Wildcard-Review: Gebeutelt und besiegt

Die ersten beiden Playoff-Spiele sind geschlagen. Die Houston Texans und die Seattle Seahawks ziehen in die nächste Runde ein. Zwei Spiele, die verschiedene Gesichter zeigten. Das können wir von den Samstags-Spielen mitnehmen:

Texans nutzen Oaklands Verletzungen aus

Die Houston Texans konnten sich mit 27:14 gegen die Oakland Raiders durchsetzen und ziehen damit in die nächste Runde ein. Die Raiders starteten wie erwartet mit Rookie Connor Cook als Quarterback, was sich bis zum letzten Viertel als nicht effizient herausstellte. Man musste bis ins Schlussviertel auf eine erfolgreiche third-down Conversion warten, man puntete den Ball satte zehn mal. Cook (161 Yards, 18/45, ein TD, drei INTs) merkte man seine Nervosität an, er warf die Bälle meist zu ungenau und konnte lange in keinen Rhythmus finden. Das ist nicht weiter verwunderlich, schließlich ist Cook noch absolut NFL-grün hinter den Ohren, seinen ersten Karrierestart feierte bisher noch niemand in einem Playoff-Spiel.

Zwischenzeitlich blendete man immer wieder Raiders Backup-QB Matt McGloin im Bild ein. Der Spielmacher der ob seiner starken Leistungen in der Preseason liebevoll auch “Preseason-King” genannt wird, meldete sich nach Schulterverletzung zwar rechtzeitig fit um als Ersatzmann agieren zu können, für einen Einsatz reichte es aber dennoch nicht.

Ohne Line kein sein

Man kann jetzt natürlich die Schuld auf Cook schieben, der es trotz seiner starken Receiver nicht schaffte, die Mannschaft übers Feld zu führen. Das wäre allerdings sehr unfair, schließlich stehen noch andere Spieler auf dem Feld. Einer hingegen musste für das wichtige Spiel passen – Starting Left Tackle Donald Penn (Knie). Er ist und war eine Lebensversicherung für Carr (auch wenn das im Anbetracht von Carrs Verletzung zynisch klingen mag) und auch für jeden anderen, der den Ball in Empfang nimmt. Um der Geschichte einen weiteren Dramacharakter zu verleihen, verpasste Penn just im ersten Playoffspiel der Raiders seit vierzehn Jahren sein erstes Karrierespiel. Shakespeare lässt grüßen!

Penns Ersatzmann Menelik Watson konnte Penn in keinster Weise kompensieren. Der gelernte Right Tackle war seiner neuen Position schlichtweg überfordert, gewann kaum Duelle und musste mitansehen, wie die Frontlinie der Texans Oakland überrollte. Watson spielte heuer nur sieben Snaps als LT – wahrlich schlechte Voraussetzungen also. Auf der Gegenseite konnte Austin Howard ebenfalls nicht überzeugen, über seine Seite kamen die Texans zu zwei Sacks an Cook. Dem noch nicht genug, verletzte sich Center Rodney Hudson zusätzlich noch mitten im Spiel, er konnte aber zumindest wieder zurückkommen. Oakland versuchte Cook bestmöglich zu schützen, man spielte teilweise mit sechs Mann in der O-Line. Half aber nichts.

Im Stich gelassen

Denn die oben als “Star-Receiver” betitelte Passfänger-Einheit ließ Cook nicht nur einmal im Stich. Sei es Rookie RB DeAndre Washington, Andre Holnes, oder Größen wie Michael Crabtree (der die Liga mittlerweile in Drops anführt) oder gar Oaklands sicherste Hand Amari Cooper – alle ließen durchaus fangbare Bälle fangen. Natürlich waren einige Würfe nicht perfekt, aber so ehrlich muss man sein, fangbar waren die gedroppten Bälle allesamt.

Oakland konnte nur mit einer No-Huddle Offensive wirklich Momentum aufbauen – und sogar scoren. Warum Head Coach Jack del Rio nicht schon früher bzw. überhaupt mehr mit dieser Spielweise spielen ließ, bleibt ein Rätsel. Das Laufspiel der Raiders war ob der Probleme der O-Line nahezu nicht vorhanden. Latavius Murray erlief 39 Yards und einen Touchdown, Rookie DeAndre Washington 16 Yards, wobei 14 davon bei einem Lauf gelangen. Der nächste Rookie im Roster Oaklands – Jalen Richard – agierte meist als Returner und machte seine Sache sehr ordentlich. Die restliche Offensive konnte mit der Feldposition nichts anfangen.

Clowney dominiert

Der größte Profiteur vom Ausfall von Donald Penn war Jadeveon Clowney. Der Defensive End, Overall Firstround Pick des Jahres 2014, zerstörte Watson nach Belieben, kam auf seine erste NFL-Interception und war einer der unbeliebtesten Gegenspieler von Connor Cook. Durch seine Dominanz musste Oakland noch einen weiteren Mann in die Line stellen. Clowney zementierte endgültig seinen Status als Top-Pass Rusher. Die Zange aus ihm und J.J. Watt – oh boy.

Er war aber nicht der einzige der vollends zu überzeugen wusste: auch auf der anderen Seite konnte Whitney Mercilus seinen Gegenspieler Austin Howard dominieren (zwei Sacks, sieben Tackles). Oakland hatte also auf beiden Rändern voll zu tun, man musste quasi immer einen der beiden Edge-Rusher doppeln.

Osweiler funktionierte

Sicherlich einer der umstrittensten Spieler dieser Saison ist Brock Osweiler. Der Quarterback den man sich in der Offseason von den Denver Broncos als künftigen Franchise-QB holte, überzeugte in der Regular Season absolut nicht, man setzte Osweiler zur Strafe wegen Verweigerung von guter Leistung auf die Bank. Als sich dann Backup-QB Tom Savage im letzten Grunddurchgangs-Spiel verletzte kam Osweiler wieder zum Zug und sollte auch gegen die Raiders starten. Osweiler (168 Yards, 14/25, ein TD) tat genau das Nötigste um sein Team zum Sieg zu verhelfen, richtig gut war sein Spiel allerdings immer noch nicht. Viel zu viele ungenaue Bälle definierten sein Spiel, einzig ein glänzender Pass auf DeAndre Hopkins stand auf der Haben-Seite (und seine zwei guten Rushing-Läufe für 15 Yards und einen TD). Die Kansas City Chiefs oder die New England Patriots dürfte seine Leistung allerdings nicht zum Fürchten bringen.

Das Workhorse bleibt nämlich weiterhin Runningback Lamar Miller. Er lief 31 mal mit dem Ball für 73 Yards und einen Touchdown, ist die Gameplan-Versicherung wenns anders nicht geht. Wirklich erfolgreich war das aber auch nicht. Immerhin konnte Osweiler wieder einmal DeAndre Hopkins einsetzen (67 Yards, ein TD).

Defensive ging die Luft aus

Man kann den Raiders viel vorwerfen, vor allem auf Offensiver-Seite, defensiv versuchte man aber alles. Angeführt vom bockstarken Khalil Mack (elf Tackles) zwang man Houston zu neun Punts – man wurde aber von den Mitspielern nicht genügend unterstützt. Dass sich während des Spiels mit Bruce Irvin und Malcolm Smith zwei weitere Schlüsselspieler verletzten ist nur die Kirsche auf der Sahnetorte. Mack konnte Texans RB Miller unter Kontrolle behalten, worauf die Texans Osweiler mehr werfen lassen mussten. Zu einem Sack kam er allerdings nicht Als wirklicher Schwachpunkt – und das ist ziemlich ungewohnt – erwies sich Cornerback David Amerson: er verschuldete zwei Strafen und ließ vier Pässe in seine Richtung für 89 Yards zu.

Ganz anders die Situation in der Secondary der Texans: Cornerback A.J. Bouye ließ nichts in seine Richtung zu (sieben Pässe), Robert Nelson machte ebenso einen fantastischen Job.

Für die Texans geht es kommende Woche entweder zu den Kansas City Chiefs oder den New England Patriots. Beide Aufgaben werden deutlich schwerer als jene die man gestern erlebte. Für die Raiders geht die Saison enttäuschend, ja fast schon unwürdig zu Ende. Die Mannschaft und auch die Leistung hatte nichts mit dem Team von noch drei Wochen zu tun. Sehr schade, aber immerhin kann man auf 90% der Regular Season aufbauen.

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