NFL Woche 5: Fataler Abend für Giants, Big Ben katastrophal

Die fünfte Woche der aktuellen NFL Saison startete wieder einmal mit einigen sehr interessanten Partien. New York weint einerseits, auf der anderen Seite dürfte man nur lachende Gesichter sehen. Aaron Rodgers bleibt Wiederholungstäter. Und Kansas City ungeschlagen. Das können wir von den Sonntagsspielen mitnehmen:

Wentz rupft Cardinals

Die Philadelphia Eagles zerstörten die Arizona Cardinals eindeutig mit 34:7. Es war die große Show von Eagles-Quarterback Carson Wentz, der im ersten Viertel mit drei Touchdowns für 121 Yards den Grundstein für den deutlichen Sieg legte. Wentz kam am Ende auf 304 Yards (21/30) und vier Touchdowns bei einer Interception. Ein weiterer Beweis für die Entwicklung die der junge Spielmacher durchlebt, er kann Drives am Leben erhalten, liest gegnerische Defensiven gut und findet mehr und mehr auch auf tiefen Routen seine Receiver. Eine mehr als gute Vorstellung. Nelson Agholor (93 Yards bei vier Catches) fängt plötzlich auch Bälle und konnte wie Torrey Smith (70 Yards) und Zach Ertz (61 Yards) einmal den Weg in die Endzone finden. Letzterer wird ein immer größerer Faktor in der Offensive der Eagles, er erlebt in der aktuellen Saison seinen endgültigen Durchbruch.

Defensiv ließ man nahezu gar nichts zu. Vinny Curry und Brandon Graham rissen Carson Palmer einmal zu Boden, Timmy Jernigan zeigt sich weiterhin als gewünschte Verstärkung. Die Eagles machen in den letzten Wochen wirklich sehr viel Spaß, man darf gespannt sein, wie sich die Franchise weiterentwickelt.

Bei den Cardinals hingegen will derzeit keine Konstanz ins Spiel kommen. Wenn man so will, ist die O-Line noch die einzige Einheit auf die man sich verlassen kann – und zwar im negativen Sinn, abermals konnte man Carson Palmer (insgesamt zehn Hits) nicht richtig beschützen. Palmer brachte zwar 29 seiner 41 Pässe beim Mitspieler an, seine 291 Yards inklusive Touchdown reichten aber bei weitem nicht aus, um das Spiel für Arizona zu entscheiden. Andre Ellington (65 Yards) war mit neun Fängen aus dem Backfield der wichtigste Passfänger für Palmer, zusammen mit Chris Johnson (neun Carries, 21 Rushing-Yards) teilt man sich die Rolle des verletzten David Johnson auf.

Die eigentliche Stärke der Cardinals ist derzeit nicht vorhanden: die Defensive lässt komplett aus. Egal ob Patrick Peterson, Tyrann Mathieu oder Rookie Budda Baker – es will nichts gelingen. Alles anders bei den Cardinals, derzeit geht nicht sehr viel.

Newton nahezu makellos bei Sieg über Lions

Die Carolina Panthers feierten einen 27:24 Erfolg bei den Detroit Lions. Großen Anteil am Sieg hatte Quarterback Cam Newton, der 355 Yards (26/33) für drei Touchdowns warf – bei keiner Interception. Zum zweiten mal in seiner Karriere lieferte er back-2-back 300+-Yard-Games (nach seinen ersten beiden NFL-Karriere-Spielen) und machte damit der Defensive der Lions das Leben schwer. Die ganze Klasse des MVPs von 2015 sah man bei seinem wunderschönen Touchdown-Pass auf Kelvin Benjamin, wirklich eine Augenweide.

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Für den verletzten Greg Olsen sprang Ed Dickson in die Presche. Der 30-jährige Tight End kam auf fünf Fänge für satte 175 Yards und machte damit den Linebackern und der Secondary der Lions das Leben äußerst schwer. Mit ihm rechnete man offenbar überhaupt nicht, er hatte meist sehr viel freie Fläche vor sich. Der beste Receiver der Panthers dürfte aber Devin Funchess sein: der 23-Jährige ist in den heiklen Situationen zur Stelle (zumindest verlässlicher als Kelvin Benjamin) und konnte an diesem Abend sieben Bälle für 53 Yards und einen Touchdown fangen. Zudem durfte sich Rookie Christian McCaffrey über seinen ersten NFL-Karriere Touchdown freuen.

Was die Panthers aber noch dringend in den Griff bekommen müssen: die vielen Strafen! Mitte des zweiten Viertels kam Carolina schon auf sieben Strafen, am Ende standen elf Penalties für einen Raumverlust von 100 Yards zu Buche. Der erste Touchdown-Drive der Lions wurde quasi von den Panthers am Leben gehalten: Luke Kuechly und Shaq Thompson griffen in aufeinanderfolgenden Plays Ameer Abdullah ins Gesicht, anschließend sorgte Daryl Worley in der Endzone für eine Pass Interference. Head Coach Ron Rivera sollte seine Mannschaft disziplinierter einstellen. Ansonsten lief defensiv bis auf fünf Minuten im Schlussviertel alles gut: Matthew Stafford und seine Offensive fand nahezu keinen Rhythmus sondern vielmehr war er immer wieder am Boden vorzufinden – sechs Sacks für die Panthers, zusätzlich noch zwei erzwungene Fumbles.

Womit wir auch schon beim Problem der Lions wären: die Offensive funktioniert nicht. Stafford (229 Yards, 23/35, zwei Touchdowns) mag zwar der bestbezahlte Spieler der NFL sein, dennoch kann er derzeit nicht wirklich viel bewegen. Man ist schlichtweg zu limitiert, auf vielen Ebenen: Stafford findet seine Receiver zu wenig, diese wiederum können in vielen Fällen die Erwartungen nicht erfüllen. Marvin Jones ist definitiv nicht seine maximalen 40 Millionen Dollar wert, einzig Golden Tate ist in der Regel eine Bank (außer er wird wie an diesem Abend aus dem Spiel genommen). Und Eric Ebron ist eine absolute Vorgabe, abermals ließ der Erstrunden-Tight End wichtige Bälle fallen unter anderem im Eröffnungsdrive einen sicheren Touchdown (Rookie Tight End Darren Fells machte es mit zwei TDs deutlich besser). Man ist zu limitiert, hat keinen Raum für Fehler. Und als Anhänger greift man sich nur noch an den Kopf, wenn sieben Minuten vor Schluss plötzlich wieder alles zu funktionieren scheint. 17 Punkte Rückstand, am Ende kam man auf drei Punkte heran – Cam Newton raubte den Lions aber mit einem wichtigen First Down zwei Minuten vor Schluss alle Hoffnungen.

Zusätzlich funktioniert die O-Line nicht. Stafford wurde in den vergangene zwei Spielen satte zwölf mal gesacked. Der Quarterback wurde ordentlich zugerichtet, wurde mehrmals an der Seitenlinie am Oberschenkel behandelt. So wird das sehr schwer. Auch wenn Theo Riddick, Ameer Abdullah und Zach Zenner aus dem Backfield zumindest alles versuchen.

Defensiv konnte man diesmal nicht mithalten, man konnte keinen Turnover erzwingen, was für Detroit 2017 schon ein Novum ist. Die Panthers spielten es am Ende einfach trockener und klüger herunter – weil sie über zwei funktionierende Einheiten verfügen.

Historisch schlechter Big Ben

Langsam hat es sich ja herumgesprochen, dass Ben Roethlisberger in der Fremde nicht unbedingt seine besten Leistungen abrufen kann. Dass er aber auch zu Hause auslässt, verblüfft umso mehr: der Veteran war für die 9:30 Niederlage gegen die Jacksonville Jaguars mit fünf Interceptions hauptverantwortlich. Am Ende warf er zwar 312 Yards (33/55) aber eben auch fünf Picks wovon zwei Bälle gleich zu Touchdowns umgewandelt wurden. Tashaun Gipson fing zwei Bälle ab, Talvin Smith, Barry Church und Jalen Ramsey jeweils einen Pass.

Ramsey stand in diesem Spiel abermals im Zentrum, er lieferte sich mit Steelers-Wide Receiver Antonio Brown ein packendes Duell. Beide Spieler konnten sich in vielen Szenen behaupten, als leichter Sieger dürfte aber dennoch Brown herausgehen: der Passfänger konnte Ramsey gleich zu Beginn des Spiels vernaschen und einen Ball für 49 Yards fangen und auch später noch einmal 23 Yards gegen den jungen Cornerback drauflegen. Brown beendet den Abend mit zehn Fängen für 157 Yards. Abgesehen von den zwei Patzern leistete sich Ramsey aber keinen Fehler, im Gegenteil: er bewies dass er jetzt schon zu den besten Cornerbacks der Liga gehört, konnte Pässe unterbrechen und die Interception von Church quasi vorbereiten. Mit A.J. Bouye bildet er das derzeit gefährlichste Corner-Duo der Liga.

Und auch alle anderen zeigten eine hervorragende Defensivleistung: Abry Jones, Calais Campbell und Dante Fowler Jr. kamen jeweils auf Sacks, Telvin Smith gehörte nahezu die gesamte Mitte. Egal ob gegen den Lauf oder gegen den Pass, es war sein Abend.

Die Offensive der Jaguars musste eigentlich nicht viel machen bzw. verließ sich auf ihre Wunderwaffe Leonard Fournette. Der Rookie lief für satte 181 Yards bei 28 Versuchen inklusive eines 90 Yard-Touchdown-Runs. Bisher konnte der Runningback in jeder Woche anschreiben, er ist die Offenivversicherung für das Team von Doug Marrone. Blake Bortles muss/darf nicht mehr viel machen, in diesem Spiel warf er den Ball magere vierzehn mal, acht Bälle brachte er für 95 Yards an. Dass auch das noch zuviel ist, beweist einerseits die Tatsache, dass er trotzdem noch eine Interception warf und andererseits, dass er die meisten Bälle sehr ungenau anbrachte (meist zu hoch). Aber mit diesem Plan (bockstarke Defensive, Laufspiel über Fournette, Bortles vor sich selbst schützen) hat man offenbar Erfolg.

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Auf Seiten der Steelers-Defensive schien nur Ryan Shazier wirklich hervor: der Linebacker war in der Coverage äußerst stark und konnte einen Ball abfangen. Er war voll da, konnte auch gegen den Lauf Akzente setzen. T.J. Watt kam auf einen Sack. Sah schön aus, brachte aber an diesem Abend nichts ein. Viel Arbeit für Mike Tomlin, Big Ben muss wieder in Form gebracht werden. Die obligatorische “ist die Zeit von Roethlisberger abgelaufen”-Debatte ersparen wir uns jetzt an dieser Stelle.

Bengals stoppen Bills

Der Trend der Buffalo Bills wurde vorerst von den Cincinnati Bengals gestoppt – es setzte eine 16:20 Niederlage. Die Bengals wurden einerseits von A.J. Green getragen, andererseits machte er ihnen das Leben auch sehr schwer. Zu Beginn des Spiels konnte der Wide Receiver einen Pass von Andy Dalton zu einem 77 Yard-Touchdown umwandeln und für die Führung sorgen. Später ließ er Bälle fallen bzw. lenkte sie in Richtung von Bills-Verteidiger ab und setzte dann noch einen Fumble drauf. Sieht man sehr selten vom Superstar. Am Ende 189 Yards bei sieben von möglichen 13 Pässen für ihn. Andy Dalton warf für 328 Yards (22/36) und einen Touchdown – die zwei Interceptions gehen mehr auf Green als auf ihn. Rookie Runningback Joe Mixon fand zum ersten mal in seiner NFL-Karriere den Weg in die Endzone!

Defensiv stachen wieder einmal Vontaze Burfict und Rookie Carl Lawson hervor. Burfict kam auf einen Sack und führte sein Team mit insgesamt zwölf Tackles an. Er war sowohl gegen den Lauf als auch gegen den Pass eine Wucht. Warum viele Teams Carl Lawson im Draft übergangen haben, bleibt ein Mysterium der Saison: der Neuling ist ein hervorragender Pass Rusher, übt ständig Druck auf die Line und den QB aus und konnte Taylor am Ende des Tages auch einmal zu Boden reißen. Insgesamt war es eine starke Vorstellung der Defensiveinheit, Michael Johnson (zwei Sacks) sowie Jordan Willis und Geno Atkins sorgten für weitere Sacks. George Iloka sorgte für die wichtige Interception gegen Ende des Spiels.

Buffalo war wieder gefährlich, defensiv hat man sich gut verkauft bzw. man sorgte wieder für einige Turnover. Micah Hyde und Jordan Poyer profitierten von den Butterfingern von Green. Defensive End Jerry Hughes zeigte eine starke Leistung, kam zwar nur auf vier Tackles, konnte aber gegen den Lauf und den Pass profitieren. Einzig Rookie Tre’Davious White musste erstmals in der neuen Saison teures Lehrgeld zahlen, als er gegen A.J. Green gleich drei Bälle für 131 Yards inklusive Touchdown zuließ.

Bleibt noch die Offensive und auch hier wäre noch mehr drinnen gewesen. Man hatte die Chance zu gewinnen, Tyrod Taylor brachte wieder einmal sehr starke und gleichzeitig schöne Bälle an den Mann, kam auf 166 Yards (20/37) und einen Touchdown auf Brandon Tate. Aber auch auf eine kritische Interception in den Schlussminuten die schlussendlich den Sieg nicht mehr möglich machte. LeSean McCoy kam auf 63 Yards. Taylor kann die Mannschaft führen, das hat er in den vergangenen Wochen spätestens bewiesen. Der Plan scheint aber dennoch in einer starken Defensive zu liegen – Sean McDermott gilt nicht umsonst als Defensiv-Mastermind. Die Bengals dürfen sich bei den Bills bedanken – schwache Line (Dion Dawkins) und zu inkonsequent gespielt.

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