Licht und Schatten bei Trubiskys Debüt

Zum Abschluss der fünften Runde der neuen NFL Saison, empfingen die Chicago Bears die Minnesota Vikings. Alle Augen waren natürlich auf Rookie Quarterback Mitchell Trubisky gerichtet, der sein NFL-Starting Debüt gab. Das können wir von diesem Spiel mitnehmen:

Allgemeine Spielinfo

Gerade in der ersten Hälfte war noch nicht viel los: die Bears kamen durch einen Safety am zurückgekehrten Sam Bradford im ersten Viertel zu den Eröffnungspunkten, Vikings-Kicker Kai Forbath sorgte mit einem Fiel Goal vor der Pause für die 3:2 Führung Minnesotas. Nach der Halbzeit kam Schwung in die Partie, wohl auch weil Vikings Head-Coach Mike Zimmer Bradford wieder aus dem Spiel nahm und Case Keenum brachte. Dieser fand im dritten Viertel seinen Tight End Kyle Rudolph zum ersten Touchdown der Partie. Die Bears antworteten mit einem Fake-Punt: Pat O’Donnell fand Runningback Benny Cunningham zum Anschluss-Touchdown. Jerick McKinnon wiederum konnte anschließend ausbrechen und für einen 58-Yard Touchdown sorgen. Ein turbulentes drittes Viertel ging mit einem Zwischenstand von 17:9 aus Sicht der Vikings zu Ende. Im Schlussviertel konnte dann Trubisky seinen ersten Karriere-Touchdown auf Zach Miller werfen und die anschließende 2-Pt-Conversion verwerten. Es sah nach einem Unentschieden aus, ehe sich Trubiskys fehlende Erfahrung doch noch bemerkbar machte: ein Pass – gedacht auf Miller – wurde von Vikins-Safety Harrison Smith abgefangen, man stand weit in der Hälfte der Bears. Kai Forbath verwandelte anschließend das siegbringende Field Goal zum Endstand von 20:17.

Trubiskys Spiel

Wie bei jedem Rookie(-Debüt) gab es vieles was Zuversicht macht und einiges Fehler zu bestaunen. Trubisky glänzte mit seiner Genauigkeit, er versteht es schon sehr gut aus der Pocket auszubrechen und den Ball punktgenau während des Laufs an seine Receiver anzubringen. Er bekam den Ball meist schnell los und bringt eine ganz neue Facette in das Offensivspiel Chicagos.

Allerdings hatte er logischerweise mit der starken Defensive der Vikings zu kämpfen. In Blitzsituationen weiß er noch nicht wirklich wie er sich verhalten soll, übersah einmal Everson Griffen, der ihn auch gleich zum Fumble zwang (wodurch das erste Field Goal der Vikings vorbereitet wurde). Gegen die Vikings konnte er seine Mannschaft nur bedingt über’s Feld führen bzw. Drives mit Punkten abschließen. Das lag auch am ständigen Druck den er verspürte, gerade Griffen spielte sich mit der O-Line der Bears und brach immer wieder zum Rookie-Spielmacher durch. In diesen Situationen brachte er nur einen von sieben Passversuchen beim eigenen Mann für sieben Yards an. Sein erster Karriere-Touchdown hätte genauso gut seine erste Karriere-Interception sein können, Andrew Sendejo tippte den Ball in der Endzone in die Hände von Zach Miller. Gegen Ende gab es dann den kritischen Pick von Harrison Smith auf Grund eines klassischen Anfängerfehlers.

Dennoch sah man schon ganz klar: trotz der mauen Zahlen (128 Yards, 12/25, je ein TD und eine INT) ist Trubisky eindeutig eine Steigerung zu Mike Glennon. Er hat deutlich mehr Potential, muss dieses aber auch abrufen können. Kann noch ein wenig dauern, kann aber gut funktionieren. Für’s erste gilt: die Line vor ihm muss halten, das Laufspiel weiterhin die meiste Arbeit machen – dann kann sich auch Trubisky vernünftig entwickeln weil nicht der ganze Druck auf ihm lastet.

Laufspiel solide, Wright wichtig

Jordan Howard lief für 76 Yards, der Touchdown blieb ihm diesmal aber verwehrt. Trubisky selbst steuerte 22 Yards bei, Rookie Tarik Cohen weitere 13 Yards. Den Bears fehlt es auf Grund der vielen Verletzungen und auch generell an echten Passfängern, Kendall Wright führte das Kollektiv mit 46 Yards bei vier Fängen an. Wright wurde fünfmal anvisiert und zeigte damit auch in diesem Spiel, dass er vermutlich der wichtigste Receiver der Bears derzeit ist. Und es schadet sicherlich nicht, wenn er mit Trubisky schon jetzt eine gute Feld-Beziehung aufbaut. Zach Miller kam auf 39 Yards – die großen Zahlen sucht man in der Receiver-Spalte bei den Bears traditionell vergeblich.

Floyd mit starker Partie

Defensiv überzeugten bei den Bears vor allem Ackiem Hicks und Leonard Floyd. Hicks spielte sich mit der Line der Vikings, kam auf zwei Sacks und vier Tackles und konnte die verschiedenen Läufer der Vikings rasch stoppen. Leonard Floyd kam auf sechs Tackles und ebenfalls zwei Sacks und konnte ebenfalls gegen das Laufspiel brillieren. Gerade diese beiden Spieler können für den Unterschied sorgen, beide befinden sich derzeit in absoluter Hochform.

Spaß mit Fox

Fake-Punts bzw. Fake-Spielzüge sieht man auf NFL-Niveau leider sehr selten. Umso interessanter und schöner, wenn einer der konservativsten Coaches der Liga zu solch einem Trickspielzug greift: John Fox brachte mit diesem Call im dritten Viertel die ersten Punkte für seine Mannschaft aufs Board – bitte mehr davon!

Bradford noch nicht auf Höhe

Sam Bradfords Rückkehr war alles andere als zufriedenstellend. Der Quarterback kehrte nach drei Spielen Pause (Knieverletzung) zurück aufs Feld, konnte aber nur zwei Viertel spielen. Er war eindeutig noch nicht fit, Mike Zimmer tat richtig, ihn aus der Partie zu nehmen, anderenfalls hätte sich Bradford wohl schwerer verletzen können. Der Spielmacher wartete meist zulange in der Pocket (deshalb auch der Safety im ersten Viertel) und hatte dadurch auch mit dem Pass Rush der Bears zu kämpfen (vier Sacks). Man sollte nichts überstürzen und ihm lieber genügend Zeit geben. Diesen Abend schloss er mit 36 Passing-Yards (5/11) ab.

Case Keenum sah dagegen fast schon wie ein brauchbarer Spielmacher aus, er konnte die Offensive aufwecken und seine Mannschaft über das Feld und zu Punkten führen. Er kam am Ende auf 140 Yards (17/21) und einen Touchdown. Man darf nicht davon ausgehen, dass er am Ende die Nase gegen Bradford und den bald wieder voll-einsatzfähigen Teddy Bridgewater vorne hat – dennoch bleibt das Duell um den QB-Startplatz spannend. Jeder Spielmacher hat seine Schwächen, Bradford und Bridgewater hautsächlich körperliche Beschwerden.

McKinnon dürfte Backfield gewinnen

Der Schock über die schwere Verletzung von Rookie-Sensation Dalvin Cook saß tief. Neuzugang Latavius Murray startete zunächst, verlor aber während des Spiels die Gunst an Jerick McKinnon. Der Runningback kam auf 95 Yards und einen Touchdown, konnte davon 39 Yards nach Kontakt mit einem Gegenspieler erlaufen. Auch im Passspiel war er ein sehr wichtiger Faktor, steuerte er doch 51 Yards bei und war somit bester Passfänger seiner Mannschaft. Mit dieser Leistung dürfte er sich als erste Vertretung von Cook aufdrängen.

Vikings-Defensive stark

Everson Griffen war, wie schon öfter erwähnt, überall am Feld anzufinden. Er konnte sich vor allem gegen Charles Geno durchsetzen und so für Druck auf Trubisky sorgen bzw. das Laufspiel eindämmen. Danielle Hunter konnte sich gegen den anderen Tackle – Bobby Massie – durchsetzen und so eine gefährliche Zange mit Griffen bilden. Die Bears müssen auf den Tackle-Positionen eine Lösung finden! Harrison Smith war sowohl gegen den Lauf als auch gegen den Pass eine Bank, mutierte mit seiner Interception am Ende zum Gamewinner.

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