelte Flacco (206 Yards, 16/30, zwei TDs, eine INT) den Ball an der eigenen acht Yard Linie, Eagles RB Ryan Matthews nahm das Geschenk dankend an und sorgte für sechs Punkte. Natürlich hatte Flacco auch seine guten Momente, etwa beim wunderbaren TD-Drive den Steve Smith abschloss. Man braucht mehr davon, will man noch in die Playoffs einziehen. Solange die O-Line so spielt, darf Flacco nicht versagen. Nachdem sich viele Starting-Spieler wieder rechtzeitig fit melden, hält die Mauer, Rookie Ronnie Stanley ist als Left Tackle eine Augenweide. Über Marshal Yanda muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Beide sorgten für wichtige Löcher für das Laufsspiel der Ravens, Terrance West kam auf 77 Rushing- und 45 Receiving-Yards. Justin Tucker trotzte dem Wind:

Carson Wentz zeigte kein wirklich berauschendes Spiel, kam auf 170 Yards (22/42) und eine Interception. Einzig seine Verbindung mit Tight End Zach Ertz sticht heraus, er fing sechs Pässe von Wentz für 80 Yards. Überraschenderweise ging viel mehr über den Lauf, die Line schuf Räume für Matthews (128 Yards, ein TD), insgesamt kam man auf 169 Rushing-Yards.

Defensiv stach bei den Ravens Zach Orr hervor, der Wentz einmal pickte und zusammen mit C.J. Mosley und Eric Weddle die Defensive zusammenhielt. Aber eben, gegen den Lauf war man diesemal schwach. So auch die Eagles, bei denen Fletcher Cox (ein Sack) und die beiden Pass Rusher Brandon Graham und Vinny Curry zwar gut spielte, die Secondary aber überhaupt nicht da war und so zu viele Plays – wie etwa den TD durch Smith – zu leicht zuließen.

Titans gelingt nächste Überraschung

Die Tennessee Titans konnten nach dem überraschenden Sieg über die Denver Broncos vergangene Woche ihre ansteigende Form auch gegen die Kansas City Chiefs bestätigen. In einem Krimi, entschieden durch ein Last-Second Field Goal, setzten sich die Titans bei angenehmen minus 17 Grad Celsius mit 19:17 durch.

Dabei hätte das Spiel auch anders ausgehen können, Titans Kicker Ryan Succop versemmelte den ersten Field Goal Versuch aus 53-Yards, bekam aber noch eine zweite Chance, da Chiefs Head Coach Andy Reid noch rechtzeitig ein Timeout nahm, um den Kicker zusätzlich zu verunsichern. Succop nahm die Chance wahr und brachte den Ball im zweiten Anlauf zwischen die Pfosten. Damit konnte Tennesse eine unglaubliche Aufholjagd im vierten Viertel mit einem Sieg krönen.

Denn die Titans standen zur Pause einem zehn-Punkte-Rückstand gegenüber. Beide Mannschaften konnten im dritten Viertel nicht punkten, die Titans fanden aber noch einmal in den Rhythmus und kamen durch ein Field Goal von Succop und einen Touchdown von Rookie Runningback Derrick Henry an Kansas City heran. Marcus Mariota (241 Yards, 19/33, kein TD, eine INT, ein Fumble) hatte zu Beginn Probleme, warf eine bittere Interception und wurde von Eric Berry zu einem Fumble gezwungen. Dass er und sein Team allerdings derzeit nur vor Selbstvertrauen strotzen, zeigte sich in den anschließenden Drives: Mariota führte sein Team zu einem 88-Yard-TD-Drive, mit kritischen third-down-conversions und einem ausgespielten vierten Versuch. Es sollte sich auszahlen, da man wieder mitten im Spiel stand. Coach Mike Mularkey zeigte Minuten vor Schluss, wie sehr er seiner Offensive vertraut und spielte nach dem TD eine 2-Point-Conversion statt dem ausgleichenden Extrapunkt aus, scheiterte aber damit. Es sah nach einem sicheren Sieg der Chiefs aus. Mariota bekam 1:07 Minuten vor Ende des Spiels ohne Timeouts noch einmal den Ball und machte was er machen musste – er führte sein Team in Field Goal Range und schließlich zum Sieg.

Wieder einmal konnte die O-Line der Titans das Spiel maßgeblich mitbestimmen, vor allem im vierten Viertel hielt man dicht. Die beiden Runningbacks DeMarco Murray (89 Rushing-Yards, 52-Receiving-Yards) und Derrick Henry (58 Rushing-Yards, zwei TDs) halfen Mariota das Spiel noch einmal in die entgegengesetzte Richtung laufen zu lassen.

Auf Seiten der Chiefs wieder dieselben Probleme wenn sie verlieren (was ohnehin nicht oft vorkommt): sie spielen die Partien nicht fertig. Tennessee konnte Kansas City in der ersten Hälfte zwei mal an der Goal Line stoppen, Alex Smith warf eine grauenvolle Interception in die gegnerische Endzone. In der ersten Hälfte hui, in Hälfte zwei pfui. Jeremy Maclin meldete sich mit sehcs Fängen bei sechs Versuchen auf ihn mit 82 Yards eindrucksvoll zurück. Die Line machte im Grunde genommen auch einen guten Job, Spencer Ware kam auf 70 Rushing Yards und Rookie Tyreek Hill lief einmal für 68 Yards zu einem Touchdown. Dieser Junge ist Woche für Woche einfach magisch und wäre in jedem anderen Jahr eindeutig Offensive Rookie of the year geworden. Heuer hat er das Pech in einer Klasse mit Ezekiel Elliott zu spielen.

Defensiv sah alles aus wie immer. Die kritischen Plays bilden den Grundstein für die Siege von Kansas City, wenn denn auch die Offensive mitspielen würde. Safety Ron Parker kam auf eine Interception, Eric Berry auf den Fumble an Mariota. Normalerweise reicht das schon zum Sieg, gegen die Titans brach die Defensive gegen Ende aber auch ein und man musste als Verlierer vom Platz gehen. .

Shady zu gut für Browns

Die Buffalo Bills stolpern nicht über das Liga-Schlusslicht, namentlich die Cleveland Browns, sondern setzten sich deutlich mit 33:13 durch. Es war ein wichtiger Sieg, so blöd das auch klingen mag, schließlich ist die Stimmung bei den Bills derzeit alles andere als rosig. Gerüchte um eine Absetzung von Head Coach Rex Ryan und Quarterback Tyrod Taylor erhärten sich, mit dem Erfolg kann man zumindest für ein paar Tage wieder entspannen. Tyrod Taylor (174 Yards, 17/24, ein TD) zeigte eines seiner besseren Spiele, brachte viele seiner Pässe an (vor allem im Bereich der mittellangen Pässe zwischen zehn und neunzehn Yards – sechs von acht) und konnte wie so oft durch sein Laufspiel für zusätzliche Yards (50 Rushing-Yards) sorgen.

Den MVP-Award für dieses Spiel verdient sich aber wieder einmal Runningback LeSean McCoy. Mit 153 Rushing-Yards und zwei Touchdowns zerstörte Shady die Browns im Alleingang, insgesamt konnten die Bills aber satte 280 Rushing-Yards auf Board bringen (Taylor 50; Mike Gillislee 37 Yards, ein TD). Die Line hatte keine Probleme mit der Defensivabteilung von Cleveland, riss massig Löcher auf und schützte Taylor nahezu perfekt (ein Sack durch Rookie Emanuel Ogbah). Durch die Luft ging auch etwas, Taylor fand seinen Tight End Charles Clay für 72 Passing-Yards bei sieben Versuchen, Clay konnte alle sieben Bälle fangen.

Defensiv nahm man die Browns hauptsächlich komplett aus dem Spiel. Robert Griffin III kam auf 196 Yards (17/28), 48 Rushing-Yards und einen Rushing-TD. Das Passspiel konnte man aber weitestgehend unterbieten, die Cornerbacks Stephon Gilemore und Rnald Darby hatten ein gutes Spiel, Linebacker Zach Brown ließ zwar vier von sechs Pässen auf ihn zu, allerdings für magere 33 Yards. Im Pass Rush überzeugte Kyle Williams und Lorenzo Alexander mit je 1.5 Sacks, Zach Brown und Jerry Hughes steuerten ebenfalls noch einen bei. Rookie Shaq Lawson forcierte einen Fumble.

Man sah aber ein wenig Vintage-RGIII. Der Quarterback ging oft selbst, mitunter auch erfolgreich, wie man bei seinem Touchdown sah. Allerdings beschränkte sich sein Passspiel auf nur kurze Pässe, Receiver wurden mehr oder weniger zur Verzweiflung getrieben: war ein Passfänger einmal offen, sah Griffin seinen Mitspieler meist nicht, er wartete oft zu lang in der Pocket und lief am Ende dann selbst los. Natürlich trifft Griffin nicht die alleinige Schuld an der schwachen Offensivleistung, die Line hielt nicht und auch Terrelle Pryor ließ zwei mal einen fangbaren Ball fallen. Man ist eben ein 0-14 Team, es läuft gar nichts.

So auch defensiv, die 280 Rushing-Yards wurden schon angesprochen, die Browns verzeichneten zwar viele Tackles, waren aber in allen Belangen unterlegen. Es sieht sehr nach einer 0-16 Saison aus, womit man mit den Detroit Lions historisch gleichziehen könnte.

Green Bay kommt mit blauem Auge davon

Die Green Bay Packers waren kurz davor, einen sicher geglaubten Sieg gegen die Chicago Bears noch einmal herzugeben, ein Field Goal von Mason Crosby in den Schlusssekunden sorgte aber noch einmal für die Führung und den 30:27 Erfolg über den Divisionsrivalen.

Es war der Verdienst von Aaron Rodgers (252 Yards, 19/31), der zwar keinen Touchdown selbst erzielen konnte, mit dem wichtigen 60-Yard-Pass auf Jordy Nelson das siegbringende Field Goal auflegte. Darüber hinaus eine absolute Traumvorstellung vom zweimaligen Liga MVP, der wieder einmal durch Genauigkeit glänzte, oft aber von seinen Receivern – namentlich Davante Adams – mit bösen Drops im Stich gelassen wurde (zwei sichere TDs). Er scheint gerade zur rechten Zeit in perfekte Form gekommen zu sein, die Packers wahren mit dem Sieg über die Bears die Playoff-Chancen. Natürlich beeinflusste ihn seine Wadenverletzung, von den üblichen Scrambles sah man gegen Chicago wenig, die Bewegung in der Pocket funktionierte aber.

Natürlich muss man auch die Line hervorheben, die zwar in der ersten Hälfte gleich drei Sacks an Rodgers zuließ, ansonsten aber einen tadellosen Job machte und Rodgers nicht nur viel Zeit kaufte, sondern für den anderen Mann des Spiels, Ty Montgomery enorm viele Räume öffnete. Montgomery dürfte jetzt endgültig auf die Position des Runningbacks wechseln, zu gut macht der gelernte Wide Receiver seine Sache im Backfield. Gegen die Bears kam er auf unglaubliche 162 Yards und zwei Touchdowns, in ganzer Marshawn Lynch Manier holte er sich viele Yards after Catch, konnte selten von Gegenspielern gestoppt werden. Damit hat man wieder eine Waffe im Backfield, gerade zur rechten Zeit.

Dass das Spiel noch einmal knapp wurde, lag auch an Matt Barkley (362 Yards, 30/42, zwei TDs, drei INTs). Der QB der Bears brachte viele seiner Pässe punktgenau an und er liest die Defensive schon sehr gut. Das klingt natürlich komisch, wenn man sich seine drei Interceptions ansieht, die waren vermeidbar, dennoch zeigt seine Kurve weiterhin deutlich nach oben. Aufgeben gibt es bei diesem Jungen nicht, auch wenn die Bears zwischenzeitlich 17 Punkte hinten waren, Barkley versuchte alles und brachte sein Team wieder heran. Es hätte sich gar für den Sieg ausgehen können, wieder einmal standen sich die Bears selbst im Weg, als man sich durch eine Holding-Strafe in der Redzone weiter nach hinten brachte und die Pässe in die Endzone nicht unter Kontrolle brachte. Wieder einmal knapp gescheitert. Obwohl die Line wieder einen hervorragenden Job erledigte.

Defensiv sticht bei den Packers Ha Ha Clinton-Dix mit zwei Interceptions hervor, wenn er auch bei der zweiten nichts anderes tun konnte, als den Ball zu fangen. Julius Peppers kam auf den einzigen Sack des Spiels, Micah Hyde kam auch auf eine INT und ließ nahezu keinen Pass zu. Ganz im Gegensatz zu Bears Rookie Cra’von LeBlanc, der seine tolle Leistung von vergangener Woche gegen Detroit nicht bestätigen konnte: vier von acht Pässen in seine Richtung kamen für 106 Yards an und er hatte Glück, dass Davante Adams den Ball an diesem Abend nicht fangen wollte.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


*